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Die Ärzte der Galaxis

Die Ärzte der Galaxis

Titel: Die Ärzte der Galaxis
Autoren: James White
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waren die Korridore von den stachligen, dickhäutigen Bewohnern von Illensa belebt, während die Tralthans, Kelgians und Erdenmenschen wie er selbst Schutzanzüge trugen oder – in einigen Fällen – in Schutzfahrzeugen fuhren.
    Die nächste Etappe seines Marsches führte ihn durch den riesigen Tank, in dem die wasseratmenden, neun Meter langen Lebensformen von Chalderescol II mit wuchtigen Bewegungen durch ihre eigene warme, grüne Welt schwammen. Hier konnte er den gleichen Schutzanzug verwenden, und obwohl der Verkehr in dem Tank nicht so dicht war, kam er jetzt langsamer vorwärts, weil er schwimmen mußte. Dennoch war er eine Viertelstunde später auf der Beobachtungsgalerie der sechsundvierzigsten Abteilung. Er brauchte nicht lange zu warten, denn Prilicla traf kurz nach ihm ein.
    »Guten Morgen, Freund Conway«, grüßte der kleine Empath, als er sich mit elegantem Schwung an die Decke katapultierte und sich dort mit den Saugnäpfen an seinen sechs dünnen Beinen festhielt. Die melodische Akustik seiner Cinrusskin-Sprache wurde von Conways Dolmetschergerät, das er bei sich hatte, zunächst registriert, dann dem gewaltigen Computer im Zentrum des Hospitals übermittelt und über seinen Kopfhörer in einem ausdruckslos klingenden Englisch zu ihm zurückgeleitet.
    »Ich habe das Gefühl, daß Sie Hilfe brauchen, Doktor«, fuhr der Cinrusskin fort.
    »So ist es«, sagte Conway. Seine Worte wurden auf die gleiche Weise übersetzt. »Es handelt sich um Mannen. Ich konnte Ihnen keine näheren Einzelheiten nennen, als ich mich vorhin mit Ihnen in Verbindung setzte …«
    »Nicht nötig, Freund Conway«, sagte Prilicla. »Was den Mannen-Zwischenfall betrifft, so ist die Verbreitung von Gerüchten intensiver als üblich. Mir selbst sind einige davon bekannt geworden. Natürlich möchten Sie von mir wissen, was ich sah und fühlte, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte Conway entschuldigend. »Wenn Sie nichts dagegen haben …«
    Prilicla sagte, er habe nichts dagegen. Aber der Cinrusskin war, obwohl er zu den nettesten Lebensformen des ganzen Hospitals zählte, gleichzeitig der größte Lügner.
    Seine physiologische Klassifizierung war GLNO-insektil, skelettartig, mit sechs Röhrenbeinen und einem schillernden, nicht ganz verkümmerten Flügelpaar. Er verfügte über hochentwickelte empathische Fähigkeiten; nur auf Cinruss, einem Planeten, der nur ein Achtel der irdischen Schwerkraft aufwies, konnte sich eine Insektenrasse zu derartigen Dimensionen und einer Intelligenz entwickeln, die sie auf eine hohe Stufe der Zivilisation gestellt hatte. Aber in diesem galaktischen Hospital befand sich Prilicla während des größten Teils seines Arbeitstages in tödlichen Gefahren. Er mußte Schwerkraftaufhebungsvorrichtungen tragen, sofern er seine gewohnte häusliche Atmosphäre verließ, weil die Schwerkraft, die von den meisten Wesen als normal bezeichnet wurde, ihn plattgedrückt hätte. Unterhielt sich Prilicla mit jemandem, so schwang er sich außer Reichweite, um sich vor einer gedankenlosen Arm- oder Fühlerbewegung zu bewahren.
    Nicht daß irgendwer die Absicht gehabt hätte, Prilicla zu verletzen – dazu war er zu beliebt. Die empathischen Fähigkeiten dieses kleinen Wesens ließen es stets richtig handeln und reden. So war er auch ein emotional-sensitives Wesen, das empfindlich gegen Ärger und die Sorgen anderer Lebensformen war. Solche Gefühle sprangen ihn an wie physische Kräfte. So sah er sich gezwungen, für eine heitere, gelöste Atmosphäre zu sorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, mußte er manchmal gewaltig lügen, damit die Wesen seiner näheren Umgebung in guter Laune blieben.
    Kurz bevor Prilicla seinen Bericht in Angriff nahm, sagte Conway: »Ich weiß nicht genau, was ich wirklich suche, Doktor. Aber wenn Sie sich bei Mannen an etwas Ungewöhnliches erinnern können, wäre ich Ihnen dankbar.
    Priliclas zerbrechlicher Körper zitterte im Gefühlssturm der Erinnerungen. Er versetzte sich in die Szene vor Beginn der Operation. Der kleine GLNO hatte die Hudlar-Physiologie nicht registriert und war nicht in der Lage gewesen, den Zustand des Patienten auf sich einwirken zu lassen. Der Patient war narkotisiert worden und hatte demzufolge kaum etwas ausgestrahlt. Mannen und sein Stab hatten sich auf ihre Pflichten konzentriert, und nur ein kleiner Teil ihres Geistes hatte sich mit anderen Problemen beschäftigt. Und dann hatte Chefarzt Mannen seinen Unfall. Tatsächlich waren es fünf verschiedene Unfälle
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