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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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gefolgt war, weitgehend verschwunden.
    »Wenn wir nicht wären, wüssten sie nicht einmal das genaue Datum der Sommersonnenwende«, bemerkte Cleta missmutig, während sie den Tänzern zusahen, die das Feuer umkreisten. Damisa sah hinab auf das geschiente Bein des Mädchens. Sie vermutete, dass es wieder schmerzte. Mit dem, was an uns beiden noch heil ist, würde man vielleicht gerade mal eine ganze Priesterin zusammenstückeln können, dachte sie.
    Auf der anderen Seite des Feuers hatte man einen niedrigen Erdhaufen aufgeschichtet, auf dem König Khattar in vollem Ornat auf einer mit dem Fell eines roten Stiers bedeckten Bank saß. Selbst im schmeichelnden Licht des Feuers sah er alles andere als gesund aus. Damisa hätte sich beinahe als seine Leidensgenossin gefühlt, doch man hatte ihr versichert, dass ihre Schulter im Lauf der Zeit heilen würde. Khattar wurde immer noch als Großkönig anerkannt, doch es war klar, dass die Macht über kurz oder lang auf seinen Neffen übergehen würde, der nun neben ihm saß.
    Damisa hatte bereits mehr über Stammespolitik gelernt, als sie jemals begierig gewesen war zu erfahren; das alles erinnerte sie auf unangenehme Weise immer mehr an die Palastintrigen, von denen sie als Kind auf Alkonath gehört hatte, und es machte deutlich, dachte sie, dass die Unterschiede zwischen den Atlantiden und den Ai-Zir in Wirklichkeit nichtig waren.
    »Da kommen unsere tapferen Beschützer«, sagte Cleta, als Vialmar und Reidel sich zwischen den Tänzern hindurch einen Weg zu ihnen bahnten; jeder der beiden hielt einen auffällig bemalten Becher in der Hand.
    »Über so etwas scherzt man nicht«, rügte Damisa sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich nehme an, du hast dir nicht überlegt, was du gesagt hast.«
    Cleta gab ihr ein wortloses Lächeln zur Antwort; sie beide wussten, dass Vialmars Schenkel durch den ersten der heranfliegenden Gesteinsbrocken getroffen und schwer verletzt worden war. Er humpelte immer noch. Und Damisa erinnerte sich nur allzu gut, dass sie es gewesen war, die Reidel geschützt hatte, während der Steinkreis zerborsten war. Als er ihr jetzt einen Becher reichte, fragte sie sich, wie schon so oft zuvor, welcher Wahn sie zu diesem Handeln bewogen haben mochte.
    »Das Zeug heißt Met«, erklärte Vialmar und fügte voller Begeisterung hinzu: »Versuch's mal - es schmeckt verdammt gut.«
    Damisa nahm vorsichtig einen kleinen Schluck. Das Getränk war süß und schmeckte entfernt nach Teli'ir, doch - zum Glück für ihren schmerzenden Kopf - schien es nicht annähernd so stark zu sein. Trotzdem kam es ihr seltsam vor, hier zu sitzen und zu trinken, nachdem Tjalan - und so viele andere - nicht mehr unter den Lebenden weilten.
    Sie saßen eine Zeit lang da und unterhielten sich, bis sich Cleta eingestehen musste, dass ihr Bein schrecklich wehtat. Vialmar, der groß und kräftig war, hob sie einfach hoch und trug sie langsam zurück zum Gelände, wobei er kaum mehr humpelte; Reidel und Damisa blieben allein zurück. Plötzlich unruhig geworden, stand sie auf.
    »Dieses Zeug steigt mir zu Kopf. Ich muss ein bisschen spazieren gehen.«
    »Ich komme mit«, sagte Reidel und erhob sich ebenfalls.
    Sie errötete, da sie sich daran erinnerte, wie es das letzte Mal abgelaufen war, als er sie nach einer Feier begleitet hatte. Dennoch war ihr klar, dass es nicht klug wäre, zwischen so vielen unterschiedlich gearteten Leuten allein herumzuwandern. Unter den Eingeborenen gab es immer noch etliche, die den Atlantiden gegenüber keine guten Gefühle hegten.
    Schweigend ließ Damisa sich von ihm zu dem Weg am Fluss führen. Seine Hand war kräftig und warm, bedeckt mit Schwielen von der schweren Arbeit, aber schließlich war die ihre auch nicht gerade samtweich und damenhaft gepflegt.
    »Ich habe Euch noch nicht dafür gedankt, dass Ihr mir das Leben gerettet habt«, sagte er, als der Lärm hinter ihnen verebbte. »Ich war wahnsinnig anzunehmen, ich hätte irgendetwas tun können, um die zerstörerische Magie abzuwenden. Doch niemals hätte ich mir vorgestellt, dass Ihr…«
    »Zumindest habt Ihr einzugreifen versucht«, entgegnete sie. »Ich hingegen habe nur zugesehen.«
    Sie gingen eine Weile schweigend weiter und lauschten dem Glucksen des Wassers und dem Rauschen des Windes in den Bäumen.
    »Ich bedauere den Tod von Prinz Tjalan«, sagte Reidel schließlich. »Ich weiß, dass Ihr ihn geliebt habt.«
    Ihre unversehrte Schulter zuckte hoch. »Ich bin mir nicht sicher, ob es Liebe war
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