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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod
Autoren: Daniel Scholten
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waren es zwei, nämlich die Vorder- und Rückseite. »Stell dir vor, Albert Einstein wäre an seinem Schreibtisch erstochen worden, während er gerade einen seiner Aufsätze zur Relativitätstheorie verfasste.« Er wusste nur zu gut, wie er Sofi aufwühlen konnte. Das war bei ihr ganz einfach.
    Sie sah ihn erstaunt an. In ihrem Blick lagen wie erwartet Skepsis und Widerwillen. »Das wäre nicht gut. Dann gäbe es ja keine Computer und keine Musik-CDs.«
    Gar kein so schlechter Gedanke, schoss es ihm durch den Kopf. Zudem ein gerechter. Der arme Bach war über einer seiner besten Fugen gestorben, während Einstein nach der Relativitätstheorie den Rest seines Lebens nur noch herumgelungert hatte. Kjell wäre es umgekehrt lieber gewesen. »Und keine Mondlandung«, ergänzte er Sofis Auflistung der wirklich wichtigen Dinge im Leben der Menschen.
    Sie überlegte kurz. »Nää«, antwortete sie dann und klopfte ihm von hinten auf die Schulter. »Bis zum Mond schafft man es auch mit Newton. Aber deine neue Mikrowelle könntest du dann vergessen.«
    Auf die würde er nie mehr verzichten wollen. Es gab wirklich genug Bachfugen. Er deutete auf die Spiralen. »Der Diskos von Phaistos. Er kommt aus Kreta und ist dreieinhalb Jahrtausende alt. Die Zeichen wurden spiralförmig mit Stempeln in den Ton gedrückt.«
    »Und was steht da?«
    »Das weiß kein Mensch! Auch nicht, ob es Griechisch ist oder eine andere, ältere Sprache. Es ist eines der größten Geheimnisse der Altertumswissenschaft.«
    »Glaubst du, dass Petersson …?«
    Kjell schüttelte den Kopf. »Es hat Hunderte von Theorien gegeben. Er hat es sicher auch versucht, das sehen wir ja hier. Aber ich glaube nicht, dass er es geschafft hat, bis ich die Lösung vor mir sehe. Aber dann hätte sich das Herkommen für uns ja gelohnt.«
    »Jaaa«, fand Sofi und legte die Spitze ihres Zeigefingers auf ihre Lippen. »Aber Petersson lag immerhin tot mitten in seinem Deutungsversuch.«
    Er drehte sich zu ihr um und sah ihr ernst in die Augen. »Welchen Eindruck hast du von diesem Raum?«
    Sofi biss sich nachdenklich auf die Lippe und ließ ihren Blick umherschweifen.
    »Du meinst wohl die ganzen Details wie Sahlins Wohnung, die Spülmaschine und das ganze Ambiente hier.«
    Er nickte.
    »Irgendwas stimmt nicht«, begann sie. »Jemand hat Petersson den Brieföffner in den Rücken gestoßen. Jemand, den er so gut kannte, dass er sich hinter ihn stellen konnte, während er am Schreibtisch arbeitete. Petersson schlug mit dem Gesicht auf die Platte.« Sofi unterbrach sich, bis sie merkte, dass er nicht bereit war, in Peterssons Rolle zu schlüpfen und den Aufprall nachzuspielen. »Der Täter zog die Klinge heraus, brachte sie zur Spülmaschine, schaltete sie ein und verließ dann die Wohnung. Er besaß einen Schlüssel zu Sahlins Wohnung und rief von dort den Notruf. Vielleicht war das Telefon hier schon gar nicht mehr da. Aber wieso dringt er in die andere Wohnung ein? Hmm, Sahlin könnte es auch selbst getan haben. Vielleicht hat er den Täter auch zu stellen versucht.«
    Kjell seufzte. »Schau dir mal den Computer an. Er läuft noch.«
    Er räumte seinen Platz für Sofi, die sich nach dem Hinsetzen liebevoll den Rock glatt strich und dann den Knopf am Monitor drückte, den Per vorhin ausgeschaltet hatte.
    Sie brauchte eine Weile, um einen Eindruck zu gewinnen.
    Ein Menüfenster war geöffnet. Sie klickte mit der Maus auf »OK«. »Der wählt sich in einen Server ein!«
    Auf dem Gehäuse des Computers lag ein Kartenlesegerät, an dem jetzt ein rotes Lämpchen aufleuchtete.
    Auf dem Bildschirm erschien eine weitere Meldung. Sie forderte sie auf, ein Passwort einzugeben, das sah sogar Kjell, ohne dass Sofi es ihm erklären musste.
    »Probier doch seinen Namen«, schlug er vor. »Oder … Diskos.«
    »Lieber nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass man nur drei Versuche hat«, sagte sie und sah auf das Lämpchen. Sie zog die Karte aus dem Lesegerät und deutete auf den winzigen Chip, der darauf klebte. »Das ist ein hardwarecodiertes Passwort. Die Karte ist von der Handelsbank. Aber das Programm hat damit nichts zu tun.« Sie zog die Karte aus dem Schlitz. Auf dem Bildschirm erschien eine Warnung, die Karte möglichst bald wieder reinzustecken. Sofi gehorchte. Aus alter Erfahrung hob sie Papiere und Notizblöcke hoch und wurde fündig. »Da ist es ja«, rief sie entzückt. Unter der durchsichtigen Schreibtischunterlage lag ein Zettel. Darauf standen die Daten einer Bankverbindung in
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