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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias
Autoren: Glenn Meade
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erfahren müssen, dass man in seiner Trauer sehr einsam ist. Eines Tages geht der Mensch, den du liebst, durch die Tür, und du siehst ihn nie wieder. Esbleiben viele Fragen zurück, viel Ungesagtes, weil es so plötzlich geschehen kann. Es ist furchtbar schwer, sich damit abzufinden. Wir kapseln uns ab und können nicht darüber sprechen. Wenn du das Bedürfnis hast, mit jemandem zu reden, oder einfach nur möchtest, dass jemand dir zuhört, brauchst du es mir nur zu sagen, Jack.«
    Jack ergriff ihre Hand. Er wünschte sich, dass Lela ihn festhielt und dass er ihre tröstende Umarmung spürte, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.
    Er nahm die Urne und stieg aus, um seinen Eltern ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Dann wandte er sich Qumran und dem Toten Meer zu. Der endgültige Abschied flößte ihm Angst ein. Er öffnete die Urne, nahm eine Handvoll Asche heraus und ließ sie durch die Finger rieseln. Eine frische Brise trug sie zu den Hügeln bei Qumran, die in orangerotes Licht getaucht waren.
    Ist das alles, was von den Menschen bleibt, die wir lieben? , fragte Jack sich. Verwandelt unser Leben sich einfach in Staub?
    Als die letzte Asche durch seine Finger rieselte, hob er seine schmutzigen Hände und wischte sich damit durchs Gesicht. Aus irgendeinem sonderbaren Grund – und nur für diesen kurzen Augenblick – fühlte er sich den Toten näher. Dann überkam ihn tiefe Trauer, und er brach in Tränen aus.
    Jack wusste nicht, wie lange er geweint hatte. Er erinnerte sich nur, dass Lela plötzlich neben ihm erschien und ihn in die Arme schloss. Schließlich löste sie sich von ihm und wischte ihm behutsam die Asche aus dem Gesicht. Ihre braunen Augen waren feucht, als sie ihn anschaute und seine Hand nahm. »Komm mit.«
    Sie zog ihn zurück zum Wagen, ließ den Motor an und fuhr schweigend nach Osten in Richtung Qumran. Auf einem einsamen Pfad hielt sie und stellte den Motor ab. Von hier aus hattensie einen herrlichen Blick auf das Tote Meer. In Lelas Augen schimmerten Tränen, als sie sich zu Jack umdrehte. »Ich möchte mit dir schlafen.«
    Sie knöpfte ihre Bluse auf, entblößte ihre Brüste und die festen, schokoladenbraunen Brustwarzen. Noch während sie die Lehnen zurückklappte, zog sie Jack zu sich herunter und drückte ihre Lippen auf seinen Mund, seine Ohrläppchen, seinen Hals.
    »Lela …«
    »Sag bitte nichts. Ich war noch nie mit einem Mann zusammen. Auch wenn wir uns nie wiedersehen, ich wünsche mir diesen Augenblick mit dir. Ich möchte dir helfen, deinen Kummer zu vergessen. Du sollst wissen, dass ich dich mag. Es geht mir nicht um Sex.«
    Sie zeichnete mit den Fingern die Umrisse seines Gesichts nach, und ein Fingernagel verharrte auf seinen Lippen. »Du sollst wissen, dass du jemanden auf der Welt hast … dass du geliebt wirst. Schlaf mit mir, Jack. Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich mag.« Lela legte seine Hand auf ihre Brust und küsste ihn voller Verlangen.
    Ihre Zärtlichkeiten erregten ihn. Und auf dem einsamen Wüstenpfad mit Blick auf das Tote Meer schlief Jack zum ersten Mal mit einer Frau.

    Jack schlug die Augen auf und blendete die Vergangenheit aus. Er schaute über das weite, dürre Land hinweg auf Jerusalem.
    Wo bist du jetzt, Lela?
    In der Luft kreiste ein Falke, dessen Schreie ihn aus seinen Gedanken rissen. Die Monate nach dem Tod seiner Eltern waren eine rastlose Zeit für ihn gewesen. Um seinen Kummer zu betäuben, hatte er Dinge getan, die er nicht hätte tun sollen. Am liebsten hätte er diese Zeit aus seinem Gedächtnis gestrichen.
    Er starrte auf den Grabstein.
    Dad, Mom – endlich habe ich Glück gehabt und eine kostbare Schriftrolle gefunden. Alle, die mit den Ausgrabungen zu tun haben, sind begeistert. Professor Green, unser Direktor, hält es für eine möglicherweise sehr wichtige Entdeckung. Ich bin sehr aufgeregt. Ich wollte, dass ihr beide es erfahrt.
    Jack musste lächeln. Er redete, als wollte er vor seinen Eltern prahlen. Dabei hatte er bloß das Bedürfnis, seine Freude mit den beiden Menschen zu teilen, die ihm am meisten bedeutet hatten.
    Eine ferne Erinnerung erwachte.
    Es war Jacks fünfzehnter Geburtstag gewesen – ein sonniger Wintertag vor den Toren Kairos. Er half seinem Vater bei Ausgrabungen in der Nähe alter Grabstätten unweit der Cheopspyramide. Sie machten Pause, um Kaffee zu kochen, sich ein bisschen zu unterhalten und zu Mittag zu essen. Ungefähr zu dieser Zeit hatte Jack seine Begeisterung für die Archäologie
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