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Devilicious

Devilicious

Titel: Devilicious
Autoren: Nina Barthel
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bald entdeckt werden. Aber niemand wird an
deine Tür klopfen, du musst schon selbst was machen. Auffallen ist
die Devise. Ick sach nur: Rote Nasen!“
    Sie
hing an seinen Lippen, saugte jedes Wort gierig auf. Lu freute sich
dämonisch.
    „ Ick
hab' aber keene rote Nase.“, sagte sie traurig.
    „ Du,
die Farbe an sich ist doch unwichtig. Hauptsache, du fällst auf!“,
beruhigte er sie und zwinkerte kurz.
    Das
Angebot war in ihrem Kopf und sie starrte mit großen Augen ins
Leere, denn Lu war verschwunden. Für sie unsichtbar stand er immer
noch vor ihr und grinste breit. Dieser Auftrag war wirklich simpel.

    Auf
dem Rückweg holte sie sich an dem kleinen Brötchenstand noch eines
ihrer geliebten Quarkbrötchen und wollte es schon auf dem Weg
genussvoll essen. Jedoch hielt sie verwundert inne. Auf der
Warschauer Brücke war quasi der Teufel los. Die Leute grölten und
blockierten die komplette Straße.
    „ Hmh?
Wir haben doch Sommer und net Silvester!“, brummelte sie erstaunt.
    Von
rechts ertönte eine Polizeisirene und direkt vor ihr ging ein junger
Mann lachend in die Knie. Er wälzte sich auf dem Boden und gackerte
laut. Sie verstaute das Quarkbrötchen in ihrer Tasche und ging in
die Hocke.
    „ Hey,
Meister. Wat issn so lustig?!“, erkundigte sie sich.
    Der
junge Mann japste nach Luft und sah sie direkt an.
    „ Dat
ist nich' zu glauben! Die Frau ist so witzig! Ick hab schon
Bauchschmerzen!“
    „ Wat
für 'ne Frau?“
    „ Na,
auf der Mitte der Brücke! Die hat 'ne pinke Clownsnase uff und zieht
die geilsten Sprüche ab! Seit über einer Stunde bringt sie die
Massen hier zum Brüllen! Genial! Ick brauch erstmal 'ne Pause, sonst
platze ick noch!“
    Sie
erhob sich und drängelte sich an den lachenden Menschen vorbei. In
der Mitte stand ihre Bekannte, die sie absolut nicht ausstehen
konnte. Mit einer pinken Clownsnase auf der Nase verrenkte sie sich
in alle Richtungen und brachte damit die Leute zum Grölen. Sie
musste mehrmals mit den Augen zwinkern, weil sie einfach nicht
glauben konnte, was dort passierte. Die einfach Strukturierte –
kurz ES genannt – unterhielt die Massen auf der Warschauer Brücke!
    „ Dit
gibt’s net!“, wisperte sie.
    Ihre
Bekannte genoss das massenhafte Grölen und verneigte sich gekonnt.
Als sie sich wieder aufrichtete, war sie von Polizisten
eingeschlossen und ihr Blick fiel auf sie.
    „ Scheiße,
die hat mich erkannt!“, flüsterte sie und fühlte Panik in sich
aufsteigen.
    „ Da!
Da vorne! Die da ist mein Vorbild! Quizfrage!“
    Ihr
Herz rutschte ihr in die Hose, denn alle auf der Brücke starrten sie
an.
    „ Ok,
bevor Teile von ihr altern, ick stell die Quizfrage mal! Wat machen
drei schwule Männer mit einer Lesbe?“
    Gespanntes
Schweigen. Selbst die Polizisten hingen an ihren Lippen und sahen sie
abwartend an.
    „ Na,
janz einfach, Leute! Zwei halten sie fest und der dritte macht ihr
die Haaareeee! Bloß bei ihr ist es längst zu spät!“
    Das
massenhafte Lachen brachte die Warschauer Brücke leicht ins
Schwingen und sie wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.
    Lu
hatte sich dämonisch gut amüsiert und eine grandiose Kundin
gewonnen. Doch die junge Frau, die letztlich bloß gestellt worden
war, hetzte peinlich berührt direkt nach Hause. Ihre Wut, ihr Zorn
und Scham hatten sich zu einer köstlichen Mischung verbunden.
    Lu
musste unbedingt wissen, wie sie diese Mischung nutzen würde. Denn
bisher hatte sie diese Mischung seiner Meinung nach ungünstig
benutzt – nämlich gar nicht. Sie hatte ihre Wut einfach an einem
großen Kissen ausgelassen. Getreu ihrem Prinzip: Aus etwas Negativem
etwas Positives machen und Wut rauslassen. Oder so ähnlich. So ganz
konnte er ihre Gedankengänge nie verstehen.

    Nun
war er für sie unsichtbar mit in ihrer kleinen Zweizimmerwohnung.
Sie atmete schwer, hatte die Zähne zusammen gebissen und lief wie
ein eingesperrtes Tier herum.
    Ihre
Hände waren zu Fäusten geballt und ihr Blick fiel immer wieder zu
dem großen platten Kissen auf dem schwarzen Sofa.
    Er
war extrem gespannt, was sie tun würde. Sie starrte plötzlich das
Kissen an.
    „ NEIN!“,
presste sie hervor und schleuderte das Kissen direkt in die Küche.
    Sie
tauchte unter der Hängematte durch und stellte sich vor die großen
Wohnzimmerfenster. Immer noch schwer atmend hielt sie ihre Fäuste
hoch und kniff die Augen zusammen.
    „ Jetzt
reicht's mir! Ick will dit net mehr! Ick habe dazu keine Lust mehr!
Ständig dieser Ideenklau, diese Parasiten! Es ist
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