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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)
Autoren: Torkil Damhaug
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das auf dem Nachttisch liegt, und presst es an sein Ohr. Doch keine Stimme ist zu hören. Erneut hat er sich geirrt, denn es klingelt immer noch. Die Fensterscheibe ist matt und undurchdringlich, doch auf der anderen Seite sieht er ein starkes Licht. Schatten bewegen sich hin und her. Du musst jetzt die Verantwortung übernehmen, Axel. Ja, Vater, das werde ich tun, doch zuerst muss ich telefonieren. Miriam ruft mich an. Ich werde ihr alles erzählen. Keine Ausflüchte, Axel. Es ist Zeit .

    Zwei Jungen stehen auf der Treppe. Es ist Sommer und die Sonne fast weiß. Ihre Oberkörper sind mager und nackt, die Arme hellrot. Es ist einer der ersten warmen Ferientage.
    »Lass uns zum Oksvalstrand fahren«, schlägt Brede vor.
    »Mein Fahrrad ist immer noch kaputt«, entgegnet Axel. »Außerdem haben wir versprochen, auf Balder aufzupassen.«
    »Du kannst auf dem Gepäckträger sitzen, und Balder nehmen wir mit.«
    »Das ist nicht gut für seine Pfote. Nachher entzündet sie sich wieder. Du hast doch gehört, was Papa heute Morgen gesagt hat. Er bringt dich um, wenn du das tust.«
    Brede lacht. Ein Lachen, das nicht aus dem dünnen Hals des Jungen zu kommen scheint. »Stell dir vor, der Köter wird richtig krank und stirbt. Das würde Papa total fertigmachen. Er hat Balder doch lieber als uns.«
    Axel schweigt.
    »Wenn du es nicht glaubst, können wir ihn ja erschießen«, sagt Brede. »Dann wirst du sehen, dass ich recht habe.«
    Balder hebt seinen großen Kopf und blickt von seinem schattigen Platz an der Hauswand zu ihnen herüber.
    »Siehst du, der macht sich über dich lustig«, sagt Axel.
    Brede geht zu ihm und krault den Hund hinter dem Ohr.
    »Das tust du nicht, oder, Balder? Du machst dich doch nicht über mich lustig?«
    Der Hundeschwanz bewegt sich wie eine große haarige Schlange im Gras.
    »Sag so was nicht!«, ruft Axel, plötzlich wütend.
    »Was soll ich nicht sagen?«
    »Das mit Papa!«
    Brede sieht ihn aus schmalen Augen an. Dieser Blick macht Axel nur noch wütender. Er reißt die Tür auf, läuft die Treppe hinauf und geht auf den Dachboden. Kommt mit einer Ledertasche zurück.
    Brede steht immer noch neben Balder.
    »Was willst du damit?«
    »Du bist so ein verdammter Angeber!«, faucht Axel. »Jetzt kannst du zeigen, wie mutig du bist!«
    Er öffnet die Tasche, zieht eine schwarzglänzende Pistole heraus und hält sie dem Bruder hin. Mit breitem Grinsen nimmt Brede sie in die Hand und entsichert sie.
    »Die ist ja nicht mal geladen«, sagt er und gibt sie Axel zurück. »Aber du hast gut reden, du bist doch der größte Feigling, den es gibt. Traust dich nie, etwas selber zu tun, sondern stiftest bloß andere dazu an.«
    Axel schnaubt verächtlich. Er fuchtelt mit der Pistole und richtet sie auf Bredes Schläfe.
    »Wollen wir wetten, dass sie nicht geladen ist?«
    Brede grinst immer noch, doch sein Mund ist erstarrt.
    »Versuch es doch«, entgegnet er leise, »wenn du dich traust.«
    Axel krümmt den Finger um den Abzug. Er ist hart und glatt, doch die Bewegung des Fingers lässt sich nicht mehr aufhalten. Sie kann verlangsamt, aber nicht gestoppt werden. Er dreht die Mündung zur Seite und richtet sie auf den Hund, als der Schuss sich löst.

    *

    Die Krankenschwester mit der runden Brille beugte sich über ihn. Sie roch immer noch nach Fischkonserve, und er öffnete den Mund, um es ihr zu sagen. Um sie zu bitten, sich nicht ständig über ihn zu beugen.
    »Sie haben Besuch«, teilte sie ihm mit, während ihr Atem ihm entgegenschlug.
    Er versuchte den Kopf wegzudrehen.
    »Brede?«, fragte er.
    »Ihre Familie ist hier. Heißt Ihr Sohn Brede?«
    Marlen schlüpfte ins Zimmer und blieb an der Tür stehen. Tom schob sie beiseite und öffnete die Tür ganz. Dann tauchte Bie auf und schloss sie hinter sich. Sie trug eine kurze, schwarze Jacke aus weichem Leder.
    Marlen wagte sich zögerlich an sein Bett. Sie starrte in sein Gesicht und legte einen Blumenstrauß auf seine Decke, und noch etwas anderes, ein Blatt Papier. Dann trat sie wieder ein paar Schritte zurück.
    »Hast du wirklich mit dem Bären gekämpft?«, fragte sie leise.
    Er bewegte vorsichtig den Kopf und versuchte zu nicken.
    »Ich habe ein Bild für dich gemalt.«
    Er nahm es in die Hand. Erkannte ein paar Tierfiguren vor dunkelblauem Hintergrund und eine kleine gelbe Sonne, in deren Kern ein grüner Fleck zu sehen war.
    »Das ist dein Auge am Himmel«, erklärte sie, noch immer im Flüsterton. »Aus ihm ist ein neuer Stern geworden, gleich
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