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Die Apfelprinzessin

Die Apfelprinzessin

Titel: Die Apfelprinzessin
Autoren: Jenny Han
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beim Seilklettern. Vielleicht war die Sache mit der Apfelprinzessin ja überhaupt der Grund, wieso das Glück zumir gekommen war. Darüber sollte ich mal nachdenken.
    Ich zeichnete einen winzig kleinen Apfel auf meine Liste. Das Wort
Apfelprinzessin
hinzuschreiben traute ich mich nicht. Ich wollte das Unglück nicht herausfordern.

Auf der Heimfahrt im Bus gratulierte mir Georgina zu meiner neuen Kette. Sie liebt jede Art von Schmuck. »Wo hast du die her?«, fragte sie.
    Ich tastete nach der Kette. »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Noch wollte ich das Geheimnis meiner Glückssträhne nicht jedem verraten. Bis jetzt wussten nur ich selbst, Opa und Shayna davon.
    Max’ Kopf tauchte auf einmal zwischen Shayna und mir auf. »Hey, sieht gut aus, Clara Lee. Krieg ich ein Stück?«
    »Ähm – nee. Tut mir leid«, sagte ich. Max hatte immer so klebrige Hände, und das wäre wirklich das Letzte, dass meine neue Kette klebrig wird, weil er sie anfasst.

    Als Emmeline und ich von der Bushaltestelle nach Hause liefen, fiel ihr sofort meine Kette auf. »Woher hast du die?«, wollte sie wissen. »Ich will auch eine!«
    »Großes Geheimnis«, sagte ich mit einem geheimnisvollen kleinen Lächeln. Emmeline hasst Geheimnisse noch mehr als Tofu. Anders als ich. Ich liebe Geheimnisse, und ich liebe Tofu, vor allem so, wie Mama ihn macht. (Sie kocht ihn, und dann serviert sie ihn mit etwas Sojasoße und grünen Zwiebeln oben drauf. Lecker!)
    »Man darf gar keine Geheimnisse haben!«, brüllte Emmeline.
    »Wer sagt das?«
    Erst wusste sie nicht, was sie darauf antworten sollte. Dann leuchteten ihre Augen auf, und sie sah mich mit ihrem gekonntesten besserwisserischen Blick an. »Gott sagt das!«
    »Das hat er nie gesagt«, erklärte ich ihr. »Und ich muss das ja wohl wissen, schließlich gehe ich schon viel länger in den Kindergottesdienst als du. Ich bin schon hingegangen, als du noch gar nicht auf der Welt warst.«
    Auch darauf wusste sie keine Antwort. »Dann lass sie mich wenigstens morgen zur Schule anziehen«, sagte sie schließlich. »Bitte! Ich geb dir auch alle Schokorosinen, die ich noch habe.«
    »Haha! Ich mag Schokorosinen überhaupt nicht, und zufällig weiß ich ganz genau, dass du sie auch nicht magst.« Das war mal wieder typisch Emmeline, dass sie mir etwas andrehen wollte, was sie selbst nicht mochte.
    »Bitte!«
    »Nein. Die Bonbonkette wird mein neuer Look.«
    Ich stellte mir schon vor, wie ich sie bei meiner Geburtstagsparty tragen würde, beim Abschlussfest meiner Klasse, vielleicht sogar bei meiner Hochzeit. Und
möööglicherweise
auch auf dem Festwagen beim Apfelfest.
    »Was ist denn das – ein
Look
?«, wollte Emmeline wissen.
    »Ein Look ist eine Art Erkennungszeichen – wie man aussieht, wie man sich anzieht und so. Und an der Kette kann man mich dann erkennen. So wie man Opa anseinem Stock erkennt. Den hat er auch immer dabei. Der ist sein Erkennungszeichen«, erklärte ich. »Steht sie mir nicht gut?«
    »Schon«, musste sie widerwillig zugeben.
    Ich lächelte sie an. Vielleicht würde ich sie ihr ja wirklich mal leihen, in ein paar Monaten, falls sie bis dahin nicht schon aufgegessen war …
    »Aber nicht halb so gut, wie sie mir stehen würde!«, sagte Emmeline und kicherte gemein. »Hahahahaha!«

    Zu Hause lief ich sofort in den Garten, weil ich wusste, dass ich Opa da finden würde. Der Garten ist sein Reich, er ist der Herrscher über alles Land. Opa kann jede Menge Pflanzen wachsen lassen. Er ist so etwas wie ein Zauberer.
    Im Herbst, also auch jetzt, sind Zucchini und Kürbisse reif, dann kocht Papa uns Kürbissuppe.
    Opa war tatsächlich im Garten, hatte iches nicht gewusst? Er bückte sich tief und zupfte Unkraut aus der Erde, als wäre es aus Gold.
    Ich rannte auf ihn zu und rief: »Hi!«
    »Ein Hai? Wo?«
    Ich kicherte. Dann umarmte ich Opa. Er roch wie immer – nach Gras und Brot und seinen geliebten Wiener Würstchen. Ich steckte die Nase tief in seinen ärmellosen Wollpullover und schnupperte. Es ist der schönste Geruch der Welt.
    Ich warf meine Schultasche ins Gras und setzte mich darauf.
    »Was gab’s heute in der Schule?«, fragte Opa.
    Ich griff in meine Tasche und zog meine Liste hervor. »
Sooo
viel gab’s. Hör zu!«, sagte ich, und dann las ich ihm meine Liste vor:
    »Letzte Busreihe, Sandwich, Ingwerkekse, Vorlesen: wie die Hexe Bruno in eine Maus verzaubert, Seil, Bonbonkette.«
    »Und – was soll das bedeuten?«, wollte Opa wissen.
    »Das bedeutet, dass ich heute ganz
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