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Die Alpen

Titel: Die Alpen
Autoren: Albrecht von Haller
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Lieb und zeigen nichts als Wut.
Seitdem ein Papst geherrscht und sich ein Mensch vergöttert,
Hat nicht der Priester Zorn, was ihm nicht wich, zerschmettert? Hier mangeln etliche Zeilen, worin die allzu große Heftigkeit Justinians und andrer orientalischen Kaiser wider die Heiden, Arianer und andre Irrgläubige getadelt wird, und die eben nicht poetisch sind.
Wer hat Tolosens Schutt in seinem Blut ersäuft
Und Priestern einen Thron von Leichen aufgehäuft?
Den Blitz hat Dominic auf Albis Fürst erbeten Die Geschichte der unterdrückten Albigenser und des unrechtmäßig seiner Lande entsetzten Raimunds von Toulouse wird jedermann bekannt sein.
Und selbst mit Montforts Fuß der Ketzer Haupt ertreten.
    Doch tadl ich nur vielleicht und bin aus Vorsatz hart,
Und die Vollkommenheit ist nicht der Menschen Art:
Genug, wann Fehler sich mit größrer Tugend decken;
Die Sonne zeugt das Licht und hat doch selber Flecken.
    Allein, wie, wann auch das, was ihren Ruhm erhöht,
Der Helden schöner Teil durch falschen Schein besteht?
Wann der Verehrer Lob sich selbst auf Schwachheit gründet
Und, wo der Held soll sein, man noch den Menschen findet?
Stützt ihren Tempel schon der Beifall aller Welt,
Die Wahrheit stürzt den Bau, den eitler Wahn erhält.
    Wie Gut' und Böses sich durch enge Schranken trennen,
Was wahre Tugend ist, wird nie der Pöbel kennen.
Kaum Weise sehn die March, die beide Reiche schließt,
Weil ihre Grenze schwimmt und ineinander fließt.
Wie an dem bunten Taft, auf dem sich Licht und Schatten,
Sooft er sich bewegt, in andre Farben gatten,
Das Auge sich mißkennt, sich selber niemals traut
Und bald das Rote blau, bald rot, was blau war, schaut,
So irrt das Urteil oft. Wo findet sich der Weise,
Der nie die Tugend hass' und nie das Laster preise?
Der Sachen lange Reih, der Umstand, Zweck und Grund
Bestimmt der Taten Wert und macht ihr Wesen kund.
Der größten Siege Glanz kann Eitelkeit zernichten;
Der Zeiten Unbestand verändert unsre Pflichten,
Was heute rühmlich war, dient morgen uns zur Schmach,
Ein Tor sagt lächerlich, was Cato weislich sprach.
Dies weiß der Pöbel nicht, er wird es nimmer lernen,
Die Schale hält ihn auf, er kömmt nicht zu den Kernen;
Er kennet von der Welt, was außen sich bewegt,
Und nicht die innre Kraft, die heimlich alles regt.
Sein Urteil baut auf Wahn, es ändert jede Stunde,
Er sieht durch andrer Aug und spricht aus fremdem Munde.
Wie ein gefärbtes Glas, wodurch die Sonne strahlt,
Des Auges Urteil täuscht und sich in allem malt,
So tut die Einbildung; sie zeigt uns, was geschiehet,
Nicht, wie es wirklich ist, nur so, wie sie es siehet,
Legt den Begriffen selbst ihr eigen Wesen bei,
Heißt Gleißen Frömmigkeit und Andacht Heuchelei.
Ja selbst des Vaters Wahn kann nicht mit ihm versterben,
Er läßt mit seinem Gut sein Vorurteil den Erben;
Verehrung, Haß und Gunst flößt mit der Milch sich ein,
Des Ahnen Aberwitz wird auch des Enkels sein.
So richtet alle Welt, so teilt man Schmach und Ehre,
Und dann, o Stähelin, nimm ihren Wahn zur Lehre!
Durch den erstaunten Ost geht Xaviers Wunder-Lauf,
Stürzt Nippons Götzen um, und seine stellt er auf;
Bis daß, dem Amida noch Opfer zu erhalten,
Die frechen Bonzier des Heilgen Haupt zerspalten:
Er stirbt, sein Glaube lebt und unterbaut den Staat,
Der ihn aus Gnade nährt, mit Aufruhr und Verrat.
Zuletzt erwacht der Fürst und läßt zu nassen Flammen Die größte Pein, die man den Christen antat, war eine überaus heiße Quelle, in welche man die Märtyrer so oft hinunterließ, bis sie starben oder den Glauben verleugneten. Man muß im übrigen diese unwissenden Märtyrer einer nur halb dem Christentume ähnlichen Lehre nicht mit den Blutzeugen Christi verwechseln.
Die Feinde seines Reichs mit spätem Zorn verdammen;
Die meisten tauschen Gott um Leben, Gold und Ruh,
Ein Mann von Tausenden schließt kühn die Augen zu;
Stürzt sich in die Gefahr, geht mutig in den Ketten,
Steift den gesetzten Sinn und stirbt zuletzt im Beten.
Sein Name wird noch blühn, wann, lange schon verweht,
Des Märtrers Asche sich in Wirbel-Winden dreht;
Europa stellt sein Bild auf schimmernde Altäre
Und mehrt mit ihm getrost der Seraphinen Heere.
Wann aber ein Huron im tiefen Schnee verirrt,
Bei Eries langem See zum Raub der Feinde wird, Ein See, an dem die Irocker wohnen, der Huronen Erbfeinde.
Wann dort sein Holz-Stoß glimmt und, satt mit ihm zu leben,
Des Weibes tödlich Wort sein Urteil ihm gegeben,
Wie stellt sich der Barbar? wie grüßt er seinen
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