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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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und nur ein Opfer.
    »Unser Glückstag, was?«, meinte Jacobi.
    Paul Chin, einer meiner Männer bei der Mordkommission, befragte gerade auf der Treppe vor der Kirche einen großen Afroamerikaner in einem schwarzen Rollkragenpullover und Jeans. Ich hatte den Mann schon in der Nachrichtensendung gesehen, kannte sogar seinen Namen. Aaron Winslow.
    Selbst unter Schock sah Winslow blendend aus – glattes Gesicht, das rabenschwarze Haar oben kurz geschnitten, gebaut wie ein erstklassiger Footballspieler. In San Francisco wusste jeder, was er für diese Nachbarschaft tat. Angeblich war er ein echter Held, und ich muss gestehen, so sah er auch aus.
    Ich ging hinüber.
    »Das ist Reverend Aaron Winslow«, stellte Chin ihn mir vor.
    »Lindsay Boxer«, sagte ich und streckte die Hand aus.
    »Lieutenant Boxer«, erklärte Chin. »Sie wird diesen Fall leiten.«
    »Ich weiß, wie viel Arbeit Sie in dieser Nachbarschaft geleistet haben. Es tut mir sehr Leid. Mir fehlen schlichtweg die Worte.«
    Seine Augen glitten zu dem ermordeten Mädchen. »Ich kenne sie von klein auf.« Seine Stimme war unvorstellbar sanft. »Ihre Mutter… hat Tasha und ihren Bruder allein erzogen. Sie ist ein verantwortungsvoller Mensch, wie die meisten hier in der Gegend. Und das sind alles Kinder. Chorprobe, Lieutenant.«
    Ich wollte ihn nicht unterbrechen, aber ich musste. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Bitte.«
    Mechanisch nickte er. »Selbstverständlich.«
    »Haben Sie jemanden gesehen? Jemanden, der weggelaufen ist? Einen Schatten vielleicht, oder Umrisse?«
    »Ich habe gesehen, woher die Schüsse kamen«, antwortete Winslow und deutete auf dasselbe Gebüsch, zu dem Jacobi gegangen war. »Ich habe das Mündungsfeuer gesehen und habe dafür gesorgt, dass sich alle auf den Boden warfen. Es war Wahnsinn.«
    »Hat in letzter Zeit jemand gegen Sie oder Ihre Kirche Drohungen geäußert?«, fragte ich.
    »Drohungen?« Winslow runzelte die Stirn. »Vor etlichen Jahren, als wir die ersten Zuschüsse für die Renovierung dieser Häuser erhielten.«
    In diesem Moment schrie Tasha Catchings Mutter laut auf, als die Leiche der Kleinen auf eine Trage gehoben wurde. Alles war so unendlich traurig. Die Leute um uns wurden zunehmend nervöser. Beschimpfungen und Anklagen wurden laut. »Was steht ihr hier rum? Los, fangt den Mörder!«
    »Ich gehe lieber mal rüber«, meinte Winslow. »Ehe die Sache aus dem Ruder läuft.« Er machte einen Schritt, drehte sich dann mit traurigem Gesicht um. »Vielleicht hätte ich das arme Kind retten können. Ich habe die Schüsse gehört.«
    »Sie hätten unmöglich alle retten können«, versicherte ich ihm. »Sie haben getan, was Sie konnten.«
    Er nickte. Dann sagte er etwas, das mich total schockierte. »Es war ein M-Sechzehn, Lieutenant. Dreißig-Schuss-Magazin. Das Schwein hat zweimal nachgeladen.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«, fragte ich.
    »Desert Storm«, antwortete er ausweichend. »Ich war Feldkaplan. Nie und nimmer werde ich dieses schreckliche Geräusch vergessen. Niemand kann das.«
    Ich hörte trotz des Lärms der aufgebrachten Menge, wie jemand meinen Namen rief. Es war Jacobi. Er stand bei den Büschen hinter der Kirche.
    »He, Lieutenant, sieh dir das mal an!«
    Während ich hinüberging, fragte ich mich, was für ein Mensch eine derartig schreckliche Tat begehen konnte. Ich hatte über hundert Morde bearbeitet. Für gewöhnlich ging es dabei um Drogen, Geld oder Sex. Aber das hier… sollte absichtlich ein Schock sein.
    »Lass das überprüfen«, sagte Jacobi. Er stand vorgebeugt über einer Patronenhülse.
    »M-Sechzehn, wette ich«, sagte ich.
    Jacobi nickte. »Aha, die junge Dame hat sich im Urlaub schlau gemacht. Remington, zweidreiundzwanziger Kaliber.«
    »Lieutenant junge Dame, für dich.« Ich grinste. Dann sagte ich ihm, weshalb ich Bescheid wusste.
    Überall lagen leere Patronenhülsen herum. Wir standen im Gebüsch und zwischen den Bäumen und waren von der Kirche aus nicht zu sehen. Die Patronenhülsen lagen an zwei Stellen, im Abstand von ungefähr vier Metern.
    »Man kann sehen, wo er anfing zu schießen«, sagte Jacobi. »Ich schätze mal, von hier aus. Dann hat er die Stellung gewechselt.«
    Vom ersten Patronenhaufen zog sich eine deutliche Linie zur Seite der Kirche. Direkt vor uns das bunte Glasfenster… all die Kinder, die zur Straße gehen… Jetzt war mir klar, weshalb niemand den Täter gesehen hatte. Sein Versteck war absolut sicher.
    »Als er nachgeladen hat, ist er
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