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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias
Autoren: Glenn Meade
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entdeckt: Alte Gräber, verschlüsselte Inschriften auf Stein oder Papyrus, alte Münzen und Schmuckstücke, menschliche Gebeine, zerbrochene Tongefäße … das war der Stoff, aus dem Abenteuer gemacht waren.
    Jacks Vater erzählte von dem unerschütterlichen Glauben der Ägypter an ein Leben nach dem Tod. Damals war es Jack beinahe so vorgekommen, als wäre sein Vater sich plötzlich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst geworden.
    Robert Cane war erst mit fünfzig Vater geworden. Er liebte seinen Sohn mit solcher Intensität, dass es mitunter beängstigend war. Robert war ein gefühlvoller Mann, und an diesem Tag schimmerten Tränen in seinen blauen Augen. »Ich liebe dich, Jack. Die Liebe ist der einzige Grund, warum wir alle hier sind – um Liebe zu geben und sie zu pflegen. Liebe stirbt niemals. Wieviele andere Zivilisationen hatten die Ägypter recht, auf ein Leben nach dem Tod zu vertrauen. Es gibt eine Dimension, von der wir Menschen nicht einmal erahnen können, ob man sie Himmel oder Nirwana oder sonst wie nennen sollte. Aber es ist eine von Gott geschaffene Dimension, in der wir uns alle wiedersehen und unsere Liebe erneuern werden. Verstehst du, was ich meine, Jack?«
    »Ich glaub schon.«
    »Sobald wir in diese Dimension überwechseln, gibt es kein Zurück, Jack. Wir können nie mehr Teil des irdischen Lebens sein, können es nicht mehr mit unseren Lieben teilen, die wir zurückgelassen haben. Aber wir können sie beobachten und im Geiste bei ihnen sein, bis wir wieder mit ihnen vereint sind.« Robert Cane schaute auf die gewaltige Cheopspyramide und fuhr mit bewegter Stimme fort: »Früher glaubten die Menschen, die Seelen der Toten würden in der Nähe ihrer Gräber verweilen. Genau diesen Eindruck habe ich manchmal auch, wenn ich hier bin. Dann sträuben sich mir die Nackenhaare, und ich habe das eigenartige Gefühl, als hätte mich etwas Gewaltiges berührt … etwas Großartiges, Überirdisches. Es ist beinahe so, als könnte der Tod selbst uns berühren.«
    »Du glaubst, der Tod kann uns berühren? «
    Sein Vater lächelte. »Nein, so meine ich das nicht. Aber ich glaube, die Welt der Geister kann Gefühle in uns auslösen, Intuitionen und Empfindungen, oder sie kann übernatürliche Phänomene erwecken. Wenn dir ein kalter Schauer über den Rücken läuft, ist das mehr als nur eine Intuition. So etwas kann dich warnen, dass etwas Schlimmes passieren wird. Oder wenn du das Gefühl hast, dass sich in einem leeren Zimmer außer dir noch jemand aufhält. Oder ein Windstoß, obwohl sich kein Lüftchen regt.«
    »Hast du so etwas schon erlebt, Dad?«
    »Ja. Ich erinnere mich an einen Tag, als ich am Grab meines Vaters saß. Es war damals eine schwere Zeit für mich. Ich hatte Probleme, mit seinem Tod fertig zu werden, und es gab keinen Menschen, zu dem ich hätte gehen können. An jenem Tag spürte ich ganz deutlich Vaters Anwesenheit. Ich wusste, dass er bei mir war. Es war unheimlich, aber ich konnte spüren, dass er mit der Hand meine Schulter berührte, wie er es früher getan hatte, wenn ich Trost brauchte. Er schaute mich dann immer an und sagte: ›Was du auch denkst, Bob – sag es mir, damit ich einen Teil der Last tragen kann.‹ Ich habe mich daran gehalten, und Vater ebenfalls. An diesem Tag hatte ich genau dasselbe Gefühl.«
    Robert verstummte und blickte seinem Sohn in die Augen. »Du bist jetzt in dem Alter, Jack, wo du anfängst, deine Ansichten, deine Zukunftspläne, sogar die Gründe für deine Existenz in Frage zu stellen. Das gehört zum Erwachsenwerden. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, es gibt ein Leben nach dem Tod.«
    Robert drückte seinen Sohn an sich und zwinkerte ihm zu. »Wenn ich tot bin, darfst du nie vergessen, dass ich im Geiste stets mit dir verbunden bleibe. Wenn du mir etwas sagen willst oder über irgendetwas sprechen möchtest, setz dich an mein Grab und erzähl es mir. Dasselbe gilt für deine Mutter. Wir hören dir zu. Du kannst uns nicht sehen und nicht berühren, aber wir sind nahe bei dir. Vergiss das nie, Jack.«
    Jahre später fragte Jack sich, ob sein Vater das alles nur gesagt hatte, um ihm eine Art Rettungsanker zuzuwerfen, damit er mit dem Kummer nach dem Tod seiner Eltern besser fertig wurde. Jack kannte die Antwort nicht, doch es half ihm tatsächlich, mit seinen Eltern zu sprechen. Manche Menschen sprachen mit ihren Hunden oder ihrem Spiegelbild. Jack stand am Grab seiner Eltern, redete mit ihnen und fühlte sich anschließend besser.
    Doch trotz
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