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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin
Autoren: Nyx Smith
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erleiden und überleben kann. Er hat das Gefühl, als könnten ihn die Schmerzen allein wie eine physische Kraft auseinanderreißen, ihn in Stücke brechen, ihn zerquetschen, ihn in Atome zerlegen.
    Was als nächstes kommt, übersteigt jegliches Begreifen. Trotz seiner Qualen bewegt er sich, bewegt er sich schnell, als schieße er einen langen dunklen Tunnel entlang. Schneller und immer schneller. Bis die Geschwindigkeit an seinen Muskeln und Gliedmaßen zerrt, an seinem ganzen Körper reißt.
    Der Tunnel wird heller, strahlend, blendend. Er taucht in eine weißglühende Sonne, ein sengendes Inferno aus Weiß ein. Absolut überwältigend.
    Endlos… 

3
     
    Um zwei Uhr morgens ist die alte Straße verlassen, die in nördlicher Richtung durch die Blue Ridge
    Mountains und den Konföderiertenstaat North Carolina führt. In der Feme durchschneidet ein Blitz den schwarzen Nachthimmel, und der Donner hallt durch die Berge wie massiertes Artilleriefeuer.
    Raman steht auf dem Seitenstreifen der Straße. Funkelnde Stahlklingen stehen von dem beschlagenen rechten Unterarmschützer ab. Er betrachtet die vorquellenden Augen des Mannes, der auf den rasiermesserscharfen Klingen hängt. Der Mann trägt wie sein Begleiter, der ganz in der Nähe auf dem Boden liegt, die Konzernuniform der Staatspolizei, und er stirbt für seine Unüberlegtheit. Blut strömt aus seinem Leib und sammelt sich auf dem harten Boden zwischen seinen Füßen in einer kleinen Pfütze. Kurz darauf werden seine Augen glasig. Sein Körper erschlafft. Es ist ein Tod, den Raman wegen der Probleme, die er mit sich bringt, als unglücklich, aber völlig unvermeidlich betrachtet.
    Raman läßt den Arm sinken und die Leiche fallen. Es gefällt ihm nicht, daß er Gesetzeshüter töten muß, aber diese beiden haben ihm keine andere Wahl gelassen. Sie wollten ihn an seiner Flucht hindern.
    Der dunkelblaue Nissan Interceptor der Kontraktcops blinkt die Bäume am Straßenrand abwechselnd rot und blau an. Bald werden andere Cops und andere Wagen kommen. Vielleicht sogar Suchhubschrauber. Ramans letzter Job in Atlanta scheint die halbe Konföderation aufgescheucht zu haben. Er sieht sich rasch um, dann schüttelt er das Blut von den Klingen, bevor er sie mit dem leisem Knacken glänzenden Metalls einschnappen läßt. Offensichtlich muß er seine überstürzte Flucht fortsetzen. Seine Akte ist zu dick, um das Risiko eingehen zu können, sich von den Behörden erwischen zu lassen. Auf eine Verhaftung würden mit Sicherheit Verurteilung, Zuchthaus und Tod folgen, und das darf niemals geschehen. Das ist ein Versprechen, das er sich selbst gegeben hat.
    Besser, von einem Kugelhagel niedergemäht zu werden und allein in irgendeiner abfallübersäten Gasse oder auf dem Seitenstreifen eines vergessenen Highways zu sterben, als in ein Zuchthaus gesteckt und zur Hinrichtung geführt zu werden wie ein Lamm zur Schlachtbank.
    Der Tod an sich ist nicht das Problem.
    Der Tod ist sein Bruder. Raman fürchtet sich nicht davor. Wenn er stirbt, wird er frei sterben, wenn das Schicksal es will.
    Vielleicht in einer anderen Nacht.
    Seine gestohlene Harley Scorpion wartet nur ein paar Schritte hinter ihm auf dem Seitenstreifen. Raman läßt den Motor an und lenkt die Maschine auf den Highway. Er duckt sich und verlagert sein Gewicht nach vorn, um den Vorderreifen des Hobels auf den löchrigen Asphalt zu drücken. Noch ein paar Kilometer, dann wird er die Grenze überschreiten und in einen Teil der Welt fahren, der unter dem Namen Virginia bekannt ist.
    Die Ironie des Namens entlockt ihm die Andeutung eines trockenen Lächelns. Es gibt nichts Jungfräuliches mehr.
    Nichts und nirgendwo.

4
     
    In einem Zimmer, das von einem rötlichen Dunstschleier überflutet ist, erwacht Bemard Ohara in der
    behaglichen Wärme des Bettes und zum warmen, nachgiebigen Druck zweier weiblicher Körper, der eine links von ihm, der andere rechts. Die zu den Körpern gehörigen Namen lauten Christie und Crystal. Beide sind blauäugige Blondinen. Sie sehen sich so ähnlich, daß sie Zwillinge sein könnten; sie haben eine wunderbare, kurvige, üppige Figur. Ohara ist sicher, die Schnallen verdanken ihre außergewöhnlichen Proportionen Golds Premier Salon oder einem ähnlichen Etablissement, das sich auf Körperskulptur spezialisiert hat, aber das ist ihm egal.
    Ihn interessiert nur ihre Bereitschaft, ihm Vergnügen zu bereiten. Das ist der Grund, warum er sie behält, warum sie ihm überhaupt aufgefallen
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