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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer
Autoren: authors_sort
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zog ich meine Jacke an. Ich wies den Jungen an, am Telefon zu warten, für den Fall, daß der Sheriff anriefe, doch als ich das Feld zur Hälfte überquert hatte und mich umsah, war er hinter mir. Er hatte keine Jacke an. Ich blieb stehen, bis er mich eingeholt hatte. Er trug seine .22er bei sich, und ich verlangte von ihm, daß er sie zurückließ, an unseren Zaun gelehnt. Es war schwieriger, im Dunkeln über den staatlichen Zaun zu klettern, besonders in meinem Alter, als es bei Tageslicht gewesen war. Ich bin einundsechzig. Auf dem Highway herrschte reger Verkehr von Personenwagen, die Richtung Süden fuhren, und Lastwagen, die Richtung Norden fuhren.
    Beim Überqueren des Seitenwalls machte ich mir die Hosenaufschläge, die bereits vom Tau feucht waren, in dem hohen Gras vollends naß. Genau gesagt handelt es sich um Rispengras.
    Die ersten paar Meter zwischen den Bäumen war es stockdunkel, und der Junge ergriff meine Hand. Dann wurde es heller. Zunächst dachte ich, es sei der Mond, doch es war das Fernlicht der Scheinwerfer, die wie das Mondlicht in den Baumwipfeln leuchteten und Wallace jr. und mir erlaubten, unseren Weg durch das Gestrüpp zu finden. Bald stießen wir auf den Pfad mit seinem vertrauten Bärengeruch.
    Ich hielt es für ein gewagtes Unterfangen, uns den Bären bei Nacht zu nähern. Wenn wir auf dem Pfad blieben, konnte es passieren, daß wir in der Dunkelheit mit einem von ihnen zusammenprallten, doch wenn wir uns in die Büsche schlügen, würden wir vielleicht als Eindringlinge angesehen werden. Ich fragte mich, ob wir nicht doch das Gewehr hätten mitnehmen sollen.
    Wir blieben auf dem Pfad. Das Licht schien von dem Laubdach der Bäume zu tropfen wie Regen. Es war ein leichtes Vorankommen, vor allem wenn wir nicht versuchten, bewußt auf den Pfad zu achten, sondern einfach einen Fuß vor den anderen setzten.
    Dann sah ich das Feuer durch die Bäume.
     
    Das Brennholz bestand zum größten Teil aus Platanen- und Buchenzweigen, was ein Feuer ergab, das sehr wenig Hitze und Licht entwickelt, dafür um so mehr Rauch. Die Bären hatten noch nicht gelernt, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Holzsorten besaßen. Beim Schüren des Feuers waren sie jedoch recht geschickt. Ein großer, zimtbrauner, nördlich aussehender Bär stocherte mit einem langen Stock darin herum und fügte dann und wann einen Ast hinzu, den er von einem Stapel neben sich nahm. Die anderen saßen in einem lockeren Kreis auf Baumstämmen herum. Die meisten waren kleinere schwarze oder honigfarbene Bären, darunter eine Mutter mit Jungen. Einige futterten Beeren aus einer Radkappe. Ohne etwas zu essen, nur das Feuer beobachtend, saß meine Mutter zwischen ihnen, den Bettüberwurf aus dem Heim um die Schultern gelegt.
    Wenn die Bären uns bemerkt hatten, dann ließen sie es sich nicht anmerken. Mutter klopfte mit der flachen Hand auf eine Stelle auf dem Baumstamm direkt neben sich, und ich setzte mich. Ein Bär rutschte ein Stück, damit Wallace jr. auf ihrer anderen Seite Platz nehmen konnte.
    Der Bärengeruch ist scharf, aber nicht unangenehm, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. Er ist nicht wie der Geruch in einem Viehstall, sondern wilder. Ich beugte mich zu Mutter, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, und sie schüttelte den Kopf. Es wäre ungezogen, in der Gegenwart dieser Geschöpfe zu flüstern, die die Gabe der Sprache nicht besitzen, ließ sie mich wissen, ohne zu sprechen. Auch Wallace jr. schwieg. Mutter teilte den Bettüberwurf mit uns, und wir saßen lange Zeit, die mir wie Stunden vorkam, still da und starrten ins Feuer.
    Der große Bär, der das Feuer bewachte, brach die Zweige durch, indem er sie an einem Ende festhielt und drauftrat, wie es Menschen auch machen. Gleichermaßen geschickt war er darin, es am Brennen zu halten. Ein anderer Bär stocherte ebenfalls von Zeit zu Zeit im Feuer herum, doch die anderen ließen es in Ruhe. Man hatte den Eindruck, daß sich nur einige wenige Bären im Umgang mit Feuer auskannten und die anderen mit in den Genuß kommen ließen. Aber ist es nicht mit allem so? Zwischendurch tapste immer mal wieder ein kleiner Bär in den Kreis des Feuers, beladen mit einer Armvoll Holz, das er auf den Haufen fallen ließ. Die Bäume des Mittelstreifens haben einen silbernen Schimmer, wie Treibholz.
    Wallace jr. ist nicht zappelig wie viele andere Kinder. Ich fand es angenehm, dazusitzen und ins Feuer zu schauen. Ich nahm eine kleine Prise von Mutters Red Man, obwohl ich
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