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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Manfred Mai
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Aufgabe, über den ersten Kampfeinsatz deutscher Soldaten seit 1945 entscheiden zu müssen.
    Nachdem das ehemalige Jugoslawien auseinander gefallen war, kam die Region nicht zur Ruhe. Besonders kritisch war die Lage im Kosovo. Dort herrschten seit langem 200 000 Serben über zwei Millionen Albaner. Die wollten das nicht länger dulden und verlangten größere Autonomie von der serbischen Zentralregierung unter Ministerpräsident Milosevic. Dessen Politik hatte zum Ziel, den Kosovo »albanerfrei« zu machen. Bis 1998 flohen hunderttausende Albaner vor den Gewalttaten serbischer Militäreinheiten aus ihrer Heimat. Doch damit war Milosevic noch nicht zufrieden; er schickte Erschießungskommandos durch den Kosovo, die schreckliche Massaker verübten. Um den drohenden Völkermord zu verhindern, forderte der UN-Sicherheitsrat Milosevic mehrfach auf, das Blutvergießen zu beenden. Als sämtliche diplomatischen Versuche ohne Erfolg blieben, drohte die NATO mit Luftangriffen.
    Es ist eine besondere Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die rot-grüne Koalition über einen von Deutschland mit zu führenden Krieg entscheiden musste. Denn viele ihrer Mitglieder, vor allem der Grünen, stammten aus der Friedensbewegung oder standen der Friedensbewegung nahe. Wer etwa dem 68er und Mitbegründer der Grünen Joschka Fischer in seinen wilden Jahren prophezeit hätte, er würde einmal mit Engelszungen von der Notwendigkeit eines Militäreinsatzes reden, wäre wohl für verrückt erklärt worden. Nicht selten war in den Zeiten der Kosovo-Entscheidung zu hören, nun seien auch die Grünen endgültig in der politisch-parlamentarischen Wirklichkeit angekommen. Innerhalb der Grünen ist die Frage der richtigen Friedenspolitik bis heute umstritten.
    Von März bis Juni 1999 bombardierten NATO-Flugzeuge, darunter deutsche Tornados, serbische Einrichtungen im Kosovo. Anschließend überwachte eine internationale Truppe, die Kosovo Force (KFOR), die Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen. Mit dabei waren bis zu 8 500 Bundeswehrsoldaten.
    Innerhalb von zehn Jahren war die Bundesrepublik Deutschland von einem »Sonderfall« zu einem Partner unter Partnern geworden und damit endgültig ein »normaler« Staat.
    Schon zwei Jahre später begann der nächste Ernstfall, als arabische Selbstmordattentäter mit entführten Flugzeugen ins New Yorker World Trade Center flogen und dabei über 3 000 Menschen in den Tod rissen. Der amerikanische Präsident George W. Bush betrachtete das als Kriegserklärung und kündigte einen »Feldzug gegen den internationalen Terrorismus« an. Ohne zu zögern, sicherte Bundeskanzler Schröder den USA »uneingeschränkte Solidarität« zu. Erstes Ziel dieses »Feldzuges« gegen den Terrorismus war das Taliban-Regime in Afghanistan, das Terroristen Unterschlupf und Hilfe gewährte. Beim Krieg gegen die Taliban wurden die USA von vielen Ländern unterstützt. Doch als Präsident Bush den irakischen Diktator Saddam Hussein und sein Regime als nächstes Kriegsziel nannte, bröckelte die gemeinsame Front. Bundeskanzler Schröder und Außenminister Fischer stellten sich zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac an die Spitze derer, die den Irak mit friedlichen Mitteln entwaffnen und einen Krieg verhindern wollten.
    Nach monatelangem diplomatischem Tauziehen setzten die USA und Großbritannien ihre Politik der Stärke gegen alle Bedenken durch. Am 20. März 2003 gab Präsident Bush trotz weltweiter Proteste den Befehl zum Angriff; der Irak-Krieg begann. Gegen die gewaltige amerikanische Militärmaschine stand der Irak auf verlorenem Posten und schon am 1. Mai konnte Präsident Bush das »Ende der Hauptkampfhandlungen« verkünden.
    Teile der irakischen Bevölkerung begrüßten die Soldaten als Befreier, andere sahen in ihnen Besetzer, gegen die sie aus dem Untergrund kämpften. Dieser Kampf dauert bis heute an und hat inzwischen mehr amerikanische Soldaten das Leben gekostet als die »Hauptkampfhandlungen«. Die Regierungen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens mussten erkennen, dass es einfacher war, den Krieg zu gewinnen, als dem Land einen geordneten Frieden zu bringen.
    Ein Jahr nach Kriegsbeginn bat der amerikanische Präsident die UN um Hilfe. Am 8. Juni 2004 beschloss der UN-Sicherheitsrat, dass noch im selben Monat die Besatzungszeit enden und der Irak seine Souveränität zurückerhalten solle. Der erste Schritt dazu war die Einsetzung einer irakischen Übergangsregierung, die die
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