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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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dazu überredet. Johnsons Angebot, das Fuchi-6 als Anzahlung zu akzeptieren, muß sie für alles andere blind gemacht haben. Bis dahin hatte sie sich mit einem Sony CTY- 360 beholfen, das schon so oft auseinandergenommen, verändert und wieder zusammengesetzt worden war, daß seine Innereien wie Spaghetti aussahen, ein Silikon-Mischmasch, durch das praktisch niemand mehr durchblickte, geschweige denn reparieren konnte. Mit einem Fuchi-6, hat sie sich vorgestellt, könnte sie wie ein Blitz durch die Matrix zischen - und das hat sie auch getan, nur daß es ihren Kumpeln nichts genutzt hat.
    Der Johnson erwies sich als niederträchtig, als echter Wichser. Der Job war getürkt, und ihre Kumpel hat es alle erwischt. Neona wäre ebenfalls gegeekt worden, aber sie hat sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht und nicht einmal angehalten, um sich umzusehen.
    Das ist sechs Wochen her. Seitdem nichts. Keine Probleme. Nur böse Erinnerungen und schlaflose Nächte.
    Reisen ins Nirgendwo.
    Dreißig Kilometer vor Philadelphia hat sie ein Rigger aus seinem Taxi geworfen wie eine Handvoll Wechselgeld. Sie ist einsam und allein und spürt ihr neuerworbenes Vermögen, ihr Fuchi-6, wie eine Last auf ihren Schultern.
    Es ist ziemlich schlimm, aber sie weiß, es könnte schlimmer sein.
    Jetzt hört sie ein Grollen aus einiger Entfernung, tief und guttural, zuerst wie Donner, doch langsam und stetig lauter werdend, bis ihr klar wird, daß es ein Motorrad ist. Kein batteriebetriebener Heuler, sondern ein alter Benzinhobel.
    Die Straße, die in der Dunkelheit verschwindet, ist flach und schmal und von Bäumen flankiert. Sie schaut in die Richtung der zwei Fahrbahnen, aus der sie gekommen ist. Dorthin geht es zurück nach Miami und zu den Chummern, die sie tot zurückgelassen hat, ein Gedanke, der ihr wieder ein paar Tränen in die Augen treibt. Sie wischt sie mit dem Handrücken weg und schaut noch einmal. Der lärmende Hobel hört sich an, als sei er direkt neben ihr, und sie kann immer noch nichts sehen.
    Dann, auf einmal, ist er da - fünf, sechs Meter entfernt - und donnert an ihr vorbei wie ein Düsenjäger, eine im Sternenlicht glitzernde Phantommaschine.
    Völlig überrascht weicht sie zurück, hält den Atem an, preßt die Nylontasche an sich.
    Wer auch auf diesem Ding sitzt, er fährt ohne Scheinwerfer, ohne jedes Licht.
    Das blubbernde Dröhnen des Motors läßt nach, dann fällt der Lärmpegel wie ein Ziegel von einem Dach, und das Dröhnen verstummt fast völlig. Sie hört die Blätter der Bäume in der leichten Brise rascheln und das metallische Raspeln, fast ein Klingeln, der Antriebskette des Hobels. Sie blinzelt die Straße in Richtung Philly hinauf und sieht das Aufblitzen des Sternenlichts auf Chrom, aber mehr nicht. Der Hobel blubbert wieder, dröhnt kurz auf. Was geht da vor? Sie ist sicher, daß der Hobel abgebremst hat, aber fährt er weiter oder kommt er zurück?
    Plötzlich ist das Phantom wieder da, gleitet auf einer Diagonalen über die zweispurige Fahrbahn und direkt auf sie zu. Dann flammt der Scheinwerfer auf wie eine Supernova, die sich direkt in ihre Augen brennt.
    Ein paar Sekunden lang, zehn, vielleicht mehr, sind ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen zu sehr mit Protestieren beschäftigt, als daß sie mehr tun könnte, als den Unterarm auf den Nasenrücken zu legen und zu versuchen, sich vor dem Licht zu schützen. Der Hobel hält geschmeidig blubbernd direkt vor ihr an. Neona schätzt, sie sollte nicht übermäßig überrascht sein, im Scheinwerferlicht zu stehen. Ein Mädchen mit stacheliger Irokesenfrisur, das eine schwarze Vinyljacke trägt und hier mitten in der Nacht und mitten im Nichts ganz allein herumsitzt - sie wäre ebenfalls mißtrauisch. Drek, sie hätte nicht mal gebremst, säße sie auf dem Motorrad.
    Der blendende Scheinwerfer dreht sich zur Seite. Der dröhnende Hobel scheint ein wenig näher zu kommen. Sie senkt den Arm und kann einen ersten anständigen Blick auf den Burschen darauf werfen. Dem schwarzen schulterlangen Haar, den kantigen Gesichtszügen, dem bunten Halstuch, den breiten Schultern und der kräftigen Statur nach zu urteilen, muß er ein Amerindianer sein. Schwarze Kunstlederjacke, mit Fransen und Beschlägen verziert. Dunkle Hose, schwere Stiefel. Der Hobel hält dicht vor ihr an. Sie kann die Hitze des Motors fühlen, kann beinahe spüren, wie er sie durch die verspiegelten Gläser seiner Sonnenbrille mustert.
    Die Sonnenbrille muß einen eingebauten Lichtverstärker haben;
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