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Die Apfelprinzessin

Die Apfelprinzessin

Titel: Die Apfelprinzessin
Autoren: Jenny Han
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fragte sogar laut: »Glück – bist du noch da?« So fühlte es sich einfach wahrer an.
    Emmeline tauchte kopfüber vom oberen Bett auf und sagte: »Hä?«
    »Geht dich nichts an«, sagte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern und schwang sich wieder zurück in ihr Bett. »Ich schlaf jetzt noch fünf Minuten, also sei bloß leise, Clara Lee.«
    »So ein Quatsch!«, sagte ich in einer Lautstärke, die das genaue Gegenteil von leise war.
    Dann sagte ich: »Ich glaube, ich rieche Pfannkuchen.«
    »Pfannkuchen?«, sagte Emmeline. Sofort war sie hellwach, genau wie ich. Sie kamdirekt hinter mir her, als ich nach unten ging, um nachzugucken. Keine Minute länger konnte ich warten, ich wollte jetzt gleich herausfinden, welche großartigen Dinge mich an diesem Tag erwarteten.
    Mama hatte Bananenpfannkuchen zum Frühstück gemacht.
    »Esst, solange sie heiß sind, Kinder«, sagte sie und goss Sirup auf unsere Pfannkuchen.
    Emmeline und ich rannten zu unseren Plätzen. Normalerweise essen wir morgens Cornflakes oder so was. Pfannkuchen gibt es eigentlich nur samstags oder wenn wir schneefrei haben.
    »Mama, kann ich noch einen haben?«, fragte ich beim ersten Bissen.
    Mama nickte und goss Teig in die Pfanne.
    »Ich auch«, sagte Emmeline. Immer muss sie einem alles nachmachen.
    Als ich aufgegessen hatte, flocht Opa mir zwei auf Anhieb perfekte Zöpfe. Papa ließ mich noch fünf Minuten Zeichentrickfilme im Fernsehen schauen, bevor er uns auf dem Weg zur Arbeit vor der Schule absetzte. Gewöhnlichnehmen wir den Bus und laufen zur Haltestelle, aber dieser Tag war schon von Anfang an ein besonderer. An ihm war so gar nichts Gewöhnliches.
    Sogar Emmeline zeigte sich von ihrer besten Seite. Sie überließ mir ihren letzten Bananenpfannkuchen und meckerte nicht, als ich ihr den ganzen Orangensaft wegtrank. Sie ließ mich sogar vorn bei Papa sitzen und schimpfte nicht wie sonst.
    Es war offiziell: Mein Glück war noch da. Und ich war fest entschlossen – ich würde mich als Apfelprinzessin bewerben.
    Als ich in unseren Klassenraum kam, saß Shayna schon auf ihrem Platz. Sie trug einen gelben Pullover und ein gelbes Stirnband. Shayna liebt passende Sachen. Ich setzte mich neben sie. »Ich muss dir was erzählen, Shayna«, platzte ich heraus.
    Dionne Gregory sah zu uns herüber. Ihr Platz war zwei Tische weiter. Dionne muss immer ihre Nase in alles stecken.
    Ich senkte die Stimme. »Ich bewerbe mich als Apfelprinzessin.«
    Shayna riss ihre braunen Augen weit auf. »Ehrlich? Ich dachte, du hast Angst, vor allen Leuten eine Rede zu halten.«
    »Das habe ich nie gesagt, dass ich Angst habe. Ich habe nur gesagt, ich
wollte
es nicht. Aber jetzt will ich. Jetzt habe ich vielleicht wirklich eine Chance, wegen dieser Glückssträhne. Was meinst du?«
    »Ich meine, du solltest es versuchen.« Shayna hielt eine Hand hoch, und ich schlug ein.
    Dann wollte ich meinen Lieblingsstift aus dem Fach in meinem Pult nehmen, und was fand ich? Einen Ingwerkeks! Genau die Sorte, die Max immer zum Mittagessen dabeihat. Aber wieso sollte er mir einen Ingwerkeks ins Pult legen?
    Ich beschloss, ihm ein Briefchen zu schicken. Ich schrieb: »Max, ist der Ingwerkeks in meinem Pult von dir?« Darunter zeichnete ich drei Kästchen zum Ankreuzen, für Ja, Nein und Vielleicht. Ich schob das Briefchen zu Shayna hinüber und flüsterte: »Gib’s weiter an Max.«
    Ich merkte Shayna an, dass sie es nicht tun wollte. Sie gibt nie gern Zettel weiter, aber dieses Mal machte sie es trotzdem. Sie gab ihn Natalie, Natalie gab ihn weiter an Vincent, der erst so tat, als wollte er ihn aufmachen, ihn dann aber doch Max gab. Max öffnete das Briefchen und las. Er kreuzte eins der Kästchen an und gab den Brief Simon, der ihn Evie gab, die ihn Shayna gab, die ihn mir gab.
    Er hatte Nein angekreuzt. Hallo? Wenn es nicht Max war, der den Ingwerkeks in mein Fach gelegt hatte, wer dann? Mein Glück?
    »Warst du das, Glück?«, flüsterte ich.
    Shayna stupste mich in den Arm. »Führst du Selbstgespräche, Clara Lee?«
    »Nein«, sagte ich schnell.
    »Hat sich aber ganz so angehört.«
    »Hat es nicht. Hey, ich glaube, Ms. Morgan kommt«, lenkte ich schnell ab und zeigte zur Tür. Das reichte, damit Shayna sofort still war. Sie hat immer Angst, Ärger zu kriegen.
    Ich biss in meinen Keks und lehnte michzurück. »Danke für den Keks, Glück«, flüsterte ich mit vollem Mund.
    Shayna sah mich fragend an, aber ich zeigte bloß auf Ms. Morgan, und Shayna drehte sich so schnell um, dass mir
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