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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative
Autoren: Frederick Forsyth
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über ein großes Gebiet herabregnen.
    Die Männer an Bord der Cutlass beobachteten schweigend, wie der Nebel vor ihnen erhellt wurde. Vier Kabellängen an Steuerbord hatte die Scimitar ebenfalls beigedreht und lag unmittelbar am Rand des Ölteppichs.
    Das Magnesium fiel ins Rohöl. Die brennenden Metallklumpen, die auf dem Öl schwammen, erzeugten eine Temperatur, die den Flammpunkt des Mubaraq weit überschritt, und setzten den Ölteppich in Brand.
    Vor den Augen der Männer auf den beiden Schnellbooten fing das Meer Feuer. Eine riesige, mehrere Quadratkilometer große Fläche begann zu glühen – zuerst dunkelrot, dann heller und heißer.
    Der Brand dauerte nur 15   Sekunden, in denen das Meer gleißend aufloderte. Über die Hälfte der 20   000Tonnen Rohöl fing Feuer und verbrannte. Mehrere Sekunden lang erreichte das Flammenmeer 5000Grad Celsius. Die abgestrahlte Wärme trocknete die Myriaden Wassertröpfchen des Nebels in weitem Umkreis in einer Zehntelminute, und die weißen Flammen erreichten eine Höhe von eineinhalb Meter über dem Wasserspiegel.
    Die Männer starrten mit schweigendem Entsetzen in das Inferno. Die Brandfläche begann nur 100   Meter vor ihnen, und die Hitze war so groß, daß manche ihre Gesichter mit den Händen bedecken mußten, um nicht versengt zu werden.
    Aus dem Flammenmeer zuckte ein Lichtblitz auf, als sei ein Benzintank explodiert. Das brennende Öl wogte und waberte lautlos.
    Aus dem Feuer gellte ein Aufschrei übers Meer und in die Ohren der Seeleute und Marines.
    » Schtsche ne wmerla Ukraina … «
    Der Schrei verhallte. Die Flammen sanken in sich zusammen, flackerten noch ein wenig und erloschen. Der Nebel schloß sich wieder.
    »Was war das?« fragte der Kommandant der Cutlass halblaut. Major Fallon zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Irgendwas Ausländisches.«
    Neben den beiden starrte Adam Munro in die erlöschenden Flammen.
    »Frei übersetzt«, sagte er, »heißt es: ›Die Ukraine bleibt bestehen.‹«

Nachspiel
    In Moskau war es 22   Uhr – 20   Uhr mitteleuropäischer Zeit. Das Politbüro war vor einer Stunde zur entscheidenden Sitzung zusammengetreten.
    Jefrem Wischnajew und seine Anhänger wurden allmählich ungeduldig. Der Parteitheoretiker der KPdSU wußte, daß seine Position stark genug war. Jegliche weitere Verzögerung war zwecklos. Mit unheilverkündender Miene erhob er sich.
    »Genossen, lange Diskussionen sind schön und gut, aber sie führen zu nichts. Ich habe diese Sondersitzung des Politbüros aus einem ganz bestimmten Grund beantragt: Ich möchte wissen, ob dieses Gremium weiterhin Vertrauen in die Führungskraft unseres geschätzten Generalsekretärs, des Genossen Maxim Rudin, hat.
    Wir alle haben die Argumente für und wider den sogenannten Dubliner Vertrag gehört, wir wissen inzwischen alles über die von den Vereinigten Staaten zugesicherten Getreidelieferungen und kennen vor allem den Preis – einen meiner Ansicht nach viel zu hohen Preis –, den wir dafür zahlen sollen.
    Und wir haben schließlich gehört, daß die Mörder Mischkin und Lasareff, die nachweislich unseren werten Genossen Juri Iwanenko ermordet haben, nun doch nach Israel gelangt sind. Ich stelle daher folgenden Antrag: Das Politbüro des Zentralkomitees der KPdSU möge beschließen, dem Genossen Rudin das Vertrauen zu entziehen und ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Genosse Generalsekretär, ich verlange, daß über diesen Antrag abgestimmt wird.«
    Wischnajew nahm Platz. Die anderen schwiegen. Selbst für die Männer, die das Urteil zu fällen haben, ist der Sturz eines Kremlherrschers ein erschreckender Augenblick. Wie sie selbst sahen alle ihre im Sitzungssaal anwesenden Mitarbeiter atemlos der Entscheidung entgegen.
    »Wer für diesen Antrag stimmt …«, sagte Maxim Rudin.
    Jefrem Wischnajew hob die Hand. Marschall Kerenski folgte seinem Beispiel. Witautas, der Litauer, tat dasselbe. Danach entstand eine mehrere Sekunden lange Pause. Muchamed, der Tadschik, hob ebenfalls die Hand. Das Telefon vor Rudin klingelte. Rudin meldete sich, hörte zu und legte den Hörer auf.
    »Ich sollte die Abstimmung eigentlich nicht unterbrechen«, meinte er gleichmütig, »aber was ich eben gehört habe, dürfte einige Genossen interessieren.
    Vor zwei Stunden sind die Attentäter Mischkin und Lasareff in den Zellen im Untergeschoß des Polizeipräsidiums von Tel Aviv tot aufgefunden worden. Ein dritter Mann, offenbar ein Komplice, ist aus dem Fenster eines Tel Aviver
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