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Dich und sehr viel Liebe

Dich und sehr viel Liebe

Titel: Dich und sehr viel Liebe
Autoren: Virginia Dove
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fortgehen, sobald das Schuljahr zu Ende ist.”
    Perri öffnete den Mund, aber Leila schüttelte nur den Kopf. “Wenn nicht, dann werde ich deine Mutter dazu bringen, die Stadt zu verlassen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?”
    Perri fing zu zittern an. “Ja, Madam”, stieß sie flüsternd aus und vergaß ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft.
    “Und wage es nicht, jemals ein Wort dieser Unterhaltung Matt gegenüber zu erwähnen”, befahl Leila. “Verstehen wir uns?”
    “Ja, Madam.” Mehr bekam Perri in ihrem ungläubigen Entsetzen nicht heraus.
    “Gut.” Zufrieden seufzend betrachtete Leila das Kaminsims. Dann ging sie hinaus und fuhr ohne ein weiteres Wort davon.
    Perri konnte sich nicht regen und sah nur starr auf die Uhr. Wie schnell konnte ein Leben sich ändern! Aber sie würde nicht weinen.
    Das tat sie nie.

1. KAPITEL
    Zwölf Jahre später
    Matt Ransom war nicht in Stimmung für einen Tornado. Allerdings konnte man so einem Wirbelsturm mit etwas Glück immer noch ausweichen. Ich dagegen werde wohl eher in einen Hagelschauer mit taubeneigroßen Hagelkörnern geraten, dachte Matt.
    Wenn man in einer als “Tornado Alley” bekannten Gegend lebte, konnte man sich über Tornados schlecht beschweren. Matts Bruder Whit zum Beispiel hatte nur hilflos zusehen können, wie der gesamte Mutterboden seines Ackerlands fortgeweht worden war. Seit November war kaum Regen gefallen, viele Farmer hatten ihr Vieh verkaufen müssen, und Whit konnte nicht einmal mehr auf eine gute Weizenernte hoffen.
    Doch hier bei Spirit Valley, Oklahoma, würde es etwas zu ernten geben, wenn auch nicht viel. Durch den Fluss und ein paar tiefe Quellen gab es, abgesehen von den aufgestauten Seen, zumindest so viel Wasser, dass auf den Feldern Weizen wuchs.
    Aber die Ähren sahen noch viel zu klein aus. Fluchend betrachtete Matt das Land und den Himmel. Der Gedanke, dass es anderen noch schlimmer ging als ihm, tröstete ihn nicht. Im Moment machte er sich eher wegen des Sturms Sorgen, der sich irgendwo zusammenbraute. Das konnte Matt förmlich spüren, obwohl man außer dunklen Wolken und etwas Regen nichts bemerken konnte. Er war hier aufgewachsen und wusste, wie schnell das Wetter sich änderte.
    Immer wieder musste er an Ampeln und Stoppschildern anhalten, und entnervt stieß er die Luft aus. In der kleinen Stadt gab es mittlerweile so viele Menschen, dass solche Verkehrszeichen nötig waren, und alle diese Menschen waren von der jährlichen Ernte abhängig. Voller Ungeduld gab Matt Gas, als die letzte Ampel auf Grün sprang.
    Ihm fiel ein, was er noch alles zu erledigen hatte. Seit dem Hagelsturm gestern hatte auch noch der Pferdestall ein Loch im Dach, und Matt wusste überhaupt nicht, wann er die Zeit für die Reparatur finden sollte. Andererseits konnte er froh sein, dass wenigstens das Dach des Wohnhauses unversehrt geblieben war.
    Der alte Sam Ransom würde niemals seinen Sohn um Hilfe bitten. Die beiden sprachen seit dem Tod von Matts Mutter Leila vor ein paar Jahren miteinander nur noch über Pferde und die Arbeit. Matt wusste, dass er für das distanzierte Verhältnis zu seinem Vater verantwortlich war. Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die ihn innerlich hatten verhärten lassen, schmerzte ihn das Zerwürfnis mit seinem Vater fast täglich. Er nahm sich vor, bald einmal nachzusehen, ob an dem alten Haus etwas zu reparieren war.
    “Jetzt geht’s los”, sagte er zu sich selbst, als die ersten großen Tropfen aus den dunklen Wolken herabfielen.
    Er war so in seine Gedanken über das Loch im Stalldach vertieft, dass er fast nicht bemerkte, dass die Vordertür von Gannie Gledhills Haus offen stand. Langsam fuhr er die Auffahrt hinauf.
    Schon der Anblick von Gledhill bekümmerte ihn. Er vermisste Gannie schrecklich. Wieso hatte sie nicht noch ein paar Jahre länger leben können? Die Beerdigung war jetzt zwei Tage her, und Matt konnte sich gar nicht vorstellen, die alte Frau niemals wieder zu sehen. Sie war die einzige Frau in seinem Leben, an deren Ehrlichkeit er nicht ein einziges Mal gezweifelt hatte. Vieles würde sich durch Gannies Tod ändern.
    Gannies Familie lebte schon fast so lange hier wie Matts. Ihr Großvater hatte mitgeholfen, die erste Eisenbahnstrecke hierher zu bauen. Er hatte eine Indianerin geheiratet, sich ein Stück Land gekauft und ein Haus errichtet. Die gesamte Einrichtung hatte er sich von der Ostküste anliefern lassen, bis hin zur Seidentapete fürs Esszimmer.
    Gannie, die
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