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Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai

Titel: Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
Autoren: Peter Lerangis
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Er senkte den Kopf und streifte mit seinen Lippen die ihren. Nur ganz leicht.
    Die Luft klärte sich langsam wieder und der Lärm hatte aufgehört. Ian setzte sich auf und ließ Amys Hand los. Das Bild ragte ein paar Zentimeter schräg aus dem Fels hervor. Wo es vorher gewesen war, befand sich nun eine rechteckige Öffnung.
    Ein fauliger, beißender Geruch drang von innen heraus.
    Alistair war der Erste, der wieder auf den Beinen war, und schlug sich den Staub von seinen sorgfältig gebügelten Wanderhosen. »Hideyoshis Versteck …«, sagte er ehrfürchtig.
    Dan und Natalie standen direkt neben ihm, husteten und schüttelten den Staub ab. Dan schreckte zurück, als er hineinzuspähen versuchte. »Verdammt, da hat wohl jemand zu spülen vergessen.«
    Alistair hatte Amys Rucksack wieder gefunden und zog zwei batteriebetriebene und zerlegbare Campinglaternen hervor.
    Ian half Amy auf. »Hast du die Münze?«, fragte er sanft.
»Wir brauchen sie vielleicht später noch einmal, um den Eingang wieder zu verschließen.«
    »Ta-Tasch…« Amy klopfte gegen die Tasche. »Ich habe sie gerade eingesteckt, als das Ding sich zu öffnen begann …«
    Alistair gab ihr eine der Laternen. »Wir beide werden vorangehen, Amy.«
    Als sie auf schwankenden Beinen in die Höhle traten, sah Natalie Ian böse an. Er zwinkerte ihr zu und ging hinein.
    Ach, die Ungläubige.

    Konzentrier dich.
    Amy fühlte nichts mehr außer ihren Lippen.
    Das bläulich fluoreszierende Licht der Laterne tanzte auf den Wänden einer gewölbeartigen Höhle. Der Ammoniakgeruch von Tierexkrementen drang ihr in die Nase. Sie befanden sich in einer Höhle, die mit Sicherheit seit einer halben Ewigkeit von keinem menschlichen Wesen mehr betreten worden war, und ihre Schuhe traten in einen Teppich aus etwas, das sie lieber nicht sehen wollte. Dabei war alles, was sie fühlen konnte, das Kribbeln auf ihren Lippen.
    Alles geschah innerhalb eines einzigen Augenblicks. Die Münze, das Versteck, der …
    Der was ? Was genau war eigentlich gerade geschehen?
    Ian ging still neben ihr her. Eigentlich sollte sie ihn hassen. Und sie hasste ihn ja auch. Aber auch wenn es um ihr
Leben gegangen wäre, hätte sie sich nicht mehr erinnern können, warum das so war. Trotz der Umgebung fühlte sie sich wach, lebendig und unvorstellbar glücklich.
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Wofür?«, fragte Ian.
    »Dafür dass du mir in der Gasse in Tokyo damals die Münze gegeben hast«, erwiderte sie. »Wenn du das nicht getan hättest, hätte das alles hier niemals passieren können.«
    Ian nickte. »Sie war einer der bestgehüteten Familienschätze der Kabras. Es gab Gerüchte, dass sie der Schlüssel zu einem Tomas-Hinweis sei, doch meine Eltern haben das nicht geglaubt. Ich musste sie ihnen stehlen.« Er erschauderte. »Es wird nicht angenehm werden, meinem Vater wieder zu begegnen, nachdem er das herausgefunden hat.«
    Amy griff in ihre Tasche und gab ihm die Münze.
    »Das - das kann ich nicht«, sagte Ian. »Ich habe es versprochen.«
    »Wir brauchen sie doch nicht mehr«, sagte Amy.
    »Danke.« Ian nahm die Münze und steckte sie in seine Tasche. Doch seine Augen waren starr nach oben gerichtet. »Amy? Siehst du auch, dass sich dort oben etwas bewegt?«
    Amy schwenkte ihre Laterne nach oben zu einem Schatten, der flimmerte und tanzte - und sich dann in einer kreischenden Wolke löste.
    »Duckt euch!«, schrie Dan, als ein riesiger Schwarm aus
flatternden Fledermäusen zwitschernd über sie hinwegflog. Sie kreischten und schlugen mit den Flügeln. Ihre Spitzen trafen Amys Haare wie Regentropfen, während sie sich zusammenkauerte. Doch schon im nächsten Moment hatten sie den engen Eingang gefunden und strömten nach draußen, wie Rauch durch einen Kaminschacht.
    »Bist du in Ordnung?«, erkundigte sich Ian.
    Amy nickte. »Ich hasse Fledermäuse.« Sie setzte sich auf und schwenkte ihre Laterne herum, sodass der Schein sein Gesicht erleuchtete.
    Sie wollte es nur kurz sehen.
    Und da begann Dan wieder zu schreien.

    »Amy, leuchte mal hier rüber!«
    Es war das Coolste, das er jemals gesehen hatte. Cooler als der lebenslange Vorrat an Wii-Spielen, den er beinahe bei der Tombola in der sechsten Klasse gewonnen hätte.
    Schnell traten Alistair und Amy neben ihn und leuchteten mit ihren Laternen in die von Dan gezeigte Richtung. Vom oberen Ende der Decke, wo sich die Fledermäuse befunden hatten, hing ein Wald aus Stalaktiten herab. Sie umschlossen einen Haufen Gegenstände wie ein auf den
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