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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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ein Leben mit all dem Leid, das tief in ihr ruhte.
    Magiere saß in der Nähe eines neuen Lagerfeuers auf dem Stamm eines umgestürzten Baums. Sie waren zum Karren zurückgekehrt und dann über die Straße nach Nordosten gefahren, nicht weit, aber doch weit genug, damit man sie von der Festung im See aus nicht mehr sehen konnte.
    Emêl holte Planen von der Ladefläche des Karrens und baute Zelte auf. Korey lief in dicken Wollstrümpfen umher. Ihre Haut und ihr Haar machten Magiere deutlich, wer ihre Eltern waren. Das Mädchen half Emêl bei der Arbeit, was bedeutete, dass es ihm oft im Weg war. Magiere fragte sich, wie lange der Baron warten würde, bis er Korey die Wahrheit über ihre Eltern sagte.
    Hedí ging Emêl ebenfalls zur Hand und vermied es, in Leesils Richtung zu blicken. Magiere bezweifelte, dass so viel Hass jemals ganz verschwinden konnte, und sie behielt die Frau im Auge, als sie zu lange bei den Bäumen abseits des Lagers blieb.
    Dort draußen, gerade noch vom orangefarbenen Schein des Feuers erreicht, saß Leesil an einen Baum gelehnt und hielt nach wie vor das Bündel mit den Totenköpfen an sich gedrückt. Chap lief am Rand des Lagers hin und her und beobachtete ihn. Der Hund steckte noch voller Unruhe. Sein lautes Bellen in der Gruft hatte Magiere nicht vergessen. Es bereitete ihr fast ebenso viel Sorge wie Leesils Schweigen.
    Wynn nahm eine Decke von dem Stapel, den Emêl bereitgelegt hatte, ging ein wenig unsicher zu Leesil und legte sie ihm um die Schultern. Dann kehrte sie ins Lager zurück, nahm eine zweite Decke, näherte sich Magiere und ließ sich vor ihr schwer zu Boden sinken. Sie griff in ihren Rucksack, holte ein Tuch und das Glas mit der Heilsalbe hervor.
    »Zieh das Lederhemd und den Wollpullover aus«, sagte sie.
    Magiere kam der Aufforderung nach, und Wynn begann damit, ihre Wunden zu reinigen und zu verbinden.
    »Ist Leesil verletzt?«, fragte sie.
    »Er blutet nicht«, erwiderte Magiere, obwohl sie die rote Linie an seinem Hals gesehen hatte. »Ich glaube, derzeit kannst du nichts für ihn tun.«
    Zumindest gab es bei ihm keine physischen Wunden, die Wynn behandeln konnte.
    Magiere beobachtete, wie der Schein des Feuers in das immer noch verschwollene Gesicht der jungen Weisen fiel. Das verletzte Auge war nur halb offen.
    Plötzlich wandte sich Wynn halb ab und lehnte sich neben Magiere an den Baumstamm.
    »Ich muss dir was sagen«, kam es von ihren Lippen. »Und es sollt e … kann nicht warten.«
    Magiere runzelte die Stirn, und Wynn schluckte.
    »Chane lebt noch. Beziehungsweise er existiert noch.« Sie zog sich die Decke enger um die Schultern. »Ich erinnere mich nicht an viel, aber ich habe ihn in der Festung gesehen . Von Hedí weiß ich, dass er mich getragen, Korey und mir zur Flucht verholfen hat. Dann verließ er uns.« Wynn zögerte. »Das musste ich dir sagen. Ich möchte nicht, dass es erneut Geheimnisse zwischen uns gibt.«
    Magiere dachte über ihre Worte nach. Ein Edler Toter, der sich in Venjètz herumtrieb und gestohlene Kleidung trug? In gewisser Weise ergab das einen Sinn, und ihr Instinkt veranlasste sie für einen Moment, eine Rückkehr in Erwägung zu ziehen. Sie stellte sich Chane in einer vom Krieg bedrohten Stadt vo r – wer würde seine Opfer bemerken, wenn in den Straßen Kämpfe stattfanden?
    »Hedí meint, er kann nicht richtig sprechen«, sagte Wynn leise. »Wie nach einer Halsverletzung.«
    Zu viele Gedanken gingen Magiere durch den Kopf. Sie rutschte vom Baumstamm herunter, nahm neben Wynn auf dem Boden Platz und legte die Decke um sie beide.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte die junge Weise. »In meinen Tagebuchaufzeichnungen und Berichten, die ich der Gilde geschickt hab e … Nicht alle meine Notizen betrafen die Länder und Leute, die wir bei unseren Reisen kennengelernt haben.«
    »Du hast also auch über mich geschrieben«, vermutete Magiere.
    Wynn sah sie an, und etwas Farbe wich aus ihrem olivfarbenen Gesicht.
    Es war nicht schwer zu erraten gewesen. Von Anfang an waren die Gilde der Weisen in Bela, Wynn und ihr Mentor Domin Tilswith sehr neugierig gewesen auf eine Frau, deren Vater zu den Edlen Toten zählte.
    »Es gelingt dir nicht besonders gut, anderen Leuten etwas vorzumachen«, sagte Magiere mit nur einem Hauch Ärger. Ihr Blick glitt zu Leesil, und flüsternd fügte sie hinzu: »Im Gegensatz zu uns anderen.« Sie atmete tief durch und sah wieder Wynn an. »Es ist alles in Ordnun g … dass du über mich geschrieben hast, meine
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