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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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Schießerei bei der La-Salle-Heights-Kirche. Ein elfjähriges Mädchen war getötet worden.
    »O mein Gott«, stieß ich hervor. Mir wurde schwer ums Herz.
    »Ich dachte, du wolltest vielleicht bei diesem Fall mitarbeiten«, sagte Jacobi.
    Ich holte tief Luft. Seit drei Monaten war ich nicht mehr am Tatort eines Mordes gewesen. Nicht seit dem Tag, an dem der Brautpaar-Fall geendet hatte.
    »Und? Ich höre nichts«, drängte Jacobi. »Willst du mitmachen, Lieutenant?« Zum ersten Mal sprach mich jemand mit meinem neuen Rang an.
    Da wurde mir bewusst, dass meine Ferien vorüber waren. »Jawohl, natürlich will ich mitmachen«, stammelte ich.
    Es begann zu regnen, als ich mit meinem Explorer vor der La-Salle-Heights-Kirche an der Harrow Street hielt, einem überwiegend von Schwarzen bewohnten Viertel von Bay View. Eine aufgebrachte Menge hatte sich versammelt – eine Mischung aus entsetzten Müttern aus der Umgebung und den üblichen Gruppen von Jugendlichen in aufreizender, schriller Kleidung – alle drängten sich um eine Hand voll Polizisten in Uniform.
    »Hey, wir sind hier nicht im beschissenen Mississippi«, brüllte jemand, als ich mir den Weg durch die Menge bahnte.
    »Wie viele denn noch?«, rief eine ältere weinende Frau. »Wie viele noch?«
    Mit Hilfe meiner Dienstmarke gelangte ich an etlichen nervösen Polizisten vorbei nach vorn. Bei dem, was ich als Nächstes sah, stockte mir der Atem.
    Die Fassade der weißen Holzkirche war durch ein groteskes Muster von Einschusslöchern und Rissen verunstaltet. In einer Wand gähnte ein riesiges Loch, wo ein großes Glasfenster herausgeschossen worden war. Bunte Glasscherben hingen wie Eiszapfen herab. Überall auf dem Rasen standen Kinder, offensichtlich unter Schock. Ein Notarztteam kümmerte sich um sie.
    »O mein Gott«, stieß ich kaum hörbar hervor.
    Ich sah den Polizeiarzt in der schwarzen Windjacke, der sich an der Vordertreppe über den Körper eines Mädchens beugte. Es waren auch etliche Beamte in Zivil in der Nähe. Einer von ihnen war mein Expartner Warren Jacobi.
    »Willkommen zurück in der Welt, Lieutenant«, sagte Jacobi und betonte meinen neuen Rang.
    Der Klang dieses Wortes versetzte mir immer noch einen leichten Schock. Von Anfang an hatte ich bei meiner Karriere das Ziel vor Augen gehabt, Leiterin der Mordkommission zu werden. Die erste weibliche Mordkommissarin in San Francisco, jetzt erster weiblicher Lieutenant. Nachdem mein alter Chef, Sam Roth, sich auf eigenen Wunsch auf einen bequemen Posten oben in Bodega Bay hatte versetzen lassen, hatte Chief Mercer mich zu sich gerufen. Ich habe die Wahl zwischen zwei Dingen, hatte er erklärt. Ich kann Ihnen einen langen unbezahlten Urlaub geben, damit Sie herausfinden, ob Sie imstande sind, unsere Arbeit wieder aufzunehmen. Oder ich kann Ihnen das geben, Lindsay. Damit schob er mir ein goldenes Abzeichen mit zwei Streifen über den Tisch. Ich glaube, ich hatte bis zu diesem Moment Mercer noch nie lächeln sehen.
    »Das Lieutenant-Abzeichen macht es nicht leichter für dich, Lindsay, richtig?«, meinte Jacobi und spielte darauf an, dass sich unsere dreijährige partnerschaftliche Beziehung verändert hatte.
    »Was liegt an?«, fragte ich ihn.
    »Sieht so aus, als hätte ein einzelner Schütze von diesen Büschen aus gefeuert.« Er deutete auf ein dichtes Gebüsch neben der Kirche, etwa vierzig Meter entfernt. »Das Schwein hat die Kinder erwischt, als sie herauskamen. Hat aus vollen Rohren geschossen.«
    Ich betrachtete die weinenden, unter Schock stehenden Kinder. »Hat jemand den Kerl gesehen? Mit Sicherheit, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Alle haben sich auf den Boden geworfen.«
    Neben dem erschossenen Mädchen schluchzte eine verzweifelte Afroamerikanerin an der Schulter einer Freundin. Jacobi sah, dass ich auf das tote Mädchen starrte.
    »Heißt Tasha Catchings«, sagte er leise. »Fünfte Klasse, drüben in St. Anne’s. Liebes Mädchen. Die Jüngste im Chor.«
    Ich kniete mich neben die blutüberströmte Leiche. Ganz gleich, wie oft man es schon gemacht hat, es ist jedes Mal wieder ein herzzerreißender Anblick. Tashas weiße Schulbluse war voller Blut, gemischt mit Regen. Nur wenige Schritte neben ihr lag ihr regenbogenfarbener Rucksack im Gras.
    »Nur sie?«, fragte ich ungläubig und betrachtete den Tatort. »Nur sie wurde getroffen?«
    Überall waren Einschusslöcher, Glasscherben und zersplittertes Holz. Dutzende von Kindern waren hinaus auf die Straße gelaufen. So viele Schüsse
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