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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Begleiterinnen so gut kannte. Sein Blick fiel auf zwei Männer, die er nie zuvor gesehen hatte.
    »Aber wird es sich ausbreiten, Oberst?«, fragte der jüngere Mann den älteren.
    Beide trugen die Kleidung strawinischer Grenzwächter: weiße Wappenröcke über einem gepolsterten Harnisch. Hinzu kamen Umhänge mit Pelzbordüren, Unterarmschützer, metallverstärkte Handschuhe sowie polierte Rüstungsteile für Schultern und Schienbeine. Eine Fingerlänge über dem Nasenschutz ragten dünne Goldzacken aus den pelzbesetzten Helmen: einer bei dem jüngeren Mann und drei beim Oberst. Das einzige andere besondere Merkmal bestand aus der blauen Schärpe, die bei dem älteren Mann von der linken Schulter über den massigen Oberkörper reichte. Sein grauer Kinnbart war zu lang, um modisch zu sein. Das aschblonde Haar des Jüngeren kam unter dem Helm hervor und fiel ihm über die Schultern.
    »Das halte ich für unwahrscheinlich«, erwiderte der Oberst. »Schon seit einem Jahrhundert kommt es dort immer wieder zu Unruhen. Diesseits ihrer Grenzen besteht keine Gefah r – es sei denn, sie hören mit ihren Streitereien auf und schließen sich zusammen. Und ich bezweifle, ob ihnen das gelingt.«
    »Soll doch jemand anders aufs Schlachtfeld ziehen, wenn von dort Krieg kommt«, sagte der jüngere Mann und schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Strawinien war die ganze Zeit ein Bollwerk gegen das Chaos in den Kriegsländern. Soll sich Belaski um den Süden kümmern; wir haben ihnen hier im Norden lange genug den Rücken frei gehalten.«
    »Das wollte ich euch sagen«, stieß Wynn aufgeregt hervor. »Bevor ich unterbrochen wurde.«
    Leesil wandte sich ihr zu. Der Wortwechsel der beiden Offiziere hatte ihn verwirrt.
    »Krieg«, erklärte Wynn. Sie warf Magiere einen kurzen, nervösen Blick zu. »In Dröwinka herrscht Bürgerkrieg.«
    Magieres Gesicht wurde plötzlich leer.
    Sie wandte sich nach Süden, als könnte ihr Blick die Gebäude der Stadt durchdringen und ein weit entferntes kleines Dorf erreichen.
    »Tante Biej a … «, flüsterte sie. »Leesil, ich habe mein Versprechen nicht vergessen, aber wir müssen zu meiner Tant e … «
    »Unmöglich«, warf Wynn ein. »Die Rückkehr nach Dröwinka würde einen Monat dauern. Und mitten in einem Bürgerkrieg Chemestúk zu erreiche n … «
    Die junge Weise sprach den Satz nicht zu Ende, als sich Magieres Züge verhärteten. Leesil schlang einen Arm um Magieres Schultern.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Wynn schüttelte den Kopf. »Beim Feilschen mit einem Wagenmeister aus der strawinischen Hauptstadt Wudran habe ich das eine und andere aufgeschnappt. Die Sclävên haben sich mit einigen geringeren Häusern verbündet und belagern die dröwinkanische Hauptstadt. Eins der großen Häuser hat sich vielleicht auf ihre Seite geschlagen. Gerüchten zufolge könnte es ihnen gelingen, die Äntes und ihren regierenden Großfürsten zu vertreiben.« Sie zögerte. »Es begann nur wenige Tage nach unserer Flucht aus Ubâds Wald. Wir haben uns von den Orten ferngehalten und deshalb nicht bemerkt, was um uns herum geschah. Nachrichten sind langsam unterwegs; man weiß nicht genau, was sich in Dröwinka abgespielt hat.«
    Leesil wusste nicht, welchen Zusammenhang es zwischen ihrer heimlichen Flucht und dem Bürgerkrieg geben sollte, aber die zeitliche Übereinstimmung beunruhigte ihn. Als er darauf hinwies, geriet Magiere fast in Panik.
    »Ich muss zurück«, beharrte sie.
    »Wynn hat recht«, sagte Leesil. »Es hätte keinen Sinn. Und ich wette, deine Tante ist längst nicht mehr da.«
    Magiere sah ihn verwundert an, und auch in Wynns Gesicht zeigte sich Verwirrung. Leesil berührte Magieres Arm.
    »An dem Morgen, als wir Chemestúk verließen, habe ich BiejaeinEmpfehlungsschreiben an Karlin und Caleb in Miiska gegeben.Außerdem hat sie von mir genug Münzen für die Reise bekommen. Ich habe ihr gesagt, dass sie in unserer Taverne wohnen kann, imSeelöwen. Zuerst hielt sie mein Angebot für eine Beleidigung un d … «
    »Warum hast du mir die ganze Zeit über nichts davon gesagt?«, fragte Magiere, und ihre Stimme klang dabei gefährlich ruhig.
    Leesil hätte sich fast geduckt und bedauerte, dass Magieres Groll nicht mehr auf Wynn gerichtet war. »Ich wusste nicht, ob es zu etwas führen würde. Die Frauen deiner Familie scheinen besonders dickschädelig zu sein. Aber Bieja ist nicht dumm. Bestimmt ist sie meiner Einladung gefolgt, als die Lage unsicher wurde.«
    »Er hat recht, Magiere«,
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