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Die Ares Entscheidung

Die Ares Entscheidung

Titel: Die Ares Entscheidung
Autoren: Ludlum Robert
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war hier nicht mehr ganz so dicht, die Bäume standen etwa drei Meter auseinander in einem Meer aus kniehohem Gebüsch. Man kam zwar schneller voran, doch die schützende Deckung fehlte.
    Er blickte zurück und fand schließlich den Mann, der ihm am nächsten war – starr wie ein Stein lag er im Gestrüpp. Der Rest seines Teams war selbst für sein geschultes Auge völlig unsichtbar.
    »Es kann nicht mehr weit sein«, sagte Rivera in sein Kehlkopfmikro. »Gibt’s irgendwelche Probleme?«
    »Negativ«, bekam er von allen zu hören.
    Sie waren fast fünfzehn Stunden ohne Unterbrechung marschiert, und er dankte Gott für das beinharte Training, das sie in Florida absolviert hatten. Der Grundsatz seines befehlshabenden Offiziers lautete: Trainiere doppelt so lang, doppelt so hart und bei zehn Grad größerer Hitze, als du es je im Ernstfall erleben wirst. Operationen wie diese gaben einem das Gefühl, dass sich die Mühe lohnte.
    »Bleibt wachsam. Wir gehen weiter.«
    Der Plan ließ vermuten, dass das Lager, das sie suchten, ziemlich zersplittert war. Die Ausrüstung war unter Tarnnetzen verborgen, und die meisten von Bahames Soldaten
schliefen auf dem nackten Boden. Der äußere Ring wurde von Kindern gebildet, die mit leichten Sturmgewehren bewaffnet waren – Kanonenfutter, um Bahame zu warnen, wenn Gefahr drohte. Der nächste Ring bestand aus erfahreneren erwachsenen Kämpfern, und zuletzt folgte die Leibgarde des Guerillaführers.
    Wenn sie das Lager tatsächlich fanden, so hatten sie vor, den äußeren Verteidigungsring still und leise im Schutze der Nacht zu durchdringen und dann gut verborgen zu warten, bis ihr Zielobjekt in Reichweite ihrer Scharfschützengewehre auftauchte. Leider war in diesem Plan vieles dem Zufall überlassen. Würden sie sichere Verstecke finden, die ihnen trotzdem eine gute Sicht auf die Umgebung ermöglichten? Und was noch wichtiger war – würden sie sich schnell genug zurückziehen können, nachdem sie einem Kerl eine Kugel in den Kopf gejagt hatten, von dem seine Leute glaubten, dass er ein Gott in Menschengestalt sei?
    Rivera konnte sich nur auf sein Gefühl verlassen. Es gab einfach nicht genug handfeste Informationen, um etwas anderes zu tun, als hineinzugehen und auf seinen Instinkt zu vertrauen.
    Der Wald lichtete sich immer mehr, und Rivera erblickte einen Baumstumpf, der die Spuren von menschlichen Werkzeugen zeigte. Er gab seinen Männern das Signal zum Anhalten, warf sich auf den Boden und kroch langsam weiter.
    Die gewundene grasbewachsene Straße, die er erreichte, war gut vier Meter breit, doch sie schien so angelegt worden zu sein, dass sie von der Luft aus nur schwer zu erkennen war. Er kroch unter einen Busch und blickte die Straße entlang nach Süden. Da war nichts zu sehen außer einer einsamen Kuh, die zwischen ein paar Blumen graste.

    »Ich habe die Straße gefunden«, flüsterte er in sein Mikrofon. »Wir gehen in Richtung … Moment. Da rührt sich etwas.«
    Ein junges Mädchen kam um die Straßenbiegung gelaufen, nackt bis auf eine lange Kette, die von ihrem Hals herunterhing. Ihr atemloses Heulen war erschreckend laut, und Rivera versuchte vergeblich zu verstehen, was sie zwischen den Schluchzern stammelte.
    Die Kuh erwachte aus ihrem Dämmerzustand, doch anstatt das Mädchen anzusehen, wandte sich das Tier in die Richtung, aus der sie gekommen war. Ihr nervöses Stampfen ließ Staub von ihrem Körper aufsteigen.
    Rivera rührte sich nicht von der Stelle und wartete darauf, dass das Mädchen vorbeilief. Doch keine drei Meter vor ihm tauchte sie plötzlich in den Wald ein und begann im Gebüsch zu wühlen, als würde sie etwas suchen.
    Wenige Augenblicke später sah Rivera, wovor sie geflüchtet war. Etwa hundert Meter weiter südlich tauchte an der Straßenbiegung eine große Schar Leute auf. Es sah so aus, als wäre ein ganzes Dorf in Rage geraten. Ihre Gesichter waren ebenso blutverschmiert wie die Körper und die Kleider. Die erwachsenen Männer und Frauen liefen vorne, die Kinder und Älteren konnten nicht ganz mithalten, schienen es aber genauso eilig zu haben.
    »Feindliche Aktivität von Süden«, flüsterte Rivera in sein Funkgerät.
    Die Blätter über ihm wurden weggezogen, und er packte das Mädchen, zog sie auf den Boden und drückte ihr eine Hand auf den Mund. Sie wand sich unter ihm, doch so erschöpft wie sie war fiel es ihm nicht schwer, sie unter Kontrolle zu halten.
    Mit seiner freien Hand griff er an sein Mikro. »Fünfunddreißig
bis
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