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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche
Autoren: Kai Meyer
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»Das ist vielleicht der Grund, warum es überhaupt funktioniert – du willst es mit all deiner Kraft, und du hast es immer gewollt. Warum sträubst du dich dagegen?« Sie gab Aura Gelegenheit, etwas zu erwidern, und als sie nicht schnell genug war, fuhr sie kurzerhand fort:
    »Jetzt ist nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Draußen auf dem See geschieht etwas… Ich glaube, es geht zu Ende.«
    Aura schrak hoch, als hätte das ganze Gespräch nur in einem Traum stattgefunden, in einem Zustand geistiger Verwirrung. Jetzt nutete die Wirklichkeit in ihr Denken, und zurück blieb nur eine Hand voll Fragen.
    »Was ist mit Gian und Tess? Und wo ist Konstantin?«
    »Sie sind alle zur Insel rübergefahren.«
    »Konstantin auch?«
    »Ja. Aber nicht allein.«
    »Wer ist bei ihm?« Sie ahnte die Antwort, konnte sie von Innanas Augen ablesen.
    »Morgantus’ Sohn.«
    Sie hatte es geahnt, gewusst, und doch trafen die Worte sie wie ein Blitz. »Gillian?«
    »Er und die Nichte des Grafen. Eine Templerin wie er.«
    Aura brauchte eine Weile, ehe sie erneut einen klaren Gedanken fasste. »Die Kinder. Sind sie…?«
    »Die Kinder«, sagte Innana mit einem Lächeln, »sind heil an Land gekommen. Ich denke, sie haben noch versucht, dich zu retten. Sie haben sich von Cristóbals Boot zur Insel ziehen lassen. Was dann passiert ist, weiß ich nicht. Ich habe nur gesehen, dass dein Freund und die anderen ebenfalls zur Insel gefahren sind. Aber das war eine ganze Weile später.«
    Dein Freund. Konstantin oder Gillian? »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Lange genug.«
    Aura schüttelte zerknirscht den Kopf. In ihrem Schädel herrschte ein solches Durcheinander, dass es ihr immer noch schwer fiel, klar zu denken. Vor ihren Augen tanzten Bilder: Der Tote im Wasser; Gi-an, der an ihr zog und zerrte; die gezahnte Klinge des Assassinendolchs.
    »Gibt es noch mehr?«
    »Noch mehr?«
    »Mehr, das ich wissen sollte. Über das Leben und den Tod einer Unsterblichen.«
    »Vieles«, sagte Innana mit einem Nicken. »Aber das musst du selbst herausfinden. Und das wirst du, glaub mir. Mit den Jahren, mit den Jahrhunderten. Mit den –«
    Aura stand auf. Sie wollte das nicht hören, nicht jetzt. »Ich muss zur Insel«, sagte sie.
    Innana wollte etwas erwidern, als ihr Blick sich von Aura löste und auf einen Punkt auf dem Wasser konzentrierte. Aura hörte das Geräusch eines Motors.
    »Ich glaube nicht«, sagte Innana, »dass das noch nötig ist.«
    Gian verließ mit den anderen die Höhle; sein Vater stützte ihn. Er war noch immer benommen, aber das Blut trocknete auf seinem Gesicht und versiegelte die Wunde. Der Schmerz in seinem Schädel war noch da, doch er war dumpfer geworden, diffuser, nicht mehr so stechend, und es fiel jetzt leichter, ihn zu ignorieren.
    »Tess«, flüsterte er vor sich hin und bemerkte, dass Gillian es hörte. Auch die Frau, die mit ihm gekommen war, Karisma, schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
    »Er wird ihr nichts tun«, sagte sie, während sie zum Ufer liefen.
    »Was macht Sie da so sicher?« Der erste Satz, der nicht stockend und mit Pausen über seine Lippen kam, seit Cristóbal ihn auf den Felsboden geschleudert hatte.
    Sie deutete zum Wasser hinunter. »Er hätte nichts davon. Wir ho-len ihn so oder so nicht mehr ein.«
    Das kleine Motorboot, mit dem Gillian, Karisma und Konstantin die Insel erreicht hatten, schaukelte auf einem breiten Ölfilm.
    »Er hat den Tank zerschossen«, stellte Konstantin fest, der als erster ins Boot sprang und sich über den Motor beugte. »Damit kommen wir nicht weit.«
    »Wir könnten es trotzdem versuchen«, sagte Gillian.
    Konstantin schüttelte bedauernd den Kopf. »Wenn wir den Motor starten, laufen wir Gefahr, dass uns das Ding um die Ohren fliegt. Und damit wäre weder dem Mädchen noch uns geholfen.«
    Gian löste sich von seinem Vater und lehnte sich gegen die Felsen. Sein Blick wanderte über den See. Cristóbals Motorboot hatte bereits mehr als die halbe Strecke bis zur Landzunge zurückgelegt.
    »Was hat er eigentlich vor?«, fragte Konstantin mit gerunzelter Stirn. »Ich dachte, er hätte es auf den Gral abgesehen.«
    Gian stieß einen abfälligen Laut aus und erzählte ihnen, was sie in Nestors Erinnerung gesehen hatten. »Der Gral existiert nicht mehr«, sagte er schließlich und war überrascht, wie endgültig das klang. Jahrhunderte der Suche, und ausgerechnet er hatte gerade den Schlussstrich gezogen.
    »Dann war alles umsonst«, stellte Karisma fest. »Er
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