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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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und sie hinrichten lassen. Er hatte nichts. Kein Geld und keine zusätzliche Kleidung. Weder Wasser noch Proviant. Aber in diesem Moment galten seine Gedanken allein der Flucht.
    Das Haus, das Darmouth Leesils Eltern zur Verfügung gestellt hatte, war ein Käfig, um sie gefangen zu halten, der Burg so nahe, dass man ihn gut beobachten konnte. Und Leesil würde Tag für Tag zusehen müssen, wie Josiahs Leiche verweste und seine Reste schließlich in den See fielen, zu den Knochen der anderen Toten, die dort auf dem Grund lagen.
    Ein Karren kam vorbei, mit einer schweren Last unter einer Plane. Leesil lief los, kletterte hinten auf den Wagen, ohne dass ihn jemand sah, und winkte Chap zu sich.
    Chaps Verwirrung wirkte fast menschlich. Der Hund machte zwei unsichere Schritte, während der Karren weiterrollte. Er sah zurück, aber das Haus war bereits außer Sicht geraten, und nur die Türme von Darmouths Burg waren über den Dächern zu sehen. Chap gab sich einen Ruck und sprang auf den Karren. Leesil zog die Plane über sich und den Hund und kroch tiefer zwischen die Kisten und Säcke.
    Kurz darauf hielt der Wagen an, und jemand rief:
    »Hallo, Wireck. Nach Süden unterwegs?«
    »Dort unten laufen die Geschäfte besser«, lautete die Antwort des Mannes auf dem Kutschbock. »In den Provinzen ist nicht viel Gewinn zu machen.«
    »Sehen wir uns in einem Mond wieder?«
    »Eher in zwei. Aber ich bringe dir Pfeifenkraut mit, das du während deiner Wache rauchen kannst.«
    »Nett von dir.«
    Der Karren rumpelte langsam durchs Tor, und niemand überprüfte die Ladung.
    Allmählich wurde Leesil klar, in welcher Situation er sich befand. Er schloss die Augen und sah das Gesicht seiner Mutter und seines Vaters. Der Wagen rollte über die Straße, und unter der Plane liegend stellte sich Leesil vor, wie die Mauern von Venjètz in der Nacht zurückblieben. Das einzige Geräusch war das Stampfen der Hufe auf der Schotterstraße.
    Chap versuchte, etwas mehr Platz für sich zu schaffen, und eine Kiste kippte um. Instinktiv rollte sich Leesil zur Seite und kam dadurch halb unter der Plane hervor.
    »Du!«, erklang eine Stimme. »Was machst du da?«
    Zuerst dachte Leesil, der Kutscher hätte ihn gesehen, aber der Mann drehte sich nur nach der Stimme hinter ihm um. Er zog die Zügel, und der Karren hielt an.
    Leesil hörte noch immer Pferdegetrappel und blickte in Richtung Stadt.
    Drei Pferde näherten sich dem Wagen. Der erste Reiter war ein großer, hagerer Mann mit rötlichem Haar. Leesil kannte ihn. Baron Emêl Milea zählte zu Darmouths Adligen und war Minister in seinem Ra t – ein Lakai des Kriegsherrn.
    Emêls Augen wurden groß. Du formten seine Lippen, und er zügelte das Pferd. Die beiden anderen Reiter hielten ebenfalls an.
    Leesil hatte diesen Mann nur einige wenige Male gesehen. Zwar wusste man von seinen Eltern nur, dass sie in Darmouths Diensten standen, aber die Leute in der Umgebung des Kriegsherrn ahnten zumindest, worum es bei diesen Diensten ging. Leesil hatte die Hautfarbe und das Haar seiner Mutter. Der Baron konnte leicht erraten, we r – wenn nicht wa s – Leesil war.
    Er hatte gehofft, weit weg zu sein, bevor jemand anders als seine Eltern davon erfuhr. Der Münzbeutel auf dem Bett hatte ihnen dabei helfen sollen, ebenfalls zu fliehen, bevor Darmouth etwas merkte. Sie konnte n …
    Für Leesil schien sich alles zu verlangsamen, als Baron Milea rief: »Packt ihn!«
    Leesil rollte sich vom Karren herunter und rannte in den Wald, gefolgt von Chap. Das Wissen um die Nacht, das ihm seine Mutter vermittelt hatte, füllte plötzlich sein Denken. Er lief durch die Dunkelheit, sah dabei Josiahs Leiche an der Mauer hängen und die ihn beobachtenden Augen seiner Eltern.
    Cuirin’nên’a hörte ein Klicken von der Tür und drehte sich mit der Absicht um, ihren Ehemann zu begrüßen. Doch Gavrils Gesicht war voller Anspannung und bleich, und der Willkommensgruß blieb ihr im Hals stecken.
    »Nein’ a … «, keuchte er. »Leesil ist aus der Stadt geflohen.«
    Das zerzauste Haar hing ihm in die schweißfeuchte Stirn. Gavril war fast ebenso groß wie sie, seiner Frau aber sonst nicht ähnlich. Sein Gesicht war schlicht, Haar und Augen graubraun, und ein grauer Schatten lag auf dem kurzen Bart, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Er wirkte unscheinbar. Wer ihm nur einmal begegnete, erinnerte sich nicht an ih n – ein großer Vorteil für einen Spion und Assassinen.
    Nein’a bildete einen auffallenden
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