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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Hände zu ihm zu lenken.
    Tiriki sah, dass er sang. Gebt Frieden! , rief ihr Herz den Steinen zu. Findet euer Gleichgewicht, kommt zur Ruhe…
    Micail schritt immer noch zwischen ihnen einher, auf Chedans geschnitzten Stock gestützt. Doch ob aufgrund seines Gesangs oder ihres Gebets - das pulsierende Schimmern wurde nicht schwächer, sondern anders, verwandelte sich von zornigem Rot in dumpfes Gold, das nur ganz allmählich verblasste, bis es nicht mehr zu sehen war.
    Als Micail geendet hatte, wurde der Himmel fahl. Tiriki zitterte vor Kälte, doch als er zu ihr kam, strahlte von ihm die Wärme richtig angewandter Kraft ab.
    »Es ist vollbracht«, sagte er leise und wärmte ihre Hände zwischen den seinen. »Jetzt wird der Ring als Anker für die Energieströme dienen und das Rad der Jahreszeiten kennzeichnen. Der Tag wird kommen, an dem die Menschen alles vergessen haben werden. Sie werden vergessen haben, welche Bedeutung das hier einst gehabt hat, und darin nichts anderes mehr sehen als einen Ring aus alten Steinen. Aber ich werde nichts vergessen, ich werde zu dir zurückkommen, Geliebte. Im Leben und über das Leben hinaus, das gelobe ich.«
    »Im Namen der Göttin, ich gelobe dasselbe.« Denn du bist bereits zu mir zurückgekehrt, mein Geliebter, fügte ihr Herz lautlos hinzu. Jeder von uns hat seinen eigenen Sieg davongetragen!
    »Schau!«, sagte er dann und deutete über den Kreis hinweg zu dem niedrigen Steinwall im Südosten.
    Die Ebene war dunkel, die Erde noch vom Schleier der Nacht bedeckt, doch am östlichen Himmel nahte der neue Tag, rosarot mit einem leuchtenden Goldschimmer. Das sah nun ganz und gar nicht wie ein Feuer aus, dachte Tiriki bei sich, sondern vielmehr wie das Erblühen einer Blume, deren rosige Spiegelung den großen Steinen plötzlich Leben einhauchte.
    »Sieh nur, Manoah kommt, in Licht gewandet…«
    »Ni-Terat ist in seiner Umarmung fruchtbar geworden!«, antwortete Tiriki. Das waren uralte Worte, doch bis jetzt hatte sie deren wahre Bedeutung nie verstanden.
    »Gelobt sei der Herr des Tages!«
    »Gelobt sei die Mutter der Dunkelheit!« Ein heller Streifen zuckte am Horizont entlang, Licht ergoss sich auf die Welt, und plötzlich war die düstere Erde in strahlendes Grün gekleidet.
    »Gelobt sei die Herrin des Lebens…«, riefen sie gemeinsam, während das Licht noch heller erstrahlte und die Tochter von Ni-Terat und Manoah sich erhob und sie mit dem ersten Sonnenlicht des Mittsommertages segnete.
     

Nachwort
    Von Atlantis bis Avalon
    In Marion Zimmer Bradleys Die Nebel von Avalon erinnert sich Igraine an ein vergangenes Leben, in dem sie eine Priesterin und Uther ein Priester in Atlantis waren und den Bau von Stonehenge in der Ebene von Salisbury erlebten. Dieser Gedanke ist natürlich nicht neu. In der englischen Folklore wird häufig auf verlorene Kulturen Bezug genommen. Sie bieten nahe liegende Erklärungen für so umstrittene Erscheinungen in der Landschaft wie den Zodiakus von Glastonbury oder den deutlicher ins Auge fallenden spiralförmigen Weg um den Heiligen Berg. Legenden über ein Goldenes Zeitalter, von Atlantis bis Camelot, haben uns von jeher beschäftigt; unvergänglich ist der Traum von einem leuchtenden Reich voller Frieden und Harmonie, voller Macht und Glanz, das eine Zeit lang in voller Blüte steht und dann auf tragische Weise endet. In Die Nebel von Avalon erzählt Marion den Untergang des Reiches von König Arthur, doch lange bevor dieses Buch geschrieben wurde, hatte sie sich mit der Geschichte eines noch viel älteren Reiches beschäftigt.
    In der Regel war Marion nicht übermäßig bestrebt, einen Zusammenhang zwischen ihren Büchern herzustellen. Der Bezug zu Atlantis in Die Nebel von Avalon ist eine ganz persönliche Reminiszenz, die Erinnerung an ihr erstes Buch, eine düster-okkulte Rittersaga mit dem tiefgründigen Titel Web Of Darkness . Die unterscheidenden Merkmale dieses privaten Atlantis sind deutlich erkennbar in der anderweltlichen Magie von Avalon, aber auch in der von Telepathie bestimmten Darkover-Welt ihrer zahlreichen Science-Fiction-Romane und tatsächlich bei fast allen anderen der von Macht verseuchten Individuen (und Gesellschaften), die in ihren Romanen vorkommen.
    Web Of Darkness war ursprünglich in den 1950er Jahren geschrieben worden. Es war eine Geschichte von geheimnisvollen Kräften, von Stolz und Macht und der Abbüßung von Sünden und vor allem von der Liebe, angesiedelt in den Tempeln des Alten Landes, aus dem das
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