Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde
Autoren: Eliot Pattison
Vom Netzwerk:
Verbrechen.«
    Emily zeigte auf den Stuhl gegenüber von ihr. »Setz dich.«
    Der Gouverneur musterte sie kurz, schickte dann seinen neuen Leibwächter vor die Tür und rückte verdrießlich den Stuhl vom Tisch ab. Als er Platz nahm, wurden zwei weitere Lampen angezündet. Seine Augen loderten auf, denn er sah Hadrian in der Ecke sitzen.
    »Die Geschichte ist lang und kompliziert«, fuhr Emily fort. »Sie beginnt offenbar mit dem Holländer und den Vereinbarungen, die du mit den Schmugglern getroffen hast.«
    »Hadrian würde dir alles Mögliche erzählen, um dich gegen mich aufzuhetzen«, protestierte Buchanan.
    »Die Beweise wurden uns eigentlich von Sergeant Waller vorgelegt, deiner eigenen Beamtin. Und du solltest mich nicht ständig unterbrechen, oder wir müssen dich zur Ordnung rufen und gegebenenfalls ausschließen.«
    Buchanan beugte sich vor und schien in Erwägung zu ziehen, den Raum zu verlassen, doch dann sah er die ernsten Mienen der anderen Ratsmitglieder und lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück.
    Emily brauchte eine halbe Stunde, um die Fakten darzulegen,die dem Rat unterbreitet worden waren. Sie berichtete von dem Schmuggel, dem Drogennetzwerk, der Unterwanderung der Innungen, der Zerstörung der Rauschgiftfabrik und dem Tod von Björn, Kinzler und Fletcher sowie sogar von dem Beistand, den Sebastian und die Erstgeborenen geleistet hatten.
    »Hadrian Boone versucht bloß, sich einen Ratssitz zu erschleichen«, behauptete Buchanan. »Er will so tun, als hätte sich nichts geändert.«
    »Ich glaube, er wäre der Erste, der einräumen würde, dass sich sehr viel geändert hat. Und ja, auch der Rat ändert sich.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wir drei« – sie deutete auf die beiden Farmer zu ihren Seiten – »und du sind alles, was vom Rat noch übrig ist. Eine Abgesandte aus New Jerusalem hat einen offiziellen Vorschlag überbracht. Deren Tribunal hat sich einstimmig für eine Vereinigung mit uns ausgesprochen. Ein Rat, eine Kolonie, zwei Siedlungen. Für eine so grundlegende Veränderung benötigen auch wir einen einstimmigen Beschluss. Bevor du diesen Raum verlässt, werden wir vier dafür stimmen, den Vorschlag anzunehmen.«
    »Unmöglich! Ihr könnt die anderen Ratsmitglieder nicht einfach ignorieren.«
    »Wir lassen bereits die Polizei nach ihnen suchen und all jene befragen, die sich bei den Kaianlagen aufgehalten haben, als der Eissegler unter so rätselhaften Umständen verschwunden ist. Interessant dabei ist auch, Lucas, ob du wirklich möchtest, dass wir sie finden. Bevor sie nämlich wieder im Rat mitarbeiten dürften, müssten sie einige sehr unangenehme Fragen beantworten. Zum Beispiel darüber, was aus ihren Amtsvorgängern an den Spitzen der Innungen geworden ist. Darüber, wie Kapitän Fletcher und eine Kommissionin Sankt Gabriel ihnen das Abstimmungsverhalten diktiert haben. Darüber, weshalb du und sie immer einheitlich abgestimmt haben. Und über die Morde an Jonah Beck, Micah Hastings, Officer Jansen und zwei früheren Innungsleitern. Bis wir damit fertig wären, würden wir einen neuen Zellenflügel für unser Gefängnis brauchen.
    Ersatzweise könnten wir hier als Erstes beschließen, die Männer auszustoßen, womit ihre Ratsangehörigkeit formell beendet wäre. Danach stimmen wir der Vereinigung mit New Jerusalem zu. Wir sind bereit, dich für eine weitere Amtszeit als Gouverneur der vereinten Kolonie vorzuschlagen, allerdings mit drastisch beschränkter Weisungsbefugnis. Die Polizei wird dem Rat unterstellt. Die Schulen und das Krankenhaus ebenfalls. Die Zensur wird abgeschafft. Du wirst ein leitender Verwaltungsbeamter sein.«
    Hadrian sah nun, dass Buchanan etwas in der Hand hielt. Seine marmorne Schachfigur, umklammert mit weißen Knöcheln. Buchanans hasserfüllter Blick richtete sich auf Hadrian. Einen Moment lang glaubte Hadrian, er würde mit dem kleinen Elefanten nach ihm werfen.
    »Es wird viel für dich zu tun geben. In New Jerusalem müssen eine Klinik, ein neuer Speisesaal und viele Häuser gebaut werden. Das Gleiche gilt für die Brücke über die Schlucht und eine neue Verbindungsstraße zwischen den beiden Städten.«
    Buchanan starrte nur noch auf seine Schachfigur. Hadrian hatte beinahe Mitleid mit ihm, denn er wusste aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlte, wenn die Welt um einen herum einstürzte.
    »Die Abgesandte aus New Jerusalem glaubt, dass sie ein Mittel gegen die Drogen haben, Lucas, eine Heilung für die Süchtigen«, fügte Emily mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher