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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Dirk van Den Boom
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wirklich begriffen haben werden, und bis dahin müssen wir Stärke beweisen.«
Der junge Adlige nickte versonnen. »Ich kann viel Weisheit in Euren Worten erkennen, Richter. Und unser Unterpfand wird uns hier sicher auch von großer Hilfe sein.«
Fritigern lächelte. »Das ist wohl wahr. Wie ergeht es unserem Gast? Wir wollen hoffen, dass er Rom bald wieder auf eine etwas ehrenvollere Art und Weise wird repräsentieren können.«
»Schaut selbst«, erwiderte Godegisel und deutete auf die andere Seite des Innenhofes.
Im Schatten einer Mauer stand eine seltsame Konstruktion, bewacht von drei lustlos auf dem Boden sitzenden Kriegern, die in ein Würfelspiel vertieft waren. Das war ihnen kaum vorzuwerfen, denn allzu bedrohlich wirkte das, was sie dort zu bewachen hatten, nun wahrlich nicht.
In einem festen Käfig aus Holzstreben lag ein Körper. Es war der Körper eines Mannes, angetan mit einer dünnen Tunika. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Das Gesicht wirkte sehr friedlich und entspannt im Schlaf. Sein Kopf ruhte auf einem Kissen, sein Körper wurde durch eine dünne Decke bedeckt.
Flavius Valens schlief tief und fest.

ENDE

Nachwort
    Ein Roman, der sich zumindest teilweise auf historische Persönlichkeiten als Akteure stützt, geht immer leicht das Risiko ein, Kritik von Historikern sowie »Fans« der jeweiligen historischen Gestalten auf sich zu ziehen. Es wird einem Autor nur sehr begrenzt möglich sein, dieser Kritik zuvorzukommen, und die einzige Verteidigungslinie bleibt letztlich der Hinweis auf die künstlerische Freiheit. Angesichts der Tatsache, dass dieser Roman nicht einmal ein historischer ist, sondern dem Subgenre der »Alternative History« oder »Parallel History« angehört, das wiederum generell als zur Science-Fiction zugehörig betrachtet wird, fällt mir diese Verteidigung natürlich besonders leicht. Dennoch seien einige Worte zu den Quellen meiner Arbeit und zu den Veränderungen gesagt, die ich aus dramaturgischen Gründen habe durchführen müssen.
Diese Veränderungen finden sich natürlich vornehmlich in der Art und Weise, wie die Charaktere dieses Romans agieren. Besonders augenfällig wird dies möglicherweise bei drei wichtigen historisch belegten Gestalten, denen ich in diesem Roman mehr oder weniger breiten Raum gewidmet habe: Kaiser Gratian, dem Kirchenfürsten Ambrosius sowie dem Senator Symmachus (sein Kollege Michellus mit seiner widerspenstigen Tochter ist hingegen eine Geburt meiner Fantasie). Wer sich mit der römischen Geschichte befasst, wird feststellen, dass der nur relativ kurz regierende Gratian durchaus höchst unterschiedlich bewertet wird: auf der einen Seite als frommer und ernsthafter junger Mann, der versucht, das Werk der Grenzsicherung, das sein Vater begonnen hat, fortzusetzen, und dies durchaus nicht ohne Erfolg, um dann recht tragisch zu scheitern. Auf der anderen Seite, und hier natürlich vor allem von seinen Kritikern, als jemand, der allzu wankelmütig den Einflüsterungen seiner Berater und Höflinge lauschte, zu viel Zeit mit der Jagd und vergleichbaren Vergnügungen verbrachte, in militärischen Dingen seine alanische Hauskavallerie gegenüber den anderen Truppenteilen ungebührlich bevorzugte und wichtige militärische Entscheidungen allzu leichtfertig seinen Generälen überließ. Welche dieser Charaktereigenschaften nun real und welche angedichtet sind, lässt sich im Nachhinein nur schwer belegen, zumindest der von ihm ernannte oströmische Kaiser Theodosius schien von seinem weströmischen Kollegen eine Menge gehalten haben und hat dem Usurpator Maximus die Ermordung Gratians offenbar niemals verziehen, obgleich es für ihn doch so viel einfacher und bequemer gewesen wäre, ihn letztlich als – wahrscheinlich nicht einmal unfähigen – weströmischen Kaiser anzuerkennen. Ich habe, das gebe ich zu, Gratian ungleich positiver und entschlussfreudiger gezeichnet, als er es möglicherweise zu Lebzeiten gewesen ist. Die Tatsache allerdings, dass ich ihn dem Einfluss meiner deutschen Zeitreisenden zu einem Zeitpunkt ausgesetzt habe, als der Victoriaaltar noch im Senat stand und das Toleranzedikt Konstantins noch Gültigkeit hatte, mag wiederum für seine angeblich leichte Beeinflussbarkeit sprechen, denn im Gegensatz zum historischen Gratian, der schließlich ähnlich wie Theodosius unter dem Einfluss des Ambrosius eine dezidiert christliche, trinitarische und mithin intolerante, andere Religionen ablehnende Innenpolitik zu implementieren
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