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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit
Autoren: Gillian Shields
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ertrunkener Frauen in zerrissenen Gewändern und mit leeren, ausdruckslosen Augen zu stoßen. Aber es war niemand da. Sie waren entkommen.
      Es schien, als wäre niemand verletzt worden, aber irgendetwas hatte sich verändert. Am Tag nach der Flut fühlten wir uns seltsam erleichtert. Ich wusste, dass ich mir Sorgen machen sollte, dass die Oberste Mistress erneut zuschlagen könnte, aber der Tag verlief ruhig, erinnerte ein bisschen an die Atempause zwischen einer Schlacht und der nächsten. Und dann, als wir beim Abendessen zum Gebet dastanden, gab Miss Scratton eine Erklärung ab.
      »Es ist meine schmerzliche Pflicht, euch Mädchen darüber in Kenntnis zu setzen, dass Mrs. Hartle laut Polizeibericht als vermisst gilt. Sie ist seit dem Ende der Prozession gestern Abend nicht mehr gesehen worden. Wenn wir auch nicht genau wissen, wo sie sich gerade aufhält, möchte ich euch dennoch versichern, dass die Autoritäten nicht davon ausgehen, dass sie tot ist. Beten wir, dass unsere Oberste Mistress schon bald wieder unter uns weilen wird.«
      Ihre Worte waren die reinste Sensation. Etwas für die Gerüchteküche und zum Bestaunen. Etwas, das in der gesamten Geschichte von Wyldcliffe noch nie dagewesen war. Für uns war es anders. Helen weinte still, als sie das hörte, allerdings achtete niemand darauf. Schließlich war sie ja nur die verrückte Helen Black … Nur wir wussten, warum sie weinte und dass sie zwischen Liebe und Hass hin und her gerissen war.
      Miss Scrattons Erklärung war nicht die einzige Neuigkeit. Später am Abend erhielt ich die Nachricht über einen Anruf vom Pflegeheim, und man teilte mir mit, dass Frankie gestorben war. In der Morgendämmerung, hieß es. Gerade, als der Tag angebrochen war. Sehr friedlich. Ich weinte nicht. Stattdessen tastete ich nach dem silbernen Anh?nger unter meinem Hemd und sagte: ?Ich bin froh, dass ich mich von ihr verabschiedet habe.? Die freundliche Krankenschwester der Schule, die mir die Nachricht ?berbracht hatte, sah mich eigenartig an und murmelte, dass es wohl ein echter Schock f?r mich sein m?sste ?
      Wir alle müssen sterben. Ich glaube, Frankie hatte gewusst, dass ich nicht mehr allein war und sie mich loslassen konnte. Ich weinte nicht. Gott nimmt kein Leben … Lebwohl, mein Liebes.
      Lebwohl.
      Die nächsten paar Tage vergingen unglaublich langsam. Ich verbrachte die ganze Zeit mit Helen und Sarah; wir fragten uns, wie es weitergehen würde. Hatten wir die Oberste Mistress wirklich vernichtet? Oder war sie noch irgendwo da draußen, wartete lediglich auf die geeignete Gelegenheit und sammelte ihre Kräfte zum nächsten Angriff?
      Während die ganze Schule auf Neuigkeiten wartete, übernahm Miss Scratton die Leitung. Sie organisierte alles, schützte die Schülerinnen vor der zudringlichen Presse und den Fragen der Polizei. Sie ging von Klasse zu Klasse und sorgte dafür, dass alles weiter wie ein Uhrwerk lief und Wyldcliffe überleben würde. Wenn ich mich nicht an die maskierten Gesichter hätte erinnern können, die ich unten in der Krypta gesehen hatte, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich keiner der Frauen unter dem Dach der Abtei trauen durfte, hätte ihre ruhige, gefasste Art mich wahrscheinlich getröstet.
      Wir hatten die erste Schlacht gewonnen. Doch ich wusste, selbst wenn Celia Hartle tatsächlich vermisst bleiben sollte oder gar gestorben war, w?rde schon bald eine neue Oberste Mistress aus den Schatten auftauchen, um den Hexenzirkel zu leiten. Wie ein hungriger Hund, der auf der Jagd nach ein paar Bissen war, w?rden sie ihre Suche nach dem Talisman fortsetzen. Wir hatten sie einmal aufgehalten, aber auch wenn der Anh?nger nach wie vor um meinen Hals hing, war ich in Gefahr, solange Sebastian noch da drau?en war und ihnen auch nur den leisesten Hoffnungsschimmer bescherte.
      Sebastian. Mein Anfang und mein Ende. Ein Junge, den ich nie hätte treffen dürfen und der mein Leben verändert hatte. Jetzt, da ich die Hand ausgestreckt und den Talisman mit meinem Geist berührt hatte, wusste ich, dass ich nicht von ihm ablassen konnte. Irgendwie, das schwor ich mir, würde ich jede Aufgabe meistern, die Agnes mir hinterlassen hatte, und Sebastians Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ich würde alles versuchen, um zu verhindern, dass er unter Qualen verblasste. Ich musste ihn finden, bevor es zu spät war, denn alles, was ich hatte, alles, woran ich mich klammern konnte, waren die letzten Worte, die er zu mir gesagt hatte.
      Ich
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