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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden
Autoren: James Patterson
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mich fragen: Warum lag der Verlobungsring, den Joe mir geschenkt hatte, immer noch in seiner schwarzen Samtschachtel, warum durften die Edelsteine nur in der Dunkelheit blitzen?
    Warum konnte ich nicht einfach »Ja« sagen?
    »Was hat Cindy denn gesagt?«, wollte ich wissen.
    »Wortwörtlich? Sie hat gesagt: ›Hier spricht Cindy . Lindsay hat eine heiße Spur im Campion -Fall und ist gerade unterwegs.
SAG... IHR... SIE... hat unser Wochenende ruiniert. Ich rufe sie morgen früh an, und dann will ich ein Zitat von ihr, und zwar ein gutes.‹ «
    Ich lachte über Joes Cindy-Imitation. Sie ist nicht nur meine Freundin, sondern außerdem auch die Top-Gerichtsreporterin des San Francisco Chronicle .
    »Entweder ich erzähle ihr alles«, erwiderte ich, »oder gar nichts. Und in diesem Fall eindeutig gar nichts.«
    »Also dann, schieß los, Blondie. Ich bin sowieso hellwach.«
    Ich holte einmal tief Luft und erzählte Joe die ganze Geschichte von Junie Moon - wie sie zwei Stunden lang alles abgestritten und uns dann gebeten hatte, die Kamera abzuschalten, wie sie über ihr »Date« mit Michael und seinen mutmaßlichen Herzanfall geredet hatte und wie sie Michael Campion, anstatt einen Notarztwagen zu holen, Schlaflieder vorgesungen hatte, während sein Herz zum Stillstand gekommen und er gestorben war.
    »Oh, um Himmel willen.«
    Hungrig sah ich zu, wie Joe für mich eine Schale mit Tortellini in brodo und für sich eine passende Schale mit Eiskrem bereitstellte.
    »Wo ist die Leiche?«, wollte er dann wissen, zog sich einen zweiten Hocker heran und setzte sich neben mich.
    »Das ist die Sechzig-Millionen-Doller-Frage«, erwiderte ich. Das war eine Anspielung auf die geschätzte Höhe des Vermögens der Campions. Dann erzählte ich Joe auch den Rest: Junies nebulösen Bericht über Michael Campions Zerlegung, die anschließende Fahrt an der Küste entlang und die schließliche Entsorgung der Leiche auf dem Hinterhof eines Fast-Food-Restaurants... irgendwo .
    »Weißt du, als wir Junie auf die Wache gebracht hatten, da hat Conklin sie über ihre Rechte aufgeklärt«, sagte ich nachdenklich. »Ich habe mich richtig darüber geärgert.

    Wir hatten sie ja nicht festgenommen, und ich war mir sicher, dass sie gar nichts mehr sagen würde, wenn er ihr erst mal ihre Rechte vorgelesen hat. Und ehrlich gesagt habe ich ihr zu Anfang sogar abgekauft , dass sie Michael Campion nur aus irgendwelchen Zeitschriften gekannt hat. Ich wollte sie eigentlich schon laufen lassen... und dann hat Conklin genau ihren wunden Punkt getroffen, und sie hat alles ausgespuckt. Da war es dann gut, dass sie ihre Rechte schon kannte.«
    Nachdenklich schüttelte ich den Kopf. »Rich ist für einen jungen Polizisten wirklich erstaunlich selbstbewusst, und dazu kommt noch seine absolut bemerkenswerte Sicherheit im Umgang mit Frauen«, fuhr ich fort und kam so langsam in Fahrt. »Und das sage ich nicht nur, weil er so gut aussieht, er geht auch ausgesprochen respektvoll mit uns um. Und er ist sehr schlau. Die Frauen erzählen ihm einfach alles...«
    Joe griff nach meiner leeren Schale und stand abrupt auf.
    »Liebling?«
    »So langsam habe ich das Gefühl, als ob dieser Typ ein Bekannter von mir sei«, sagte Joe über das Geräusch des laufenden Wasserhahns hinweg. »Ich würde ihn wirklich gerne mal kennen lernen.«
    »Na klar...«
    »Wie wär’s, wollen wir schlafen gehen, Lindsay?«, unterbrach er mich dann. »Es ist schon spät.«

9
    Am nächsten Morgen gegen acht sahen wir Ricky Malcolm seinen Schlüssel in die Tür eines schäbigen Wohnblocks in der Mission Street stecken. Er erkannte beim ersten Blick, was wir waren, und versuchte abzuhauen, also balgten wir uns auf dem Bürgersteig mit ihm herum und überzeugten ihn, mit ins Präsidium zu kommen.
    »Sie stehen nicht unter Arrest«, sagte ich und begleitete ihn zu unserem Wagen. »Wir wollen uns lediglich Ihre Version der Geschichte anhören.«
    Jetzt saß Ricky in der »Box« und starrte mich aus seinen seltsamen weit auseinanderstehenden, grünen Augen an, die tätowierten Arme über der Brust verschränkt. Sein Gesicht besaß eine nachtgraue Blässe, die darauf schließen ließ, dass der Mann seit Jahren kein Tageslicht mehr gesehen hatte.
    In dem Tätowierungs-Getümmel auf Malcolms rechtem Arm befand sich auch ein rotes Herz mit den Initialen R. M. , aufgespießt auf einer Mondsichel. Malcolm sah wild und gefährlich aus, und ich begann mich zu fragen, ob Junies Geschichte wirklich der Wahrheit
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