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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)
Autoren: Volker Kutscher
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Ostbahnhof, das aussah wie das Kaminzimmer eines englischen Landhauses. Marczewski schien da bescheidener zu sein. Ein paar Sitzgelegenheiten und einen Tisch gab es immerhin.
    Die Männer setzten sich. Auf dem Tisch standen drei Gläser und eine Flasche Mathée Luisenbrand . Marczewski schenkte ein und grinste, als er die Gesichter der Kriminalbeamten sah.
    »Keine Sorge, ist aus der offiziellen Produktion.«
    Die Männer stießen an. Der Luisenbrand schmeckte so, wie Rath ihn aus Treuburg kannte. Kein Fusel. Allerdings auch nicht so lecker wie Rammosers Selbstgebrannter.
    »Die Berliner Polizei und die Concordia «, sagte Marczewski und zündete sich eine Zigarette an, »haben, wie es aussieht, ein gemeinsames Problem …«
    »So ist es.« Gennat nickte. »Und Kommissar Rath sagt mir, Sie wären bereit, dieses Problem gemeinsam mit der Polizei zu lösen.«
    »Das Phantom, wie die Zeitungen den Mann nennen, hat fünf meiner Leute auf dem Gewissen. In jedem seiner Morde ging es darum, die Concordia zu schwächen. Und das nächste Opfer …« Er zog an seiner Zigarette. »… soll ich selbst sein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Seit der Aktion am Westhafen. Sieben meiner Männer sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Wenn sie mich jetzt ausschalten, ist die Concordia erledigt. Was meinen Sie, warum ich mich versteckt halte?«
    Gennat nickte nachdenklich.
    »Sie meinen, das Phantom schlägt zu, sobald Sie sich wieder öffentlich zeigen?«
    »Da können Sie drauf wetten.« Marczewski trank einen Schluck Luisenbrand und schenkte nach. »Das Phantom zielt immer auf den Brustkorb seiner Opfer, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Haben Sie nicht so etwas wie schusssichere Westen bei der Polizei? Habe ich neulich in der Zeitung gelesen.«
    »Haben wir«, sagte der Buddha.
    »Das Stiftungsfest der Concordia findet in zwei Wochen statt. Im Festsaal des Habsburger Hofs in der Stresemannstraße. Es wäre mir eine Ehre, Herrn Kriminalrat persönlich dort begrüßen zu dürfen.«
    Gennat schaute Marczewski aus schmalen Augen an. »Der Habsburger Hof ? Liegt doch direkt gegenüber vom Europahaus.«
    »Perfektes Versteck für einen Scharfschützen. Aber vielleicht kann man ja gewisse Vorbereitungen treffen.«
    Gennat nickte nachdenklich. »Die lassen sich treffen, Herr Marczewski, da bin ich ziemlich sicher. Ich bedanke mich recht herzlich für die Einladung zum Stiftungsfest.«
    »Sie nehmen also an?«
    »Ich nehme an.«
    Paul Marczewski schüttelte Gennats Hand und verabschiedete sich von den Kriminalbeamten. Rath schaute ihm in die Augen und bemerkte die Lachfalten. Marlow hatte recht: Schien wirklich ein netter Kerl zu sein. Wobei Rath nicht darüber nachdenken wollte, wie viele Menschen dieser nette Kerl schon auf dem Gewissen haben mochte. Und was Marlow unter einem netten Kerl verstand.
    Aber das war ihm egal. Marczewski half ihnen, einem gefährlichen Auftragsmörder eine Falle zu stellen, dem letzten Überlebenden der Weißen Hand sozusagen.
    »Was meinen Sie, Kommissar Rath?«, sagte Gennat, als sie wieder unter sich waren. »Werden auch Sie dabei sein, wenn die Concordia feiert?«
    »Wohl eher auf der anderen Straßenseite. Das Europahaus ist in der Tat ein idealer Posten für Scharfschützen.« Rath zündete sich die letzte Overstolz an. »Es wäre mir eine Freude, Herr Kriminalrat, Harald Dettmann persönlich festnehmen zu dürfen.«
    Gennat nickte nur.
    Die Männer gingen schweigend hinaus in die klare Nacht. Funkelnd helle Sterne spiegelten sich im schwarzen Wasser des Hafenbeckens. Und eine Mondsichel. Zunehmend. Das ließ doch hoffen.



D ie vier Männer, die ihn bewachen sollen, beachten ihn gar nicht. Sie trinken und rauchen und lachen und spielen Karten.
    Tokala rührt sich nicht, er bewegt keinen Muskel, in seiner Miene können sie keine Gefühlsregung lesen. Mit starrem Gesicht sitzt er da, auch in Gefangenschaft die Würde bewahrend wie seine großen Vorbilder.
    Nun haben sie ihn also doch gefasst. Er hat immer gerechnet damit, seit jenem Tag, an dem er den bösen Mann am Kleinen See getötet hat. Wie viele Jahre sind ins Land gegangen seither? Und sie haben ihn all die Zeit nicht geholt, sie haben nicht einmal nach ihm gesucht, sind seinen Wäldern ferngeblieben wie in den Jahren zuvor. Obwohl er gegen die Abmachung verstoßen und sich in ihre Welt eingemischt hat.
    Er hat erwartet, dass die Männer aus dem Dorf und aus der Stadt ihn eines Tages holen würden, doch dann waren es diese Soldaten in den fremden
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