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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative
Autoren: Frederick Forsyth
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bildeten einen gewaltigen Dreiviertelkreis mit drei Seemeilen Radius, in dessen Mittelpunkt die Freya vor Anker lag.
    Wenige Minuten nach 8   Uhr begannen die riesigen Schrauben der Freya sich zu drehen, und die massive Ankerkette wurde rumpelnd eingeholt. Unter dem Heck des Tankers schäumte weißes Wasser auf.
    Über dem Schiff kreisten vier Flugzeuge mit Kameras, die einer gespannt vor den Bildschirmen wartenden Welt zeigten, wie die Meeresgöttin sich in Bewegung setzte.
    Als die Freya Fahrt aufnahm und am Mast die Reedereiflagge mit dem Wikingerhelm zu flattern begann, brach auf der Nordsee schlagartig ohrenbetäubender Lärm los.
    Kleine Sirenen mit dünnem Pfeifton, dumpf dröhnende Baßsirenen und durchdringend heulende Schiffshörner hallten übers Wasser, als an die hundert Kapitäne auf kleinen und großen, friedlichen und todbringenden Schiffen der Freya den traditionellen Seemannsgruß entboten.
    Thor Larsen blickte auf die mit Schiffen bedeckte Nordsee hinaus und sah dann in Richtung des freien Fahrwassers zur Euro-Boje Eins. Er wandte sich an den wartenden holländischen Lotsen. »Lotse, nehmen Sie bitte Kurs auf Rotterdam.«
    Am Sonntag, dem 10.   April, nahmen in der Saint Patrick’s Hall in Dublin Castle zwei Männer an dem großen eichenen Refektoriumstisch Platz, der eigens für die bevorstehende Zeremonie herbeigeschafft worden war.
    Von der Minstrel Gallery aus waren Fernsehkameras auf den in grellem Scheinwerferlicht stehenden Tisch gerichtet und übertrugen die Vertragsunterzeichnung in alle Welt.
    Dmitri Rykow unterzeichnete die beiden Ausfertigungen des Dubliner Vertrags im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und reichte die in rotes Saffianleder gebundenen Urkunden an David Lawrence weiter, der sie im Namen der Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnete.
    Innerhalb weniger Stunden liefen die ersten Getreideschiffe, die vor Murmansk und Leningrad, Sewastopol und Odessa vor Anker gelegen hatten, in die Häfen ein.
    Eine Woche später verluden die ersten Einheiten der Roten Armee entlang des Eisernen Vorhangs ihre Ausrüstung und begannen mit dem vereinbarten Rückzug von der mit Stacheldraht bewehrten Grenze.
    Die Zusammenkunft des Politbüros am Donnerstag, dem 14.   April, im Arsenalgebäude des Kremls war zwar eine Routinesitzung, aber die Mitglieder behandelten keineswegs eine Routinesache.
    Jefrem Wischnajew betrat den Raum als letzter. Er war von einem Major der Kremlgarde aufgehalten worden.
    Als er über die Schwelle trat, blickten ihm die anderen elf Mitglieder alle aufmerksam entgegen. Maxim Rudin saß mit finsterer Miene auf seinem beherrschenden Platz an dem T-förmigen Tisch. Die je fünf Stühle an den beiden Längsseiten waren besetzt. Nur ein einziger Stuhl war frei geblieben: der an der unteren Schmalseite des langen Tisches.
    Jefrem Wischnajew ging mit ausdrucksloser Miene langsam weiter, um auf dem Anklagestuhl Platz zu nehmen. Für ihn war dies die letzte Politbürositzung.
    Am 18.   April lag ein kleiner Frachter zehn Seemeilen vor der rumänischen Küste in der Schwarzmeerdünung. Kurz vor 2   Uhr legte ein schnelles Motorboot von dem Frachter ab und lief mit Höchstfahrt auf die Küste zu. Drei Meilen vor der Küstenlinie drehte es bei, und der Bootsführer griff nach einem Signalscheinwerfer, mit dem er zu dem unsichtbaren Strand hinüberblinkte: dreimal lang, dreimal kurz. Aber von Land kam keine Antwort. Der Mann wiederholte sein Erkennungssignal noch viermal. An Land blieb es dunkel.
    Das Motorboot wendete und lief zu dem Frachter zurück. Eine halbe Stunde später war es wieder im Laderaum verstaut, und London wurde über Funk benachrichtigt.
    Von London aus wurde der Britischen Botschaft in Moskau eine verschlüsselte Nachricht übermittelt.
    »Nachtigall leider nicht am Treffpunkt. Vorschlage Rückkehr nach London.«
    Am 25.   April trat das Zentralkomitee der KPdSU im Kongreßpalast im Kreml zu einer Plenarsitzung zusammen. Aus allen Sowjetrepubliken waren die Mitglieder – zum Teil über Tausende von Kilometern hinweg – angereist.
    Maxim Rudin stand auf dem Podium unter dem überlebensgroßen Leninkopf und hielt seine Abschiedsrede.
    Er begann mit einer Darstellung der Krise, mit der die Sowjetunion sich zwölf Monate zuvor konfrontiert gesehen hatte; er malte die seinerzeit drohende, inzwischen aber erfolgreich abgewendete Hungersnot in so düsteren Farben, daß seinen Zuhörern noch nachträglich die Haare zu Berge standen. Vor
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