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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten
Autoren: dtv
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jetzt nach Beweisen, aber es ist nun mal so, dass ich nicht alles vermag. Außerdem
     gibt es da ein paar winzige Problemchen, die entstanden sind, als ich 1600 den Welleneffekt ausgelöst habe. Manche würden
     mich sogar rücksichtslos schimpfen. Aber ich kann dazu nur sagen: Ich habe vollstes Vertrauen, dass es euch beiden gelingen
     wird,meine Fehler auszumerzen. Jedenfalls habe ich so viel Vertrauen, wie ich angesichts dieser neuen Ungewissheit aufbringen kann.«
    »Moment mal. Wie war das? Wovon reden Sie? Was sollen wir tun?«, stotterte Jonas.
    Wieder begann er zu kreiseln und Purzelbäume zu schlagen: nach oben, nach unten, von links nach rechts, von rechts nach links,
     kopfüber, kopfunter.
    »Neiiin«, stöhnte Katherine.
    »Tut mir leid«, sagte Zwei. »Ihr werdet in der Welle eine Weile vor- und zurückgewirbelt. Es ist eine Art Wettrennen um die
     Frage, wer zuerst im Jahr 1611 ankommt. Ihr beide auf eurer Mission, die Zeit zu reparieren? Oder der Welleneffekt, der alles
     verändert?«
    Das Kreiseln begann erneut.
    »Ich habe das überprüft und so, wie es aussieht, ist keiner von euch besonders anfällig für die Luft-, See- oder Reisekrankheit«,
     erklärte Zwei. »Was wirklich ein Glück ist.«
    Weiteres Kreiseln.
    »Ich gehe nie wieder in einen Vergnügungspark!«, schrie Katherine.
    »Ist das nicht lustig?«, fragte Zwei mit übertrieben fröhlicher Stimme. Ich habe mir nie viel aus Wetten gemacht. Warum auch,
     wenn man das Ergebnis immer im Voraus weiß? Aber jetzt, wo alles möglich ist   …«
    Den Rest des Satzes hörte Jonas nicht, weil er sich wieder zu drehen begann.
    »Ich habe mir also gedacht, dass ihr gegen einen kleinen Deal nichts einwenden würdet«, sagte Zwei, alsdas Kreiseln aufhörte. »Ihr räumt die Probleme im Jahr 1611 aus dem Weg und ich garantiere, dass eure Freunde wohlbehalten
     aus dem Jahr 1600 ins einundzwanzigste Jahrhundert zurückkommen. Wohlbehalten
und
glücklich, selbst in Andreas Fall.«
    »Und   … HK«, murmelte Jonas und kämpfte gegen die Schwindelgefühle an. Er konnte nicht mehr unterscheiden, ob er sich schon wieder
     drehte oder ob alles nur in seinem Kopf stattfand. »Sie müssen auch HK retten.«
    »Was hast du gesagt?«, fragte Zwei. »Zählst du HK jetzt etwa zu deinen Freunden? Wie rührend. Ich kann ihn und den Hund als
     Bonus obendrauf legen. Dann lautet unsere Abmachung: Wenn ihr es schafft, sind alle in Sicherheit. Wenn ihr versagt und   … nun, dann kann alles passieren! Die Zeit selbst könnte enden!«
    »Jonas«, flüsterte Katherine und zupfte ihn am Arm. Sie zeigte auf etwas.
    Jonas hatte es vor lauter Kreiseln gar nicht bemerkt. Direkt vor ihnen befanden sich Lichter, die immer schneller auf sie
     zukamen.
    »Wir sind kurz davor zu landen«, flüsterte Katherine.
    »Meine Nachricht wird nur abgespielt, solange ihr durch die Zeit reist«, sagte Zwei. »Also verlasse ich euch mit einer letzten
     Frage: Wie oft habt ihr die Welle passiert?«
    »Fünf Mal?«, vermutete Jonas. »Sechs?«
    »Ich habe nicht mitgezählt!«, schimpfte Katherine.
    »Es kommt weniger auf die genaue Zahl an als darauf, ob sie gerade oder ungerade ist«, erklärte Zwei fröhlich.»Eine gerade Zahl bedeutet, ihr schlagt den Welleneffekt bis 1611; ungerade bedeutet, ihr kommt nach ihm am.«
    »Aber wir wissen es nicht!«, schrie Jonas.
    »Wie dem auch sei, viel Glück!«, fuhr Zwei fort. »Ich warte jenseits des Jahres 1611 auf euch!«
    »Er kann das alles gar nicht wissen!«, wandte Katherine ein. »Er war ohnmächtig. HK hat ihn inzwischen bestimmt ins Zeitgefängnis
     verfrachtet!«
    »Glaubst du nicht   –«, begann Jonas, doch in diesem Moment begann der letzte Teil ihrer Reise, jener Abschnitt, in dem alles beschleunigte und
     sie das Gefühl hatten, ihr ganzer Körper werde bis in die kleinsten Atome auseinandergerissen. Ihr Wiedereintritt in die Zeit
     war schlimmer als je zuvor, weil sie immer wieder auf die Welle trafen. Kreiseln, Ruhe, Kreiseln, Ruhe, Kreiseln, Ruhe   …
    Selbst wenn er vorher richtig mitgezählt hätte, wäre Jonas bei all dem Kreiseln und Trudeln restlos durcheinandergeraten.
    Dann hörte es endgültig auf.
    »Schachmatt«, murmelte Jonas. »Ich kann weder hören noch sehen.«
    Möglicherweise konnte er auch nicht sprechen und bildete sich nur ein, dass er den Mund bewegte. Konnte er denn etwas
fühlen
? Es dauerte einen Augenblick oder zwei, ehe er merkte, dass er den Definator noch in der rechten Hand hielt; er spürte
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