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Deutschland. Ein Wintermärchen

Titel: Deutschland. Ein Wintermärchen
Autoren: Heinrich Heine
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Victor Hugo, Alexandre Dumas, Pierre Jean de Béranger, George Sand und Honoré de Balzac; er heiratete 1841 Augustine Crescence Mirat), orientierte er sich weiterhin an Deutschland und hielt sowohl über seine deutschen Besucher als auch durch seine Korrespondenzen für deutsche Zeitungen einen intensiven Kontakt aufrecht, der auch durch den Beschluss des Bundestages zum Verbot der Schriften des Jungen Deutschland (1835) nicht unterbrochen wurde.
    Während H. in der
Romantischen Schule
, einem Gegenbuch zu Mme de Staëls
De l’Allemagne
, den französischen Lesern ein kritisches Bild der deutschen Literatur, speziell der Romantik vorlegt, damit zugleich aber auch ein »Programm zur deutschen Literatur« liefert, zeigt er in
Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland
Entwicklungslinien von der Reformation bis zu Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Hegel auf. In der späteren »De Staël-Kritik« (
Briefe über Deutschland
, 1844), einer Art Kommentar zu seiner Geschichte der Philosophie, enthüllt H. das »Schulgeheimnis«: Hegel ist im Kern revolutionär, und sein berühmter Satz: »Alles was ist, ist vernünftig«, bedeute eigentlich: »Alles was vernünftig ist, muß sein.« Aus der Verbindung dieser linkshegelianischen Position mit Anschauungen des Saint-Simonismus, H.s »neuem Evangelium« (
Französische Zustände
), entwickelte er seine Auffassung von der Notwendigkeit einer universalen »sozialen Revolution« (
Französische Zustände
) – »le pain est le droit du peuple« (
Verschiedenartige Geschichtsauffassung
, 1833/1869). Dieser theoretische Ansatz sowie die sich daraus ergebende Konsequenz, die Kritik an der Unzulänglichkeit einer politischen Revolution, wie sie H. nach 1830 erlebte, führte zu heftigen Konflikten mit der deutschen Oppositionsbewegung. Ludwig Börne, einer ihrer Wortführer, sah in H.s Vernachlässigung der Politik, z.B. der Frage Republik oder Monarchie, einen Verrat an den revolutionären Ideen, was zu Vorwürfen und Verdächtigungen führte. H.s »Denkschrift«
Ludwig Börne
(1840) ist deshalb als Verteidigung und zugleich als Abrechnung mit den »neuen Puritanern«, Börnes »Zeitkreis«, zu verstehen, und zwar im Sinne des Aristophanes als Polemik in z.T. unflätigem Ton (vgl. die August-von-Platen-Polemik in
Die Bäder von Lucca
).
    Obwohl H. die Tendenz der Saint-Simonisten zur Klassenversöhnung nicht akzeptierte, blieb die Antithese von Sensualismus und Spiritualismus, die Proklamation der Gleichheit der Genüsse, der zentrale theoretische Bezugspunkt, auch in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus. Nur so ist zum einen H.s Fehleinschätzung zu verstehen, er habe mit seiner sensualistischen Haltung – »wir stiften eine Demokratie gleichherrlicher, gleichheiliger, gleichbeseligter Götter« – »längst geträumt und ausgesprochen«, was die »Führer« des »Proletariats«, »die Philosophen der großen Schule«, die »von der Doktrin zur Tat« gehen, als »Programm« »formulieren« (»De Staël-Kritik«,
Briefe über Deutschland
). Nur so ist zum anderen, trotz enger Freundschaft und Zusammenarbeit mit Karl Marx, auch H.s zwiespältige Haltung noch 1854 gegenüber dem »schauderhaft nacktesten, ganz feigenblattlosen, kommunen Kommunismus« (
Geständnisse
, 1854) zu verstehen. Immerhin »sprechen zwei Stimmen zu seinen Gunsten«, nämlich »daß alle Menschen das Recht haben, zu essen«, und der Hass auf den »gemeinsamen Feind«, und relativieren das »Grauen« des Künstlers vor den »dunklen Iconoklasten« (Entwurf zur Französischen Vorrede zu
Lutezia
, 1854). Bezugspunkt für diese Haltung bildet ohne Zweifel der Gleichheitskommunismus, insbesondere der Neo-Babouvismus, den H. in den späten 1830er Jahren als herrschende Strömung des Frühsozialismus in Paris kennenlernte. Aufbau und Sprachstil der zentralen Textstellen lassen jedoch auch einen ironischen Gestus H.s vermuten; er macht sich scheinbar die Vorurteile des Bürgertums zu eigen und spielt verdeckt mit deren Angst, gerade auch mit Blick auf seine bürgerlichen Leser. Der Idealisierung des Volkes tritt H. ebenso entgegen wie dessen Erniedrigung und benennt statt dessen die gesellschaftlichen Ursachen für dessen Hässlichkeit, Bosheit und Dummheit.
    In den 1830er Jahren schrieb H. vor allem Prosa, und zwar zumeist in einer neuen literarisch-kritisch-analytischen Form, besonders ausgeprägt in einer Vielzahl aktualisierender
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