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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung
Autoren: Cassie Alexander
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– Letztere konnte aus eigener Kraft stehen und ihre Knochentätowierungen waren verschwunden. Und Luz schien weniger Furcht einflößend zu sein als sonst. Blieb nur die Frage, was Olympio sich gewünscht hatte.
    Über unseren Köpfen in Tecato Town wurde es plötzlich laut. Dann sprangen ein Stück weit entfernt einige Gestalten in den Graben. An der Mühelosigkeit, mit der sie sich bewegten, erkannte ich, dass es sich um Vampire handeln musste.
    Eine Frau in einem weiten Umhang setzte sich an ihre Spitze. Obwohl eine Kapuze ihren Kopf bedeckte, erkannte ich die blasse Haut und die blonde Locke, die darunter hervorspitzte. Anna hatte uns gefunden.
    »Du!« Sie zeigte auf Luz. »Warum bist du nicht länger mein?«
    Die stellte sich schützend vor Adriana – sollte es eine Strafe geben, würde sie alles auf sich nehmen. »Mein Wunsch war, dass meine Gefährtin unversehrt sein soll. Und Adriana hat sich offenbar gewünscht, dass ich wieder zum Menschen werde.«
    Mit einem schnellen Blick erfasste Anna unser schäbiges kleines Grüppchen. Bis auf Santa Muerte sahen wir sicher alle aus wie ertrunkene Ratten. Ihre Miene wurde weich. »Ich verstehe.« Elegant schlug sie die Kapuze zurück und blickte Luz streng an. »Sobald ich wusste, dass du dein Versprechen gebrochen und Menschenblut gekostet hast, bin ich so schnell gekommen, wie es mir möglich war. Doch bei unserem Aufbruch wurden wir von Kabinett Grey überrascht.« Aufmerksam musterte sie Santa Muerte. »Ich gehe davon aus, dass sie dich unter ihre Kontrolle bringen wollten.«
    Und plötzlich lag klar auf der Hand, warum so viele Leute Santa Muerte kontrollieren wollten: Wenn sie einen Vampir – und einen Zombie – wieder zum Menschen machen konnte, dann stand es in ihrer Macht, die Toten ins Leben zurückzuholen, wie ihr Name es verhieß.
    »Was wirst du jetzt tun?«, bohrte Anna weiter.
    Santa Muerte reagierte prompt. »Auch dir bin ich keine Rechenschaft schuldig«, übersetzte Olympio für sie, sobald sie schwieg.
    »Deine Macht wird gebraucht …«, setzte Anna an.
    Santa Muerte drehte sich zu ihr um und begann zu lachen; die blanken Kiefer flatterten auf und ab. »Bilde dir nicht ein, du könntest über mich bestimmen, Untote. Diese Wesen der Dunkelheit haben zu lange von meinen Kräften gezehrt und mich festgehalten, jahrhundertelang. Ich könnte dich wie ein Spielzeug kontrollieren.«
    »Aber wer wird denn nun die Reinas vor den verbliebenen Drei Kreuzen beschützen?«, warf ich ein, solange ich noch den Mut aufbrachte, eine Frage zu stellen. Was auch immer hier geschehen war, es hatte sicher nicht durch pure Magie die Waffen der Drei Kreuze untauglich gemacht. Leute wie Montalvo hatten jede Menge Anhänger, die alle scharf darauf waren, den Platz des Anführers einzunehmen. Ohne Luz als Reina, die alle in Angst und Schrecken versetzte, hatten ihre Leute nicht die geringste Chance. Als ich zu ihr hinüberblickte, konnte ich sehen, dass ihr genau dasselbe durch den Kopf ging.
    Anna schien meine Anwesenheit erst jetzt zu bemerken. »Ich hätte mir denken können, dass du das bist …«
    Aber ich würde mich jetzt nicht wieder mit einer Ächtung mundtot machen lassen. »Irgendjemand muss sich für die Reinas einsetzen, Anna. Du hast ja keine Ahnung, wie schrecklich dieser Bandenkrieg hier ist.«
    Santa Muerte klatschte in die knochigen Hände, und wieder zuckte ein Blitz über den Himmel. Aus ihren hohlen Augenlöchern starrte sie mich an. »Ich weiß, was es bedeutet, wenn sich niemand für einen einsetzt. Und wage es ja nicht, mich darüber zu belehren, wie es hier zugeht«, kam die Übersetzung aus Olympios Mund. Dann zeigte Santa Muerte auf Anna. »Meine Leute brauchen deinesgleichen nicht mehr.«
    Anna trat zwei Schritte vor. »Du bist uns etwas schuldig.« Niemand außer Anna wäre so dreist, Schulden von einer Heiligen einzutreiben.
    »Sie habe ich bereits entlohnt.« Santa Muerte deutete auf uns. »Für welchen Dienst sollte ich dir danken?«
    »Um hierherzukommen, habe ich drei Diener an Kabinett Grey verloren.« Anna wirkte verunsichert. Und sie wirkte niemals verunsichert. »Falls … falls sie jetzt nicht an einem besseren Ort sind … fordere ich ihre Rückkehr.«
    »Gibst du etwa zu, dass Vampire das Leben nach dem Tod fürchten?« Als Olympio die Frage übersetzte, klang seine Stimme ebenso spöttisch wie die der Heiligen.
    Anna streckte die Arme aus, als wollte sie das gesamte Areal umfassen. »Ich gebe zu, dass die Hölle eventuell hier
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