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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
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geschäftiges Treiben, aber niemand sprach diese verrückte barfüßige Frau an, die ihr Krankenhausnachthemd auf dem Rücken zusammenhielt. Sie würde kämpfen, wenn irgendjemand versuchen würde, sie aufzuhalten.
    Sie bog um die Ecke auf die chirurgische Station und sah eine Krankentrage, die von zwei Angestellten in blauen Kitteln geschoben wurde. Als sie losrannte, um sie einzuholen, erhaschte sie einen Blick auf den Patienten.
    “Warte, R-Rick!” Als sie seinen Namen rief, war ihre Stimme kaum mehr als ein Quietschen.
    Die Pfleger gingen langsamer, sodass Lane mit ihm sprechen konnte. “Ich bin da, ich werde auf dich warten”, sagte sie, indem sie die Worte mit den Lippen formte und darum betete, dass er sie verstand. Er war ganz benommen. Wahrscheinlich hatte er Beruhigungsmittel bekommen. “Egal, was geschieht”, sagte sie. “Ich werde da sein.”
    Er drückte kurz ihre Hand, ehe er weitergeschoben wurde.
    Lane stand da, ihr Herz klopfte heftig, und sie bemühte sich, das Nachthemd am Rücken zusammenzuhalten.
    “Halten Sie an”, hörte sie Rick rufen. “Lassen Sie mich mit ihr reden!”
    Sie sah, wie er sie zu sich heranwinkte. Die Krankentrage rollte auf den OP-Bereich zu, als sie hinter ihr herlief. Sie bekam kaum Luft, und ihre Lungen brannten. Was wollte er ihr sagen? Hatte er Angst, zu sterben und dass das die letzte Gelegenheit war, ihr etwas zu sagen? Eine letzte Bitte? Sie war sich nicht sicher, ob sie das ertragen könnte. Sie konnte sich alles vorstellen, von einer Liebeserklärung bis zu dem Geständnis, dass er ohne sie nicht leben konnte. Gott, was sollte sie nur tun? Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, aber sie wollte auch nicht vor ihm zusammenbrechen.
Ich will dich nicht verlieren.
    “Lane, du und ich, wir …” Was immer Rick sagen wollte, blieb ihm im Halse stecken, und die Trage setzte sich erneut in Bewegung.
    “Lane”, sagte er, “ich möchte nur …”
    “Was? Sag schon!”
    Die Flügeltüren öffneten sich, und jemand vom OP-Team kam heraus. “Mr. Bayless, wir haben keine Zeit”, sagte einer seiner Begleiter. Der andere hielt Lane zurück. “Ma’am, Sie dürfen dort nicht rein.”
    “Kümmere dich um die Maus”, rief Rick ihr zu. “Sie ist krank, und ich habe sie zum Tierarzt gebracht.”
    Dann schoben sie ihn durch die Tür. Lane stand da und starrte ihnen verständnislos hinterher. Die Maus?
Deswegen
hatte er sie noch einmal zu sich gerufen?
    “Kranke M-maus?” Lane konnte sich krächzend und gestikulierend nicht verständlich machen, also schrieb sie die Frage auf ein Stück Papier und reichte es der ungeduldigen Sprechstundenhilfe beim Tierarzt. Ein kleines Schild besagte, dass sie Sheri hieß.
    Sheri las die Nachricht laut vor. “Ich glaube, mein Freund hat eine kranke Maus zu Ihnen gebracht.” Sie schien ziemlich verblüfft zu sein. “Sind Sie sicher, Ma’am? Wir behandeln hier nur Katzen.”
    Lane nickte. “Ich bin mir sicher”, krächzte sie. Sie hatte jeden anderen Tierarzt in der Umgebung von Ricks Strandhaus aufgesucht, aber niemand hatte eine Maus in Behandlung. Es musste diese Praxis hier sein, auch wenn hier eigentlich nur Katzen versorgt wurden.
    Sheri lächelte, obwohl sie vor der Frau, die da in die Praxis geplatzt war, auf der Hut war. Die Besucherin trug schmutzige, zerrissene Kleidung und ein Kopftuch, das ihr versenktes Haar nur unzureichend bedeckte.
    Als Lane den Entschluss gefasst hatte, sich anzuziehen und die Maus zu suchen, hatte sie sich nicht klargemacht, wie furchterregend sie aussehen musste. Erst im Badezimmer im Krankenhaus hatte sie ihr wildes, angesengtes Haar, die blutunterlaufenen Augen und die wie von zu viel Sonne gerötete Haut gesehen. Kein Wunder, dass Rick nicht hatte sprechen können. Ihr Anblick hatte ihn erschreckt.
    Sheri warf einen Blick in das Terminbuch der Praxis. “Wissen Sie, wann Ihr Freund die Maus hierhergebracht hat?”
    Lane war sicher, dass Rick keinen Termin gehabt hatte. Sie schüttelte den Kopf und formte mit den Lippen: “Vor zwei oder drei Tagen.”
    Zuerst hatte sie daran gedacht, Sandra die Maus aufspüren zu lassen. Ihre Schwester hatte eindeutig weniger abbekommen als sie, also wäre das die naheliegendste Lösung gewesen. Aber irgendetwas sagte Lane, dass sie diese Aufgabe selbst übernehmen musste. Wenn die Maus gestorben war, musste sie die schlechte Nachricht zuerst erfahren und es irgendwie Rick beibringen. Sie begriff nicht ganz, wie viel das kleine Wesen mit den
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