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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade
Autoren: Schlederer Victoria
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atmete tief ein und aus. »Du möchtest mir einen Strick aus der Affäre drehen?«, fragte ich so gelassen ich es vermochte. »Eine späte Rache? Das ist deiner gänzlich unwürdig, Felix.«
    Fast verblüfft hob er den Kopf. »Aber nein, welch erstaunliche Unterstellung. Ich darf dich darauf hinweisen, dass Waldhausen kaum meine ungeteilte Sympathie genossen hat? Zudem, der Oberst ist tot und begraben, welchen Sinn hätte es da noch, einen Skandal auszulösen? Wissbegierde ist es, die mich treibt, weiter nichts.«
    Beinahe gegen meinen Willen lachte ich kurz auf. »Erzähl mir nicht, dass du weniger Sympathien für den verschiedenen Oberst hegst denn für mich.«
    Bedächtig wiegte Trubic den Kopf. »Nun, auch wenn unsere farbenfrohe Vergangenheit ein recht tragisches Ende nahm, so hat sie doch existiert.«
    Umständlich zog ich eine Zigarette aus meinem Etui, entzündete sie. »Ich habe ihn nicht ermordet«, antwortete ich nach einer Weile hitzig. »Und, um deine Frage vorwegzunehmen:
Ich habe ihn auch nicht ermorden lassen. Weder wusste ich, dass er sich in der Stadt befand, noch hätte ich Anlass zu derartigem Verhalten. Das Ende meiner militärischen Karriere war rückblickend gesehen das Beste, was mir passieren konnte.«
    Beinahe hatte ich erwartet, meinen Beteuerungen würde widersprochen werden, aber Felix Trubic zog es vor zu schweigen. Einen Moment saßen wir stumm in der sommerlich-schwülen Bibliothek beisammen, dann bedeutete Felix mir mit einem Nicken, dass die Audienz beendet war.
    »Selbstverständlich«, hörte ich ihn murmeln, als ich auf die Tür zuschritt. »Selbstverständlich.«
     
     
    Die Abenddämmerung brach bereits herein, tauchte die Stadt in unwirkliche Goldtöne, als ich mich in Begleitung meiner beiden Kameraden auf den Weg zu Esthers Salon in der Mikulášská machte. Ja, tatsächlich, ein Hauch des Surrealen schien der Angelegenheit anzuhaften: das Wiedersehen mit Trubic, die Anschuldigungen, die auf nichts anderem basierten als seinen fragwürdigen Schlussfolgerungen. Soweit ich es vermochte, hatte ich meine Freunde in die Ereignisse des Tages eingeweiht, ohne jedoch allzu sehr ins Detail zu gehen.
    »Deine Entlassung aus der Armee?« Lysander, der sich höchst widerwillig von Mirko in einem ausladenden Einkaufskorb befördern ließ, reckte sich unwillkürlich, seine langen Schnurrhaare zitterten vor Entrüstung.
    Der Hitze des Sommernachmittags hatten wir es wohl zu verdanken, dass die sonst so rege besuchte Einkaufsstraße sich fast menschenleer vor uns erstreckte. Die einzigen Passanten waren ein Mädchen, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite selbstverloren in ein Schaufenster blickte, und ihr ältlicher Begleiter, der sich schwer an einen der Alleebäume gestützt
hatte und seine Stirn mit einem Taschentuch betupfte. So kam es, dass Lysander, ohne seine Stimme zu senken, mich ungehindert auf eine weitere kleine Wahrheitsverbiegung hinweisen konnte: »Du hast mir immer erzählt, du hättest die Armee freiwillig verlassen!«
    Ich zuckte die Achseln. »Dann habe ich dich eben belogen«, antwortete ich gleichmütig. Ich hatte denkbar wenig Lust, auf offener Straße mit einem Otter die dunkleren Aspekte meiner Informationspolitik zu diskutieren.
    Lysander schnaufte. Mit komischer Verzweiflung murmelte er: »Hat der Mensch doch nicht einmal den Anstand, sich eine Ausrede einfallen zu lassen.«
    Der Umstand, dass wir mittlerweile an unserem Zielort angelangt waren, enthob mich der Problematik, eine passende Erwiderung zu finden. Schweigend traten wir ein.
     
     
    Die Trostlosigkeit eines noch ungeöffneten Bordells drückte wie stets meine ohnehin schon trübe Stimmung – die Atmosphäre schläfriger Langeweile und verwelkter Rosen, abgestandener Moschusduft; vereinzelte Sonnenstrahlen lenkten den Blick auf Falten und Unebenmäßigkeiten in den Gesichtern der beiden Mädchen, die müßig im Salon beisammensaßen.
    Auf meine Frage nach Esther hob eine der beiden nur müde den Kopf und wies mit einer schlampigen Handbewegung in Richtung Stiege, ohne uns weitere Aufmerksamkeit zu zollen.
    Klappernde Absätze und ein Hauch von herbem Parfüm kündigten das Erscheinen der Dame des Hauses an.
    »Na endlich!«
    Kaum hatten wir die letzten Stufen erklommen, umarmte Esther Mirko und mich auch schon ungestüm, strich über Lysanders glatten, prächtigen Pelz. »Ich hab’ mir schon gedacht, ihr fahrt gleich von Preßburg aus nach Wien, eine Schande
wär’ das gewesen. Aber jetzt
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