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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Autoren: Frank McCourt
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erteilt, sagte Philomena.
Du hast mit deinem Gequatsche schon genug Unheil gestiftet, also mach den Mund zu.
    Und wo dein Mund gerade so schön zu ist, sagte Delia, wir sind hier, um dafür zu sorgen, daß du das, was du unserer armen Cousine Angela Sheehan angetan hast, wieder in Ordnung bringst.
    Malachy sagte, och, aber klar, aber klar. In Ordnung, ich bringe alles in Ordnung, und ich spendiere euch gern jedem ein Getränk, während wir das alles bereden.
    Dein Getränk, sagte Tommy, kannst du dir in den Arsch stecken.
    Philomena sagte, unsere kleine Cousine ist noch nicht ganz vom Schiff runter, da fällst du sie schon an. Wir haben nämlich Moral in Limerick, verstehst du, Moral. Wir sind keine Rammler aus Antrim, wo es vor Presbyterianern nur so wimmelt.
    Jimmy sagte, er sieht gar nicht aus wie ein Presbyterianer.
    Duhaltsmaul, sagte Delia.
    Noch was ist uns aufgefallen, sagte Philomena. Du hast so eine komische Art.
    Malachy lächelte. Eine komische Art?
    Genau, sagte Delia. Ich glaube, das war so ziemlich das erste, was uns an dir aufgefallen ist, diese komische Art, und die verursacht bei uns ein ziemlich unbehagliches Gefühl.

    Das ist dies verschlagene Presbyterianerlächeln, sagte Philomena.
    Och, sagte Malachy, das sind nur die schlechten Zähne.
    Zähne hin, Zähne her, komische Art hin, komische Art her, du wirst das Mädchen heiraten, sagte Tommy. Zum Traualtar wirst du sie führen.
    Och, sagte Malachy, ich hatte gar nicht vor zu heiraten, versteht ihr. Es gibt keine Arbeit, und wie soll ich eine Familie … Heiraten ist genau das, was du sie wirst, sagte Delia.
    Zum Traualtar, sagte Jimmy.
    Duhaltsmaul, sagte Delia.
     
     
    Malachy sah ihnen beim Verlassen der Kneipe zu. Jetzt bin ich dran, sagte er zu Joey Cacciamani.
    Wohle wahre, sagte Joey. Wenn diese Puppene wolle zu mire, icke springe ine die ’udson River.
    Malachy bedachte seine verzwickte Lage. Von seinem letzten Job hatte er ein paar Dollar in der Tasche, und er hatte einen Onkel in San Francisco oder in San Sowieso, auf jeden Fall in Kalifornien. Würde er sich in Kalifornien nicht viel besser stellen, weit weg von den breitbrüstigen Schwestern MacNamara und ihren ergrimmten Ehemännern? O doch, viel besser, und darauf brauchte er ein Tröpfchen Irischen, um Absicht und Abschied zu feiern.

    Joey schenkte ein, und das Getränk ätzte Malachy fast die innere Beschichtung von der Speiseröhre. Irisch, was? Er sagte Joey, dies sei eine ganz üble Prohibitionsmischung aus des Teufels eigener Brennerei. Joey zuckte die Achseln. Icke nixe wisse. Icke nure schenke eine. Immerhin, es war besser als gar nichts, und Malachy bestellte noch einen, und für dich auch einen, Joey, und frag doch auch die beiden liebenswürdigen italienischen Herrn, was sie gern hätten, und was redest du denn, natürlich hab ich Geld dabei.
    Er erwachte auf einer Bank in einem Bahnhof der Long-Island-Vorortbahn, weil ein Polizist ihm mit seinem Schlagstock auf die Schuhe klopfte; das Geld für seine Flucht war weg, und die Schwestern MacNamara warteten nur darauf, ihn bei lebendigem Leibe zu verspeisen. In Brooklyn.
     
     
    Zum Fest des heiligen Joseph, einem bitterkalten Tag im März, vier Monate nach den vier Zitterknien, heiratete Malachy Angela, und im August wurde das Kind geboren. Im November betrank sich Malachy und entschied, es sei an der Zeit, die Geburt des Kindes standesamtlich eintragen zu lassen. Er dachte, er wollte das Kind Malachy, nach sich selbst, benennen lassen, aber sein aus dem Norden von Irland stammender Akzent und
das alkoholbedingte Nuscheln verwirrten den Beamten so sehr, daß er einfach das Wort Männlich auf das Formular schrieb.
    Erst gegen Ende Dezember trugen sie Männlich in die St. Paul’s Church, auf daß er dort auf den Namen des Vaters seines Vaters und jenes reizenden Heiligen aus Assisi getauft werde, nämlich Francis. Angela wollte ihm einen zweiten Vornamen geben, Munchin, nach dem Schutzheiligen von Limerick, aber Malachy sagte, nur über meine Leiche. Meine Söhne kriegen keine Namen, die aus Limerick stammen. Außerdem ist das mit dem Zwischennamen eine gräßliche Manie der Amerikaner, und man braucht keinen zweiten Vornamen, wenn man schon nach dem Manne aus Assisi heißt.
    Am Tag der Taufe entstand eine Verzögerung, als John McErlaine, der als Patenonkel vorgesehen war, sich in der Flüsterkneipe betrank und seine Pflichten vergaß. Philomena sagte zu ihrem Mann Tommy, dann müsse eben er Patenonkel werden. Die
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