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Die Alpen

Titel: Die Alpen
Autoren: Albrecht von Haller
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Pöbel schön und sucht der Toren Lob!
Bedeckt schon euer Nichts die Larve der Gebärden,
Ich will ein Menschen-Feind, ein Swift, ein Hobbes werden
Und bis ins Heiligtum, wo diese Götzen stehn,
Die Wahn und Tand bewacht, mit frechen Schritten gehn!
    Ihr füllt, o Sterbliche! den Himmel fast mit Helden;
Doch laßt die Wahrheit nur von ihren Taten melden!
Vor ihrem reinen Licht erblaßt der falsche Schein,
Und wo ein Held sonst stund, wird itzt ein Sklave sein.
    Wann Völker einen Mann sich einst zum Abgott wählen,
Da wird kein Laster sein und keine Tugend fehlen;
Die Nachwelt bildet ihn der Gottheit Muster nach
Und gräbt in Marmorstein, was er im Scherze sprach.
Umsonst wird wider ihn sein eigen Leben sprechen,
Die Fehler werden schön und Tugend strahlt aus Schwächen.
Zwar viele haben auch den frechen Leib gezähmt,
Und mancher hat sich gar ein Mensch zu sein geschämt:
Ein frommer Simeon wurd alt auf einer Säule, Simeon Stylites, dessen wunderlichen vieljährigen Aufenthalt auf einer Säule der Aberglaube als etwas Großes angesehen hat. Die Absicht des Mannes mag gut gewesen sein, aber sie streitet sowohl wider das Exempel der Apostel als wider ihr Gebot.
Sah auf die Welt herab und tat, was kaum die Eule;
Ein Caloyer verscherzt der Menschen Eigentum, Griechische Priester, die oft aus einem Gelübde das Reden verschwören.
Verbannt sein klügstes Glied und wird aus Andacht stumm;
Assisens Engel löscht im Schnee die wilde Hitze, Franciscus von Assisio, der Bilder aus Schnee ballte und umarmte.
Sein heißer Eifer tilgt, bis in der Geilheit Sitze,
Des Übels Werkzeug aus, und was auf jedem Blatt
Für Taten Surius mit rot bezeichnet hat. Einer von den Beschreibern der fabelhaften Leben römischer Heiligen.
Allein was hilft es doch, sich aus der Welt verbannen?
Umsonst, o Stähelin! wird man sich zum Tyrannen,
Wann Laster, die man haßt, vor größern Lastern fliehn,
Und wo man Mohn getilgt, itzt Lölch und Drespe blühn.
Wir achten oft uns frei, wann wir nur Meister ändern,
Wir schelten auf den Geiz und werden zu Verschwendern.
Der Mensch entflieht sich nicht; umsonst erhebt er sich,
Des Körpers schwere Last zieht an ihm innerlich;
So, wann der rege Trieb in halb-bestrahlten Sternen
Von ihrem Mittel-Punkt sie zwingt sich zu entfernen,
Ruft sie von ihrer Flucht ein ewig starker Zug
Ins enge Gleis zurück und hemmt den frechen Flug.
    Geht Menschen, schnitzt nur selbst an euren Götzen-Bildern,
Laßt Gunst und Vorurteil sie nach Belieben schildern,
Erzählt, was sie vollbracht und was sie nicht getan,
Und was nur Ruhm verdient, das rechnet ihnen an:
Das Laster kennet sich auch in der Tugend Farben,
Wo Wunden zugeheilt, erkennt man doch die Narben.
Wo ist er? zeiget ihn, der Held, der Menschheit Pracht,
Den die Natur nicht kennt und euer Hirn gemacht?
Wo sind die Heiligen von unbeflecktem Leben,
Die Gott den Sterblichen zum Muster dargegeben?
Viel Menschheit hänget noch den Kirchen-Engeln an,
Die Aberglaube deckt, Vernunft nicht dulden kann!
Traut nicht dem schlauen Blick, den demutsvollen Mienen!
Den Dienern aller Welt soll doch die Erde dienen.
War nicht ein Priester stets des Eigensinnes Bild,
Der Götter-Sprüche redt und, wenn er fleht, befiehlt?
Trennt nicht die Kirche selbst sich über dem Kalender?
Des Abends Heiliger verbannt die Morgenländer,
Läßt Infuln im Gefecht des Gegners Infuln dräun Adversas aquilas et pila minantia pilis.
Und dringt auf Märterer mit Märtrern feindlich ein.
Den Bann vom Niedergang zerblitzt der Bann aus Norden, Papst Victor hatte mit den asiatischen Kirchen einen Streit wegen des Oster-Fests. Wegen seines ärgerlichen Verbannens aber ließ Irenäus von Lyon einen scharfen Brief an den römischen Bischof abgehen, worin er ihm mehrere Mäßigung anbefahl. Es geht übrigens die ganze Absicht dieses jugendlichen Eifers bloß auf die hitzigen Heiligen der verfolgenden Kirche und zielt auf die protestantische Geistlichkeit um so weniger, je gewisser es ist, daß sie ihr Ansehen und ihre Vorzüge bei der Glaubens-Verbesserung nicht nur willig, sondern aus eigenem Trieb und ohne der Laien Zumuten nur allzu freigebig von sich gegeben hat.
Die Kirche, Gottes Sitz, ist oft ein Kampfplatz worden,
Wo Bosheit und Gewalt Vernunft und Gott vertrieb
Und mit der Schwächern Blut des Zweispalts Urteil schrieb.
Grausamer Wüterich, verfluchter Ketzer-Eifer!
Dich zeugte nicht die Höll aus Cerbers gelbem Geifer,
Nein, Heilge zeugten dich, du gärst in Priester-Blut,
Sie lehren nichts als
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