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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod
Autoren: Daniel Scholten
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warm, wie sie es mit Emelie beim Schlittenfahren immer tat.
    »Hör zu«, sagte Barbro. »Fohlin hatte anscheinend einen Schlüssel, und er musste hierher kommen, obwohl wir ihn beschatten. Aber sie haben das elektronische Siegel entdeckt. Deshalb können sie nicht durch die Haustür rein. Dann würde bei uns ja sofort der Alarm anschlagen.«
    »Was können sie suchen?«
    »Carl Petersson muss hier etwas versteckt haben. Etwas, das alles auffliegen lässt. Sonst wären sie nicht hier. Bei diesem Risiko.«
    »Nein«, schlotterte Sofi. »Petersson hat Mari doch das Geld vererbt. Und das illegale Geld will er ihr auch geben. Er hat einen Hinweis für sie hier im Haus versteckt.«
    »Kann auch sein.«
    Sie betrachteten ihre Telefone, deren Batterien fast verbraucht waren. Bei dieser Temperatur leerten sie sich schneller, als man schauen konnte. Sofi konnte nicht mehr wählen. Sie hatte kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen und musste das Telefon in der offenen Hand balancieren, weil sie ihre Finger nicht mehr krümmen konnte, um das Telefon zu greifen. Barbro ergriff die Initiative, indem sie sich hochstemmte. Sofi folgte ihr. Geduckt schlichen sie um das Haus. Als sie die Rückseite erreichten, drängte Barbro sie hinter ein Gebüsch.
    »Das Schutzgitter fehlt über dem rechten Kellerfenster, hast du gesehen?«
    Sofi schüttelte den Kopf.
    »Du musst hier aufpassen, Sofi. Hol die Waffe raus. Press deine Hände unter deine Achseln. Ich gehe vorne rein.«
    Sofi legte ihre Hand auf Barbros Arm. »Warte. Wir warten auf die anderen oder rufen an.«
    Barbro schüttelte den Knopf. »Sie peilen uns an. Wenn wir jetzt den letzten Saft verschwenden …!« Sie stand auf und rannte um das Haus herum.
     
    Barbro lauschte an der Haustür und riss das Siegel ab. Jetzt sendete es ein Signal, aber im Präsidium war niemand, der es empfangen konnte. Sie hoffte, dass jemand in der Zentrale aufpasste. Ich muss die beiden jetzt und zusammen erwischen, sagte sie sich. Den Schlüssel fand sie schnell an dem Bund in ihrer Tasche. Es musste der Schlüssel von Maris Vater gewesen sein. Sie hatten ihn bei der Untersuchung des Hauses in seinem Schreibtisch gefunden. Der Griff war mit einem himmelblauen, rissigen Schutzkranz aus Plastik eingefasst. Sie schob ihn Zacken um Zacken ins Schloss. In der anderen Hand hielt sie ihre Waffe. Sie hielt es vor Kälte kaum noch aus und musste darauf achten, dass ihr Gehirn seine Befehle nicht an die falsche Hand sendete. Sie drückte die Tür einen Spalt auf und glitt hindurch, lehnte innen die Tür hinter sich an und verharrte. Draußen machten das Mondlicht, die entfernte Laterne an der Straße und der Schnee die Nacht so hell, dass Barbro die Dunkelheit im Flur überraschte. Sie hockte sich auf den lauen Heizkörper und wärmte sich. Nach einer Minute hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Der Flur maß zwei Quadratmeter. Die Tür zur Halle war geschlossen, wahrscheinlich von ihr selbst, als sie zuletzt hier gewesen war.
    Dann öffnete sie die Tür und betrat die unbeleuchtete Halle. Sie lehnte die Tür an und lauschte in die Stille. Sie hatte ja erwartet, auf jemanden zu treffen, doch beim ersten Geräusch schrak sie auf. Das war ein dumpfer Aufprall gewesen. Und sie hörte Rascheln. Kam das von oben oder aus dem Keller? Oben war sie doch gewesen, da war doch nichts! Aber wenn Carl Petersson hier etwas versteckt hatte, wo sollte Mari es im Notfall finden, ohne überhaupt danach zu suchen? So musste es sein. Barbro glaubte, dass Mari Peterssons letzte Verbündete gewesen war, auch wenn sie das noch gar nicht gewusst hatte. Mit dem Brieföffner hatte er wohl nicht gerechnet. Barbro wog die Möglichkeiten ab, doch das hatte wenig Aussicht. Sie kannte Maris Gewohnheiten ja nicht. Vielleicht hätte er Mari einen Hinweis gegeben, wenn es so weit war.

67
    Henning und Kjell entschieden sich, die Wohnung von Jon Ola Sundman jetzt zu stürmen. Sie lag im vierten Stock des Gebäudes. Die Wohnungstüren trugen keine Namensschilder. Sie klingelten an allen vier Wohnungen der Etage und hatten Glück. Drei Nachbarn öffneten. Für Sundmans Tür war Kjell nicht robust genug, und auch Henning gab auf, nachdem er sich zweimal dagegengeworfen hatte.
    »Seit der Adventskalender in Kraft getreten ist, werfe ich mich mit schöner Regelmäßigkeit gegen Türen«, sinnierte Kjell mit pochender Schulter.
    Henning nickte. »Das lässt einen am freien Willen zweifeln.«
    Ein Nachbar trat in Bademantel und
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