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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden
Autoren: James Patterson
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stand nicht unter Arrest. In solchem Fall mussten wir sie nicht über ihre Rechte aufklären, und Conklins Warnung hätte leicht dazu führen können, dass sie uns wichtige Dinge verschwieg. Aber ich schluckte meinen Groll hinunter. Was geschehen war, war geschehen.
    Junie hatte um einen Kaffee gebeten und nippte an ihrem Pappbecher, während ich einen erneuten Blick in ihre Strafakte warf. Ich sprach sie auf ihre bislang drei Festnahmen wegen Prostitution an, und sie sagte, dass sie seit ihrer Namensänderung kein einziges Mal mehr festgenommen worden sei.
    »Ich fühle mich wie ein neuer Mensch«, sagte sie.
    An ihren Armen waren keine Einstichstellen, keine blauen
Flecken zu erkennen, und das machte das Ganze noch unverständlicher. Was war da los? Was steckte dahinter?
    Warum wurde ein hübsches Mädchen wie Junie zur Nutte?
    »Den Namen habe ich aus einem alten Film mit Liza Minelli«, erzählte sie Conklin gerade. »Er heißt Tell Me That You Love Me, Junie Moon . Und viele meiner Kunden wollen ja auch, dass ich ihnen sage, dass ich sie liebe«, meinte sie mit schwermütigem Lächeln.
    Conklin schob eine leuchtend braune Haarsträhne vor seinen teuflisch glänzenden braunen Augen beiseite. Ich war mir sicher, dass Rich weder den Film gesehen noch das Buch gelesen hatte. »Ach, tatsächlich?«, sagte er. »Das ist cool.«
    »Also, Junie«, übernahm ich das Wort. »Die meisten Ihrer Kunden besuchen die Prep-School?«
    »Seien Sie bitte ganz ehrlich zu mir, Sergeant Boxer: Soll ich mir einen Anwalt besorgen? Ich glaube nämlich, Sie wollen behaupten, dass ich Sex mit Minderjährigen habe, aber das stimmt nicht.«
    »Lassen Sie sich immer den Führerschein zeigen, bevor Sie die Hose ausziehen?«
    »Wir interessieren uns nicht für Ihre... äh... sozialen Aktivitäten, Junie«, schaltete Conklin sich ein. »Wir interessieren uns nur für Michael Campion.«
    »Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt«, erwiderte sie, und ihre Stimme zitterte nur ganz leicht. »Ich habe ihn noch nie gesehen, und ich glaube, das hätte ich bestimmt nicht vergessen.«
    »Ich kann Sie verstehen«, sagte ich. »Wir machen Sie ja auch gar nicht dafür verantwortlich. Wir wissen, dass Michael krank war. Vielleicht hat ihn sein Herz einfach im Stich gelassen, während er mit Ihnen zusammen war...«
    »Er war nicht mein Kunde«, beharrte Junie. »Ich hätte mich geehrt gefühlt, verstehen Sie, aber so war es nicht.«

    Conklin knipste sein betörendes Lächeln aus und sagte: »Junie. Helfen Sie uns, und wir lassen Sie und Ihr Geschäft in Ruhe. Aber wenn Sie weiter mauern, dann macht das Sittendezernat kurzen Prozess mit Ihnen.«
    Zwei Stunden lang spielten wir mit Junie Verstecken und wendeten dabei praktisch jede existierende, legale Verhörtechnik an. Wir gaben ihr das Gefühl der Sicherheit. Wir setzten sie unter Druck, logen sie an, bestärkten sie und drohten ihr. Aber auch danach leugnete Junie noch immer jede persönliche Bekanntschaft mit Michael Campion. Schlussendlich spielte ich unseren einzigen Trumpf aus und hieb zur Unterstreichung mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Und wenn ich Ihnen jetzt verrate, dass wir einen Zeugen haben und dass dieser Zeuge bereit ist auszusagen, dass er gesehen hat, wie Michael Campion am Abend des 21. Januar Ihr Haus betreten hat? Und dass dieser Zeuge auf Michael gewartet hat, weil er ihn nämlich nach Hause fahren wollte?
    Aber dazu ist es dann gar nicht gekommen, Junie, weil Michael nämlich Ihr Haus nicht wieder verlassen hat .«
    »Ein Zeuge? Aber das ist ausgeschlossen «, erwiderte die junge Frau. »Das muss ein Irrtum sein.«
    Ich wollte diese eine, armselige Spur auf keinen Fall verlieren, aber wir bekamen einfach nichts Substanzielles in die Hände. So langsam fing ich an zu glauben, dass Jacobis anonymer Tippgeber auch bloß so ein Dummschwätzer gewesen war, und überlegte mir ernsthaft, ob ich Jacobi nicht aufwecken und ihm mit ein paar gewählten Worten die Gehörgänge pfeffern sollte, da ließ Junie den Kopf sinken. Tränen schimmerten in ihren Augen, und ihr Gesicht wirkte plötzlich bekümmert und voller Trauer.
    »Sie haben Recht , Sie haben ja Recht, und ich halte es einfach nicht mehr länger aus. Schalten Sie das Ding da aus, dann erzähle ich Ihnen, was passiert ist.«

    Ich tauschte ein paar verdutzte Blicke mit Conklin. Dann erwachte ich aus meiner Erstarrung und schaltete die Videokamera aus. »Die ganze Wahrheit kann nie schaden«, sagte ich, und mein Herz machte ga-lopp,
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