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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
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nicht auch noch verlieren. Nicht auf diese Weise.

45. KAPITEL
    M ittwoch, 16. Oktober
    Lane goss sich ein Glas lauwarmes Wasser ein. Das Eis war geschmolzen und die Limetten fehlten, schließlich hatte niemand damit gerechnet, dass sie heute im Büro erscheinen würde. Vermutlich hätte sie wirklich besser daheim bleiben sollen, einen Tag nach dem Feuer, aber sie hatte es zu Hause nicht ausgehalten. Ihre makellose Wohnung wirkte nüchtern und abweisend. Also hatte sie sich entschlossen, hierherzukommen und zu sehen, wie sie den Schaden so gut es ging begrenzen könnte. Die Geschichte von Jerry Blair und Giganten-Killer Jack war das Topthema in sämtlichen Medien.
    Der mörderische Geschäftsführer und seine Gerüchte streuende Komplizin waren jetzt selbst zur Zielscheibe von landesweitem Tratsch und Klatsch geworden. Aber auch über The Private Concierge gab es die wildesten Gerüchte. Es wurde darüber spekuliert, welche Rolle der Concierge-Service in Blairs Plänen zur Ausschaltung seiner Feinde gespielt hatte. Lane hatte keine Ahnung, welche Wirkung das auf ihre Kunden, das Geschäft und ihr Leben haben würde. Doch es lag in ihrer Natur, dass sie lieber hier war und versuchte, mit den Konsequenzen fertig zu werden, als zu Hause ihrem Kummer nachzuhängen – oder darüber nachzudenken, wie es Rick wohl ging. Heute Morgen war sie bereits im Krankenhaus gewesen, aber er hatte geschlafen. Eine Schwester hatte ihr erzählt, dass sein Zustand unverändert sei.
    Sie nahm einen tiefen Schluck, aber die übliche beruhigende Wirkung des Wassers stellte sich nicht ein. Es war kein Zaubertrank mehr, und das lag nicht am fehlenden Eis oder den Limetten. Selbst ihr Büro hatte seine Ruhe verloren. Ihre Illusion, sie wäre hier sicher und geschützt, hatte sich in Luft aufgelöst. Nichts war sicher. Die Dinge, die man liebte, konnten einem jeden Moment entrissen werden. Sie war dankbar, dass Darwin wieder vollkommen gesund werden würde. Aber so sehr sie sich auch bemühte, an diesem Gefühl festzuhalten – ihr Herz fühlte sich immer noch schwer und leblos an.
    Sie hatte angefangen, den Sinn ihrer Arbeit zu hinterfragen. War es wirklich so bedeutend, ohnehin privilegierte Menschen noch mehr zu verhätscheln? Der Gedanke, dass ihre Dienste möglicherweise dazu beigetragen hatten, dass Priscilla Brandt größenwahnsinnig geworden war oder dass Peter Kell sein tödliches Anspruchsdenken so weit entwickeln konnte, beunruhigte Lane. Kell war zwar schon auf kriminelle Abwege geraten, lange bevor er Lanes Kunde wurde, und Priscilla schien Ärger schon immer magisch angezogen zu haben. Trotzdem fühlte Lane sich unbehaglich. Vielleicht würde sie eines Tages einen Sinn darin entdecken; wenn sich alles beruhigt hatte, falls das je geschehen sollte. Aber im Moment hatte sie Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden und ihren Angestellten. Wenn sie schon nichts anderes hatte, konnte sie sich zumindest darauf konzentrieren.
    “Lane, darf ich reinkommen?”
    Die kratzende Männerstimme erschreckte sie. Lane drehte sich um und sah Val in der Tür stehen. Nichts hatte sie vorbereitet auf den Anblick seiner zerknitterten Kleidung und der blutunterlaufenen Augen. So zerzaust hatte sie ihn noch nie gesehen. Er wirkte fast, als würde er gleich anfangen zu weinen.
Das
war nicht der Val, den sie kannte. Trotzdem widerstand sie dem mütterlichen Impuls, ihn zu fragen, ob alles in Ordnung sei.
    Val hatte für eine Menge Chaos gesorgt. Anstatt Führungsstärke zu zeigen, hatte er Darwin Fallen gestellt und versucht, ihn zu hintergehen. Er war der zweite Mann bei The Private Concierge. Wie sich herausgestellt hatte, hatte er recht gehabt, was die laxen Sicherheitsvorkehrungen anging. Er jedoch hatte daraus einen Privatkrieg gemacht. Er wollte Darwin so gründlich ruinieren, dass er dabei übersehen hatte, wie sehr er der Agentur damit schadete. Lane war sich nicht sicher, ob sie seinem Urteil jemals wieder Glauben schenken könnte.
    Sie stellte das Glas ab. “Komm rein.”
    “Ich wusste nicht, dass du hier bist.” Er kam zu ihrem Schreibtisch und reichte ihr mit einer steifen Geste einen Briefumschlag. “Ich wollte dir das hinlegen.”
    “Was ist das?”
    “Meine Kündigung.”
    Das hörte sich nicht gut an. Falls sich das als eine weitere Effekthascherei von Val herausstellte, würde sie ihn höchstpersönlich aus dem Gebäude begleiten. Ohne ein Wort zu sagen, öffnete sie den Umschlag und zog stirnrunzelnd ein leeres Blatt heraus. “Da
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