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Dich und sehr viel Liebe

Dich und sehr viel Liebe

Titel: Dich und sehr viel Liebe
Autoren: Virginia Dove
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dann ging sie zum Fernseher und schaltete die Wettervorhersage ein. Zwölf Meilen südlich zog gerade ein Tornado vorüber, und der Wind, der durch die offene Hintertür ins Haus drang, war so kalt, dass Perri fröstelte. Im Moment musste sie sich allerdings um etwas anderes als das Unwetter draußen kümmern.
    Sie war eine große Frau, aber Matt überragte sie. Er hatte breite Schultern und lange kräftige Arme. Im Moment wirkte er wie ein finsterer Sturmgott. Eigentlich konnte Perri bei ihm mit nichts anderem rechnen. In der Wettervorhersage hieß es zwar, Spirit Valley sei nicht mehr tornadogefährdet, doch Perri fühlte sich trotzdem nicht sicher.
    Sie merkte, dass er sie ungeniert musterte, und sie unterdrückte ein Gähnen. Schon immer hatte sie, wenn sie nervös wurde, gähnen müssen, und das in den unpassendsten Situationen. In diesem Augenblick ging draußen ein Hagelschauer nieder.
    Prüfend sah Matt sie an. “Wenn ich mich nicht täusche, bist du größer als früher. Bist du noch gewachsen?”
    “Zwei Zentimeter zwischen meinem siebzehnten und meinem neunzehnten Geburtstag”, erwiderte sie knapp und blickte weiterhin auf den Fernsehbildschirm.
    “Das muss es sein. Irgendwie hast du dich verändert.” Er ging um sie herum. “Abgesehen davon, dass du erwachsen geworden bist. Ich wollte dir sowieso schon sagen, dass du weiblicher wirkst als früher, und es steht dir fantastisch.” Zufrieden lächelte er, als sie bei dieser Bemerkung die Schultern straffte.
    Sie musste sich überwinden, ihn anzusehen. “Was tust du hier, Matt?”, fragte sie nach außen hin ruhig. Aber der Blick in seine Augen war ein Fehler.
    Seine Augen wirkten fast schwarz. Erst beim näheren Hinsehen erkannte man, dass sie dunkelgrün waren, und es sah oft so aus, als würde alles Licht von diesen Augen geschluckt. Matts Augen sehen älter aus, als er ist, stellte Perri fest. Sie hatte den Eindruck, dass er seit langem nicht mehr richtig gelächelt hatte.
    “Mir fiel auf, dass die Haustür offen ist, und da habe ich angehalten, um zu nachzuschauen, was los ist”, antwortete er. “Du zögerst ja nicht lange damit, dir zu holen, was dir gehört, oder?” Fast sanft fügte er hinzu: “Aber bestimmt dauert es auch nicht lange, bis du wieder von hier fliehst.”
    Unter den gegebenen Umständen konnte Perri darauf nichts entgegnen.
    “Wo steht dein Wagen?”, erkundigte er sich. “In der Garage?”
    Sie nickte nur.
    “Hast du alle Sachen ins Haus bekommen, bevor es zu regnen anfing?”
    “Das lass ruhig meine Sorge sein”, antwortete sie kühl.
    “Hast du alles im Haus?”, wiederholte er nur.
    Perri schüttelte den Kopf und blickte auf seine Hände. Er hatte gerade die beiden obersten Knöpfe ihrer Jacke geöffnet. Immer mit der Ruhe, ermahnte sie sich. Ich darf jetzt nicht unbeherrscht reagieren, sonst zieht er nur Vorteile daraus.
    “Wirklich sehr lustig, Matt.” Es verwunderte sie selbst, dass sie so gelassen, fast gelangweilt, klingen konnte, während ihr Herz wie wild raste. Er sah so freundlich und vertrauenswürdig aus, während er mit dem Zeigefinger langsam ihren Hals hinabstrich. Perri holte tief Luft und nahm Matts Duft wahr, der Bilder von sonnenbeschienenen Wiesen, Pferden, Heu und Matts glatter Haut heraufbeschwor. Sie hatte lange gebraucht, um diese aufregende Mischung zu vergessen, und jetzt war alles schlagartig wieder da. Wenn Matt sie berührte, fiel ihr alles wieder ein, was sie eigentlich hatte verdrängen wollen.
    Unvermittelt trat er einen Schritt zurück und ging zur Hintertür. Sofort fühlte Perri sich so leer und mutlos wie an dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass er eine andere heiraten würde.
    “Mach die Knöpfe ruhig wieder zu. Ich hole in der Zwischenzeit dein restliches Gepäck herein.” An der Tür blieb er noch einmal stehen. “Und hör auf, mich so kriegerisch anzufunkeln. Ich bin nur höflich. Schließlich müssen wir zusammenarbeiten, darauf freue ich mich schon.”
    Sobald er zur Tür hinaus war, vermisste sie ihn. Wie sollte sie es jemals schaffen, mit diesem Mann zusammenzuarbeiten? Sie schloss die Knöpfe wieder und atmete tief aus. Um wieder etwas zur Ruhe zu kommen, ging sie zur Vordertür hinaus auf die überdachte Veranda, die sich um das ganze Haus zog.
    Der Hagelschauer ließ etwas nach, und die kleinen Körner fielen leise prasselnd vom Dach. Ohne richtig hinzusehen, betrachtete Perri die Blumen im Garten. Ich bin jetzt neunundzwanzig, sagte sie sich, und nicht mehr
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