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Die Alpen

Titel: Die Alpen
Autoren: Albrecht von Haller
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unweit der Grimsel, wo Stücke des vollkommensten Kristalls von etlichen Zentnern gefunden werden, dergleichen man in andern Ländern niemals gesehen hat, Phil. Trans. Vol. XXIV. Ich habe selbst das größte, das damals noch gegraben worden war, a. 1733 auf den Alpen betrachtet. Es war 695 Pfund schwer. Seit diesem Stück hat man oben im Wallis ein noch größeres und bis auf zwölf Zentner wiegendes Stück Kristall gefunden.
Die keine Zeit versehrt und nie der Winter raubt.
Im nie erhellten Grund von unterirdschen Grüften
Wölbt sich der feuchte Ton mit funkelndem Kristall,
Der schimmernde Kristall sproßt aus der Felsen Klüften,
Blitzt durch die düstre Luft und strahlet überall.
O Reichtum der Natur! verkriecht euch, welsche Zwerge: Siehe die Beschreibung einer Kristall-Grube in des Herrn Sulzers Alpen-Reise . Ich vergleiche diese vortrefflichen Stücke mit den 40- und 50pfündigen, die zu den Zeiten des Augustus gefunden, als eine ungemeine Seltenheit angesehen und deswegen von diesem klugen Kaiser in die Tempel der Götter geschenkt worden sind.
Europens Diamant blüht hier und wächst zum Berge! Kristall-Blüte heißt man allerlei Anschüsse, die um die Kristall-Gruben gemein sind.
    Im Mittel eines Tals von Himmel-hohem Eise,
Wohin der wilde Nord den kalten Thron gesetzt, Die von Natur heißen Wallis-Bäder, die in einem so kalten Tale liegen, daß das ganze beträchtliche Dorf im Winter verlassen wird und die Einwohner sich herunter in das wärmere Wallis begeben.
Entsprießt ein reicher Brunn mit siedendem Gebräuse,
Raucht durch das welke Gras und senget, was er netzt.
Sein lauter Wasser rinnt mit flüssigen Metallen,
Ein heilsam Eisensalz vergüldet seinen Lauf;
Ihn wärmt der Erde Gruft, und seine Fluten wallen
Vom innerlichen Streit vermischter Salze auf:
Umsonst schlägt Wind und Schnee um seine Flut zusammen,
Sein Wesen selbst ist Feur und seine Wellen Flammen.
    Dort aber, wo im Schaum der Strudel-reichen Wellen Die Salz-Mine unweit Bevieux.
Die Wut des trüben Stroms gestürzte Wälder wälzt, Der dabei fließende Waldstrom.
Rinnt der Gebürge Gruft mit unterirdschen Quellen,
Wovon der scharfe Schweiß das Salz der Felsen schmelzt.
Des Berges hohler Bauch, gewölbt mit Alabaster,
Schließt zwar dies kleine Meer in tiefe Schachten ein;
Allein sein ätzend Naß zermalmt das Marmor-Pflaster,
Dringt durch der Klippen Fug und eilt, gebraucht zu sein;
Die Würze der Natur, der Länder reichster Segen
Beut selbst dem Volk sich an und strömet uns entgegen.
    Aus Schreckhorns kaltem Haupt, wo sich in beide Seen
Europens Wasser-Schatz mit starken Strömen teilt, Der Rhodan nach dem mittelländischen Meere, die Reuß und Aare in den Rhein und die Nord-See.
Stürzt Nüchtlands Aare sich, die durch beschäumte Höhen
Mit schreckendem Geräusch und schnellen Fällen eilt;
Der Berge reicher Schacht vergüldet ihre Hörner
Und färbt die weiße Flut mit königlichem Erzt,
Der Strom fließt schwer von Gold und wirft gediegne Körner,
Wie sonst nur grauer Sand gemeines Ufer schwärzt. Das in der Aare fließende Gold. Der Sand bestehet meist aus kleinen Granaten, wie Herr von Réaumur auch vom Sande des Rhodans angemerkt hat, und sieht deswegen fast schwarz aus.
Der Hirt sieht diesen Schatz, er rollt zu seinen Füßen,
O Beispiel für die Welt! er siehts und läßt ihn fließen. In den Gebürgen wird kein Gold gewaschen, die Alpen-Leute sind zu reich dazu. Aber unten im Lande beschäftigen sich die ärmsten Leute um Aarwangen und Baden damit.
    Verblendte Sterbliche! die, bis zum nahen Grabe,
Geiz, Ehr und Wollust stets an eitlen Hamen hält,
Die ihr der kurzen Zeit genau gezählte Gabe
Mit immer neuer Sorg und leerer Müh vergällt,
Die ihr das stille Glück des Mittelstands verschmähet
Und mehr vom Schicksal heischt als die Natur von euch,
Die ihr zur Notdurft macht, worum nur Torheit flehet:
O glaubts, kein Stern macht froh, kein Schmuck von Perlen reich!
Seht ein verachtet Volk zur Müh und Armut lachen,
Die mäßige Natur allein kann glücklich machen.
    Elende! rühmet nur den Rauch in großen Städten,
Wo Bosheit und Verrat im Schmuck der Tugend gehn,
Die Pracht, die euch umringt, schließt euch in güldne Ketten,
Erdrückt den, der sie trägt, und ist nur andern schön.
Noch vor der Sonne reißt die Ehrsucht ihre Knechte
An das verschloßne Tor geehrter Bürger hin,
Und die verlangte Ruh der durchgeseufzten Nächte
Raubt euch der stete Durst nach nichtigem Gewinn.
Der Freundschaft himmlisch Feur kann
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