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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde
Autoren: Eliot Pattison
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Anweisung erteilt, und er habe einen Eid geleistet. Sogar als ich ihm die erste Kugel verpasst habe, hat er es noch nicht kapiert. Ich bin mir nicht sicher, ob er je gesehen hatte, wie eine Pistole abgefeuert wird.« Kenton lachte auf. »Er sah das Blut auf seinem Hemd und war ganz durcheinander. Er hat mich gefragt, ob ich das gewesen wäre, der Idiot. Ich sagte, hier, ich zeig’s dir, und dann habe ich den Lauf dicht vor sein Herz gehalten und noch mal abgedrückt. Danach hatte er keine Fragen mehr.«
    »Der Mord an Jonah war Ihr großer Fehler.«
    »Du weißt verdammt genau, dass ich bei dir gewesen bin, als er gestorben ist.«
    »Sie haben das vorher in die Wege geleitet, als Sie auf dem Volksfest gewesen sind. Falls Jonah von Hastings’ Ermordung erfahren hätte, wäre ihm womöglich so manches klargeworden. Buchanan hatte das kleine Tal, in dem Hastings’ Vater gestorben war, nicht vergessen. Er wollte ihn heimlich dorthin schicken. Leider hat er das Geheimnis mit Ihnen geteilt und Ihnen außerdem verraten, dass Hastings vermutlich mit Jonah darüber gesprochen hatte. Sie konnten nicht riskieren, dass Jonah erfahren würde, dass Micah Hastings sogar noch vor seinem Aufbruch ermordet worden war. Das hätte zu viele Fragen über das kleine Tal aufgeworfen, zu dem der Scout wollte. Sie haben dafür gesorgt, dass die Polizeistreife ihre Runde an jenem Abend eine Stunde früher drehen würde. Dann ist Shenker durch die Hintertür in die Bibliothek eingedrungen. Aber ich weiß bis heute nicht, wer der zweite Mann gewesen ist.«
    Kenton wusste, dass Hadrian keine Bedrohung für ihn darstellte. Er genoss es zu prahlen. »Sauger brauchte jemanden aus Carthage, der sich hier auskannte und wissen würde, was ich meine, wenn ich ihm sage, er solle abwarten, bis die Streife an dem Norger-Café vorbeikommen würde. Ich habe gehört, man hat ihm eine Gabel ins Hirn gerammt.«
    Hadrian seufzte. »Wheeler. Ich hatte schon befürchtet, er wäre meinetwegen gestorben.«
    »Ist er auch. Der Trottel hat Sauger erzählt, dass er dich kennt und du mal sein Lehrer gewesen bist. Er hatte Heimweh. Die haben befürchtet, er würde mit dir reden.«
    Der Lieutenant streckte sich und stand auf. Er kam näher, zielte mit dem Revolver nacheinander auf verschiedene Teile von Hadrians Körper und zählte mit. »Eins, zwei.« Hadrians Knie. »Drei, vier.« Seine Ellbogen. »Fünf, sechs.« SeineSchultern. »Dann werfe ich dich über die Kante. Die Baumschakale haben ganz in der Nähe einen Bau und werden dich im Laufe der Nacht schon finden.«
    »Das bezweifle ich. Ganz so dumm sind Sie dann doch nicht.«
    Kentons Augen funkelten amüsiert. »Du willst mich aufhalten?«
    »Sergeant Waller weiß über Sie Bescheid. Falls ich nicht zurückkehre, kommt sie Sie holen.«
    »Diese Schlampe? Die ist bloß ein Schulmädchen mit großer Klappe.«
    »Und mit dieser großen Klappe wird sie Buchanan und dem Rat Bericht erstatten, bevor sie Sie holt. Sie werden den Rest Ihres Lebens im Gefängnis sitzen, sofern man Sie nicht aufhängt. Nein. Sie werden mich hier zurücklassen und nach Sankt Gabriel fliehen. Das ist Ihre einzige Chance. Kriechen Sie bei Sauger unter.«
    »Sie hat niemandem was erzählt, oder ich wüsste davon.«
    »Sie wartet ab, ob ich zurückkomme. Hauen Sie ab, Kenton. Wir lassen Ihnen einen Vorsprung bis Tagesanbruch.«
    Kenton stieß eine Verwünschung aus. Er kratzte sich mit dem Lauf des Revolvers nachdenklich an der Schläfe und schien sich geschlagen geben zu wollen, als einer der Türflügel knarrte.
    Der Lieutenant reagierte überraschend schnell. Er hielt Hadrian mit der Waffe in Schach, sprang vor und warf sich mit der Schulter gegen den Türflügel. Jemand auf der anderen Seite stöhnte vor Schmerz auf. Kenton griff in die Schatten und zog Jori Waller daraus hervor. Er hatte sie am Aufschlag ihres Mantels gepackt, und als sie sich sträubte, schleuderte er sie brutal gegen die schwere Eichentür. Sie brach zusammen. Kenton nahm ihr den Revolver ab und zerrte sie vor Hadrians Füße.
    »Den Wildpfad hatte ich ganz vergessen«, sagte er. »Sieh mal an! Die einzigen beiden Leute auf der Welt, die mir schaden können. Ich habe schlechte Neuigkeiten für dich, Boone, du bekommst nur drei meiner Kugeln. Ein Knie, ein Ellbogen, ein Auge.«
    Jori regte sich. Kenton trat sie. Sie hielt sich den Bauch und rang nach Luft. Er musterte seine zwei Gefangenen und zog eine der braun gesprenkelten Schrotpatronen aus der Tasche. »Eine
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