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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten
Autoren: Dietmar Dath
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einem Löwen gelegen hätte. Diese Frau war gefährlicher als alles, was er in den Gräben überlebt hatte – sie und das Universum, die duzen sich wahrscheinlich, dachte er.
    Ich hoffe, daß ich lange genug leben werde, um sagen zu dürfen, ich sei mit ihr befreundet.
    Die Komponistin hielt das Lämmchen Feuer hin, und die begann, es zart zu kraulen, nahm es und beschäftigte sich gerade damit, ihm Schmutz aus dem Fell zu zupfen, als Cordula Späth mit einem Blinzeln verschwand.
7. Wenn das so ist
    Nach fünfhundert Jahren, der Hälfte der ihnen zugemessenen Zeit, hatten sie wieder Lust, einander Lebwohl zu sagen, um die Sehnsucht neu anzufachen und neue Prüfungen zu bestehen.
    Er wollte versuchen, eine Karte der unsicheren Nähte anzulegen: Wo hatten sie Menschen gesehen, wie sah die Verteilung aus, welchen Epochen entstammten die Leute, welche Kostümdramen führten sie auf?
    Ihr ging es anders, sie wollte an den Strom zurück, wo sie den Biber getroffen und seine Seele gesehen hatte.
    Auf den Gedanken war sie gekommen, weil sie sich neuerdings als Zugvogel fühlte: »Als ob mich wer ruft, oder als ob ich den Magnetlinien folgen wollte. Ich mag das, gerufen werden ist schön.«
    Was sie ihm nicht verraten wollte, war, daß sie glaubte, einmal, unter Vögeln am Euphrat, den wiedergesehen zu haben, der die Geschwister nach ihrer Ankunft begrüßt hatte, von der Wand mit den Rosen herunter.

    Ryu gab es hier nicht und auch sonst keine Vorfahren. Die Toten hielten sich fern, aus Respekt vor den Lebenden, die hier hausten und allem Anschein nach keine Sprache hatten. Aber vielleicht gab es andere in der Ökotektur, die nie gestorben waren und sich jetzt hier heimisch fühlten; andere, denen die Keramikaner nichts hatten anhaben können.
    »Also stehst du auf von unserm gemeinsamen Lager«, sagte Padmasambhava, »weil du den Rhythmus hörst. Weil man dich ruft, weil du in die Musik tiefer hineingehen willst.«
    »Ja, ich denke, das ist der Grund«, sagte sie und berührte ihn mit dem Zeigefinger an der Nase, weil er eine Nase hatte und sie einen Zeigefinger und weil es lustig war, auf diese Umstände besonders hinzuweisen. Für alle Hinweise, alle Zeichen und alle Deutungen auf der alten Welt waren ja nur noch sie beide zuständig.

    Die Kinder von Dmitri und Lasara hatten schließlich eine andere Aufgabe gefunden als die, von der sie geglaubt hatten, daß ihr ganzer Weg sie darauf vorbereitet hatte. Sie mußten nicht Kundschafter sein, es würde zu keinem Krieg kommen, so kleinlich war die Geschichte nach der Geschichte gar nicht.
    Die Zweifel der Zukunft richteten sich auf Interessanteres als das nackte Überleben.
    Die Gente wären stolz gewesen; der Löwe hätte sich bedankt.
    Zwei Lebende, eng befreundet, einander versprochen.
    Jedes konnte für sich und andere werden, was es gern sein würde, fünfhundert kommende Jahre lang, bis zur Stunde der Abreise. Sie hatten das Erbe, es beherrschte sie nicht. Die Wolken zogen weiter, sie wollten nirgends hin. Die Sonne war für alle da, für Erde, Mars, Venus und mehr Orte, wo man wohnen konnte.
    »Wenn das so ist«, sagte Padmasambhava, »dann möchte ich ein Wolf sein.«
    »Und ich ein Rabe«, sagte Feuer.
    So geschah es; und damit fingen Leben an, wie es sie nie zuvor gegeben hatte.

    Shantih shantih shantih

Danke
    Andreas Platthaus, Stefanie Körner, Prof. Dr. Barbara Kirchner, Michael Staudt, Sheri S.Tepper (für das Grasmeer), Ezra Pound, Akiko Miyake, Annekathrin Ruhose, Deb Talan (für »Forgiven«), Markus Hablizel, Geoff Ryman, Mark Budz (für »ecotecture«), Hannes Riffel, Raekwon (für »fuck your parole officer«), R. J. P. Williams (für »A chemical systems approach to evolution« und »Evolution was chemically constrained«), Alanis Morisette (für »I'll be a friend to my friends who know how to be friends«), Dame Livienda, Friedrich »Gute Laune« Nietzsche, Hart Crane, Daniela Burger, Theodore Roethke, Jen Lindley (1983-2008 R.I.P.) und Charles Darwin (für Variation und Selektion).

    Doris Achelwilm für uns.

    Her name is Courage & is written

Das Zeitalter, das wir kennen, ist längst vorbei. Wo einmal Europa war, gibt es nur noch drei labyrinthische Städte, die eher gewachsen sind, als daß sie erbaut wurden. Die Welt gehört den Tieren. Cyrus Golden, der Löwe, lenkt den Staat der drei Städte. Als ein übermächtiger Gegner die neue Gesellschaft bedroht, schickt er den Wolf Dimitri als Diplomaten aus - er soll im einstigen Nordamerika einen
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