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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney
Autoren: Ulrike Renk
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furchtbar für alle.«
    »Carola ist erst acht. Sie wird sich daran gewöhnen. Es ist eine große Chance für sie, siehst du das nicht, Emma?« Nun schaute er sie an, sein Blick war kalt. »Meine Schwester und mein Schwager begleichen meine Schulden, ich kann hier neu anfangen. Die Anstellung ist gut, und wenn es so weiterläuft, kann ich demnächst für meine Kinder sorgen.«
    »Du willst sie zu dir nehmen?«, fragte Emilia fast tonlos.
    »Nein, aber ich will für ihren Unterhalt bezahlen können und nicht weiter in eurer Schuld stehen.«
    »Es geht also um dich und nicht um die Kinder«, sagte Emilia empört. »Nur um dich und deine Finanzen. Es ist dir egal, was du deiner Tochter damit antust.«
    »Sie wird es sehr gut haben, dessen bin ich mir gewiss.«
    Emilia stand auf, strich ihren Rock zurecht. »Wenn Carola in Europa wohnt, wirst du sie selten, vielleicht nie mehr, sehen.«
    »Carola hasst mich. Sie wird froh darüber sein«, sagte er und klang verbittert.
    Es stimmte, Carola hatte sich sehr von Rudolph distanziert. Aber, dachte Emilia verzweifelt, das Kind hatte die Mutter verloren. Wenn er ihr ein wenig Zeit gäbe und etwas mehr Liebe zuteilwerden ließe, würde sich das bestimmt ändern. Das Mädchen war nicht nachtragend.
    »Ich halte deine Entscheidung für falsch. Bitte denk noch einmal darüber nach.«
    Rudolph nickte steif. Doch Emilia wusste, dass er sich nicht umstimmen lassen würde.
    »Nein!«, schrie Carola, als Rudolph ihr sagte, dass sie nach Europa reisen würde. »Nein, ich bleibe hier. Ich gehe doch hier zur Schule, bin hier zu Hause. Ich kenne die Tante ja gar nicht.« Verzweifelt sah sie ihre Großmutter an. »Das kann er nicht machen, das lasst ihr nicht zu, oder?«
    »Täubchen, er ist dein Vater und hat lange darüber nachgedacht. Es ist das Beste für dich.«
    »Nein, nein, nein. Ich will nicht, Großmutter, ich will nicht. Bitte, lasse es nicht zu, dass er mich wegschickt.«
    »Herrgott noch mal«, brüllte Rudolph und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es ist so abgemacht. Du wirst bei deiner Tante Mathilde leben. Ich will nichts mehr darüber hören. Morgen buche ich dir eine Passage auf einem Dampfer.«
    Entsetzt sah Carola von ihm zu Emilia und Carl. »Bitte, Großmutterund Großvater, tut doch etwas. Bitte. Ich werde auch immer lieb sein.«
    Emilia schloss die Augen. Sie sah sich als kleines Mädchen, wie sie versucht hatte, mit Gott einen Pakt zu schließen, und versprochen hatte, immer lieb zu sein, wenn er ihre Mutter und das Kind in ihrem Bauch am Leben ließ. Ihre Mutter hatte Julius geboren, dennoch war alles anders geworden, als sie gedacht und gehofft hatte.
    Sie nahm Carola in den Arm. »Du bist schon lieb genug, mein Täubchen. Manchmal passieren Dinge im Leben, die wir uns nicht wünschen.« Über den Kopf ihrer Enkelin hinweg funkelte sie Rudolph wütend an. Sie konnte immer noch nicht verstehen, wie er seiner Tochter dies anzutun vermochte. »Aber im Nachhinein sind sie oft gar nicht so schlimm, wie wir denken.«
    »Du willst auch, dass ich gehe? Du willst mich nicht mehr, Großmutter?«, schluchzte Carola verzweifelt.
    Viele Dinge lagen Emilia auf der Zunge, die sie gerne gesagt hätte. Sie schluckte sie alle hinunter. »Es ist zu deinem Besten, Täubchen.«
    »Er will sie allein auf ein Schiff setzen und nach Europa schicken.« Carl stapfte wütend durch die Küche, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Ist er denn von allen guten Geistern verlassen? Auch wenn die Reise auf einem Dampfer und durch den Kanal keine Monate mehr dauert, kann er das doch nicht mit einer Achtjährigen machen.«
    »Was willst du tun? Sie selbst bringen?«, fragte Emilia. »Das kannst du nicht.«
    Carl blieb stehen und sah sie an. »Warum eigentlich nicht? Dann kann ich meinen Bruder Robert noch einmal treffen.«
    »Das würdest du tun?«, fragte Emilia verblüfft. »Du wolltest doch nie wieder nach Europa.«
    »Ich wollte auch nie meine Enkelin hergeben«, sagte er leise. »Und ich halte es immer noch für einen Fehler, die Kinder zu trennen.«
    »Er macht es wegen des Geldes«, seufzte Emilia. »Und er will nicht weiterhin in deiner Schuld stehen.«
    »Es war mein Fehler.« Carl senkte den Kopf. »Ich habe ihm damals gesagt, dass ich erwarte, dass er für unser Mädchen sorgt. Das hat er nie vergessen.«
    »Er ist und bleibt unser Schwiegersohn und der Vater unserer Enkel. Wir müssen seine Entscheidungen akzeptieren.«
    »Ja«, sagte Carl. »Aber vielleicht können wir es
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