Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Devilicious

Devilicious

Titel: Devilicious
Autoren: Nina Barthel
Vom Netzwerk:
doch neben ihm
stand plötzlich ein nervöser junger Mann.

    „ Endlich,
Mann! Wat hat'n das so lange gedauert?!“,wurde er nölig begrüßt.

    „ Schnauze!
Hab grad erst meine Schicht beendet!“
    „ Schon
gut. Dann lass uns endlich gehen, Mann!“
    Die
drei setzten sich erstaunlich zackig in Bewegung, ihn hatten sie
komplett vergessen. Es lohnte sich wirklich gar nicht, sie
nochmals anzusprechen.
Frustriert stand er vor dem Spätkauf und
fühlte seine Wut aufsteigen. Neben ihm bremste ein Auto laut, Türen
wurden aufgerissen und er war von vier Männern umzingelt.

    „ Wer
sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?“

    Der
Befehlston konnte nur zu einer ganz bestimmten Berufsgruppe gehören,
folglich stand ihm höchstwahrscheinlich eine Festnahme kurz
bevor.
Er drehte sich wütend zu den Männern um. Einer hatte
Angst, es war sein erster Einsatz. Die anderen drei warteten ruhig
ab, wie er reagieren würde. Alle waren in Zivil unterwegs.
Er
starrte jeden einen Moment lang an, pflanzte ihnen neue Ideen
ein.
Sie blinzelten alle gleichzeitig, blickten sich an und hüpften
sofort ins Auto zurück.
    Am
nächsten Tag war es in allen Zeitungen zu lesen, dass sich vier
Polizisten in Zivil zu später Stunde spontan vor dem Europacenter
eingefunden und lauthals "YMCA" gemeinsam geschmettert
hatten. Keiner von ihnen konnte sagen, woher diese Idee kam.

I wanna be a Hippie

    Für
ihn waren diese Hippies ein niemals endendes Ärgernis. Sie waren die
miesesten Kunden, vor allem unzuverlässig und unberechenbar.
    In
den 60er Jahren hatte er sich wirklich die Zähne an ihnen
ausgebissen. Ihr Drogenkonsum hatte ihm immensen Aufwand
beschert und wenige Erfolge. Etliche Stunden hatte er mit nervigen
Diskussionen zugebracht. Glaubte er anfangs, dass die halben Hippies
leichte Beute sein würden, wurde er eines Besseren belehrt, denn
ihre Gier nach den typisch menschlichen Bedürfnissen forderte
einiges an Kreativität ab.
    Die
neue Generation, die dem Charme der 60er und 70er Jahre verfallen
war, quälte ihn besonders.
    Vor
ihm saß das eigentlich perfekte neue Kundenpärchen: Sie lechzte
nach Anerkennung, wollte ihre Stimme in den Köpfen anderer
hören; er rebellierte gegen das so genannte System und hatte den
Überblick verloren.
Nun saß er schon seit zwei Stunden neben
ihnen und flüsterte ihnen immer wieder neue Ideen in den Kopf, die
sie dann gleich tot diskutierten. Er war fast am Ende seiner Geduld.
Was konnte den beiden genug spontanen Antrieb einhauchen, dass sie
zusammen aktiv wurden?
Hochkonzentriert wühlte er in ihren
geheimsten Gedanken herum und dann stach die perfekte Idee - das
gemeinsam passende Angebot - endlich hell hervor.

    Beide
erstarrten bei diesem Angebot sofort. In ihren Gesichtern spiegelte
sich leicht dämonisches Grinsen. Sie standen sogar gemeinsam auf,
bezahlten auch noch brav ihre Rechnung und tranken ihren erkalteten
Yogitee aus.
    Auffällig
zackig verließen sie den nach Weihrauch duftenden Laden und begaben
sich zu ihrem Zielort.
    Er
schnupperte ein paar Minuten den Weihrauchduft ein und lächelte
still in sich hinein. Manchmal liebte er seine Genialität einfach.
    Am
nächsten Tag war er felsenfest überzeugt, dass er endlich ein
Hippiepärchen als neues Kundenpaar gewonnen hatte. Zufrieden
schlenderte er über die Warschauer Brücke und hielt plötzlich
inne.
Das Hippiepärchen hatte es versaut! Über Polizeifunk hörte
er die Nachricht, dass ein junges Paar in einem verwüsteten
Delikatessengeschäft am Morgen gefunden worden war. Sie hatten sich
an den Köstlichkeiten berauscht und danach den Laden verwüstet -
auf der Suche nach mehr Leckereien. Die Frau hielt verwirrte Reden
über das richtige Kneten eines Teiges für Croissant und der junge
Mann hatte einen adretten Banker niedergeschlagen, um ihm seinen
Anzug vom Körper zu reißen - diesen hatte er sich dann selbst
angezogen und wetterte anschließend über den DAX.
    Wütend
ballte er die Fäuste und merkte nicht, dass seine Wut in leicht
rötlichen Dunstwolken gen Himmel waberte. Eine Gruppe junger Männer
blieb bei ihm stehen.

    „ Krass,
Mann! Was hast du denn geladen?“, wurde er gefragt.
In ihren
Köpfen war erschreckend gähnende Leere. Hier war absolut nichts zu
holen. So pflanzte er ihnen einfach Standardtänze in den Kopf, die
sie in der Matrix formvollendet zum Besten boten.

Himmlische Unterbrechung

    Sie
zog sämtliche Blicke der männlichen Gäste auf sich, während sie
scheinbar ihrer Freundin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher