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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)
Autoren: Torkil Damhaug
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gelten konnten, und versicherte am Ende, die Presse über den weiteren Verlauf der Ermittlungen auf dem Laufenden zu halten. Gleichzeitig bat sie um Verständnis dafür, dass dies für alle Beteiligten ein schwerer Tag sei. Abgesehen von der unfassbaren Tragödie für die Opfer und ihre Familien hatte die Polizei in Oslo einen schmerzlichen Verlust zu beklagen.
    Als die Fragerunde eröffnet wurde, brach sofort ein Riesentumult los, und es dauerte eine Weile, bis sich alles so weit beruhigt hatte, dass sich die Journalisten mit ihren Fragen Gehör verschaffen konnten. Agnes Finckenhagen sah blass und mitgenommen aus und kämpfte mit ihrer Stimme. Ihre Schminke war verlaufen. Viele Presseleute hatten offensichtlich Mühe, die, gelinde gesagt, erstaunlichen Neuigkeiten zu verdauen, und stellten Fragen, die leicht zu beantworten waren. Die Kollegin von VG hingegen schien erstaunlich detaillierte Kenntnisse zu besitzen und erkundigte sich unverblümt, welche Rolle Polizeikommissar Norbakk bei den Ermittlungen gespielt habe und welcher Art seine Beziehung zu einer der ermordeten Frauen gewesen sei. Agnes Finckenhagen, die sehr allgemein von einem »Kollegen aus Oslo« gesprochen hatte, war vollständig überrascht, und der Polizeipräsident musste ihr zu Hilfe eilen, obwohl er mit vielen Ermittlungsdetails noch nicht vertraut war.
    »Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus, dass ein Serienmörder an den Ermittlungen beteiligt war und diese höchstwahrscheinlich manipuliert hat?«
    Agnes Finckenhagen warf der Journalistin von VG einen langen Blick zu, doch ihr war die Frage auch nicht gestellt worden. Sie drehte sich zum Polizeipräsidenten um und meinte in seinen Augen bereits die Antwort lesen zu können. Ihr wurde schwindlig.
    »Wir werden unser gesamtes Personal sowie alle Führungsebenen einer sorgfältigen Prüfung unterziehen«, antwortete er. »Es ist sicherlich noch zu früh, um über die Konsequenzen zu sprechen, aber natürlich müssen wir einräumen, dass hinsichtlich der Einstellung und Führung des Personals Fehler begangen wurden.«

    Kriminalkommissar Hans Magnus Viken und der Rest des Ermittlungsteams verfolgten die Pressekonferenz am Bildschirm. Nina Jebsen saß vornübergebeugt da und kaute intensiv auf etwas herum, während Sigge Helgarsson seine Rückenlehne gegen die Wand gekippt hatte und sich im Stillen zu amüsieren schien.
    »Na, da werden noch einige Köpfe rollen«, kommentierte er lapidar, ohne sich über die Geschmacklosigkeit dieser Bemerkung im Klaren zu sein. »An solchen Tagen ist man wirklich froh, keine Führungsposition innezuhaben.«
    Dieses eine Mal verkniff sich Viken einen beißenden Kommentar. Er stand mit verschränkten Armen und undurchdringlicher Miene an der Wand. Die Bilder der Nacht tanzten immer noch auf seiner Netzhaut. Norbakks Hütte, das Bett mit den Überresten der vermissten Miriam Gaizauskas. Auch er war im Keller gewesen … die Erinnerung an den Geruch machte ihm noch mehr zu schaffen als die Bilder. Er versuchte sie abzuschütteln, leerte seine Kaffeetasse und spürte, wie die Säure seinen Magen sofort in Aufruhr versetzte. Er brannte noch mehr, wenn er an Arve Norbakk dachte. Er räumte sich selbst einen, höchstens zwei Tage ein, um mit diesem Thema fertig zu werden. Die ganze Nacht hatte er versucht, eine Erklärung zu finden. In gewisser Hinsicht musste auch Arve als Opfer begriffen werden. In den Minuten bevor Axel Glenne in den Operationssaal des Ullevål-Krankenhauses geschoben wurde, hatte Viken die Erlaubnis bekommen, ihm ein paar Fragen zu stellen. Sie bestätigten einige seiner dunklen Ahnungen, hatten den letzten Rest eines Zweifels aber nicht beseitigen können.
    Erst gegen zehn Uhr abends hatte er sich mit den Briefen beschäftigen können, die in Glennes Auto gelegen hatten, und mit dem Diktiergerät, das in der Hütte gefunden worden war. Auch eine Videokamera war dort entdeckt worden. Als Viken den ersten Filmausschnitt auf dem Display sah, war ihm sofort klar, dass Norbakk die Tortur, der die Opfer im Keller ausgesetzt gewesen waren, sorgfältig dokumentiert hatte. Er beschloss, das Material später zu sichten.
    Nachdem er die Briefe gelesen und das Diktiergerät abgehört hatte, setzte sich das Puzzle endgültig zusammen und beseitigte die letzten Zweifel. Arve Norbakk war den Ermittlungen immer einen Schritt voraus gewesen. Er hatte mit ihnen Katz und Maus gespielt und sie auf falsche Fährten gelockt. Er selbst hatte die Erklärungen für die
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