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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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schüttelte den Kopf. »Die Stammeshäuptlinge haben mich gebeten, das zu tun, aber ich habe ihnen gesagt, dass zu viele unserer Mysterienmeister ums Leben gekommen sind. Ich meine, die Steine sollen liegen bleiben. Wenn Drochrad oder irgendjemandem sonst so sehr an ihrer Wiederaufrichtung gelegen sein sollte, dass man es allein mittels roher menschlicher Kraft versucht, dann möge dies geschehen. Aber die Stammesleute fürchten sich davor, sie zu berühren, und wenn diese Furcht irgendwann einmal vergangen sein wird, dann wird sich niemand mehr daran erinnern, welchem Zweck das Sonnenrad eigentlich hätte dienen sollen.«
    »Sie haben Recht, sich davor zu fürchten«, murmelte Tiriki. »Diese Steine bergen immer noch Zorn in sich.« Das hatte sie in dem rauchartigen Schatten gespürt, der zwischen ihnen aufgestiegen war, als sie auf dem Weg zum Dorf an ihnen vorbeigekommen war. Auch jetzt nahmen ihre inneren Sinne ein zorniges Glimmern war.
    »Es sind genügend Steine stehen geblieben, um die Bewegungen des Himmels zu berechnen und den Lauf der Energieströme zu kennzeichnen. Der wahre Tempel befindet sich in unseren Herzen. Wir müssen kein Bauwerk aus Orichalkum und Gold errichten.«
    »Es ist nicht nur unsere Liebe zueinander, die uns bindet«, sagte Tiriki, »sondern auch unsere Liebe zu diesem Land. Ich habe für die Rettung des Heiligen Berges ebenso gekämpft wie für die Rettung der mir anvertrauten Menschen. In zukünftigen Leben wird das Schicksal uns vielleicht an andere Orte verschlagen, aber ich glaube, dass es uns letztlich immer wieder hierher ziehen wird.«
    »Und dennoch hast du den Heiligen Berg verändert, indem du den Omphalos-Stein dort vergraben hast.«
    »Meinst du, ich hätte mich nicht in vielen Albträumen mit der Frage gequält, was geschehen könnte, wenn sich dessen Energie über dieses Land ergießen würde? Doch ich hatte den Segen der Mächte, die hier wirken, und die Welt befindet sich wieder im Gleichgewicht.«
    »Für eine gewisse Zeit«, sagte Micail ruhig. »Wenn Dyaus sich Bahn bricht, bringt er Zerstörung, aber auch… Veränderung. Und so soll es sein. Die Dinge sollen sich verändern. Wir sind nicht mehr der Herr und die Herrin von Ahtarrath. Die Menschen von Alkonath, die überlebt haben, haben mir das Falkenbanner gegeben - sie sehen in mir jetzt ihren Anführer, doch das einzige Reich, über das ich herrschen möchte, ist das meiner eigenen Seele.«
    »Das Banner ist nicht das Einzige, was du geerbt hast.« Plötzlich wurde Tiriki bewusst, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte. »Chedan hat gesagt, du seist sein Erbe. Dies ist sein Stock…« Sie hielt ihn Micail hin, und nach kurzem Zögern nahm er ihn entgegen.
    »Es ist seltsam«, fuhr sie fort, »ich glaube, ich habe dir einmal erzählt, dass die Sumpfbewohner mich Morgan nennen - die Frau, die aus dem Meer kommt. Und Chedan nannten sie Sonnenfalke oder manchmal Merlin. Beides sind Namen für die einheimische Falkenart.«
    »Ich habe geträumt, Chedan gäbe mir bestimmte Anweisungen«, sagte Micail mit bebender Stimme. Er wandte sich erneut um und blickte zu den Steinen. »Sieh zu und sei meine Zeugin, Tiriki! Jetzt weiß ich, warum ich hierher kommen musste und was ich zu tun habe. Als wir gesungen haben, ist ein Rest von Macht in dem Kreis geblieben. Ich muss sie vollends wegsingen, sonst wird in diesem Land niemals Friede einkehren.«
    Sie wollte widersprechen, ihn von den wütenden Energien wegziehen, die in diesen zerbrochenen Steinen pulsierten. In ihrer Eigenschaft als Priesterin wusste sie, dass das, was er sagte, richtig war, und in seiner Eigenschaft als Priester hatte er die Pflicht, Wiedergutmachung zu leisten, wo er Schaden angerichtet hatte. Sofern er dazu in der Lage war…
    Also sah sie schaudernd zu, wie er an den umgestürzten Steinen vorbei in den Kreis trat. Aufmerksam beobachtete sie das Geschehen; sie sah und fühlte gleichzeitig den tiefroten Schimmer, der unruhig von einem Stein zum anderen übersprang. Sie schwankte und fragte sich, wie er die gewaltige Hitze ertragen konnte; sie selbst hielt sich nur dadurch auf den Beinen, dass sie die Füße fest in die Erde stemmte.
    Micails hoch gewachsene Gestalt war ein blasser, verschwommener Umriss, während die Steine auf seine Gegenwart reagierten wie Kohlen, deren Glut vom Wind angefacht wurde. Würde es ihm gelingen, sie zu beherrschen? Instinktiv hob Tiriki die Arme, um Kraft aus dem Boden zu ziehen, auf dem sie stand, und diese durch ihre
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