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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha
Autoren: A. A. Fair
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bewahrt Ihr Mann sie denn auf?«
    »In seinem Arbeitszimmer, in einer Tischschublade... Aber Sie dürfen das alles nicht so wichtig nehmen, Mr. Lam; und bitte achten Sie nicht darauf, was mein Mann jetzt sagt. Er ist nervös, und wenn so, was passiert, regt ihn das schrecklich auf. Aber ich versichere Ihnen, morgen wird er die Dinge ganz anders sehen; es ist schließlich nicht das erste Mal, daß ihm etwas gestohlen worden ist. Außerdem sind seine Sammlungen versichert. Und dann... na ja, bei einem Mann in seiner Position — da muß man eben auf so was gefaßt sein.«
    Sie lächelte Bertha zu und streckte mir impulsiv die Hand entgegen. »Sie nehmen’s nicht tragisch, Mr. Lam, nicht wahr?«
    »Ich nehm’s nicht tragisch, o nein!« versicherte ich.
    »Ich will Ihnen was verraten«, begann sie wieder, »mein Mann ist ein schlechter Verlierer — das ist der eigentliche Grund, weshalb er so verärgert ist. Er hat heute abend in voller Absicht eine Falle gestellt, und die ist leider nicht zugeschnappt; deswegen hat er jetzt so eine
    Wut. Darum wollte er vorher auch soviel Publicity: Er wollte den Dieb herausfordern, er wollte ihn reizen, es heute abend zu versuchen.
    Wissen Sie, er hat jetzt immer wieder wertvolle Stücke verloren. Das geht schon eine ganze Zeit so. Diesmal wollte er den Dieb erwischen. Der ganze Rummel mit dem Detektiv, der die Einladungen kontrolliert — das war eigentlich Tarnung, sozusagen. In Wirklichkeit hat er im Fahrstuhl eine Röntgenapparatur einbauen lassen.«
    »Eine Röntgenapparatur?« Ich war verblüfft.
    »Ja. Vor zwei Wochen hat er die Anlage installieren lassen. Das ist so eine Sache, wie sie’s in den Rüstungsbetrieben hatten; da wurde man in eine Art Käfig gestellt und durchleuchtet. Ein verborgener Beobachter konnte glatt durch Sie hindurchsehen und kontrollieren, was Sie in den Taschen haben: ein Messer oder einen Revolver oder so was.«
    »Ja, ich hab’ das mal gesehen, und zwar in einem Gefängnis.«
    »Also kurz und gut, jeder Gast, der heute abend die Party verließ, ist durchleuchtet worden. Demnach können die fehlenden Gegenstände gar nicht mitgenommen worden sein. Und trotzdem sind sie weg... bitte entschuldigen Sie mich jetzt; ich will versuchen, noch etwas öl auf die Wogen zu gießen.«
    Sie verließ uns und ging zu der Gruppe in der Mitte des Zimmers zurück. Ihr wiegender Gang war verführerisch.
    »Verdammt noch mal!« Bertha schubste mich unsanft. »Kannst du dich mal um was anderes kümmern als um die Kehrseite der Dame? Los, an die Arbeit!«
    »Deswegen bin ich ja hier«, sagte ich.
    »Ach nee?! Das ist aber wirklich reizend von dir! Vielleicht überlegst du dir mal, was wir jetzt anfangen.«
    »Es hat bereits angefangen, liebe Bertha. Das Zeug ist weg.«
    »Ach, und das willst du jetzt mir in die Schuhe schieben, ja? Aber so haben wir nicht gewettet! Wir sind Partner in diesem Geschäft, verstehst du! Ich habe mich hier oben abgerackert und diese Gäste kontrolliert, während du dich vermutlich mit irgendeinem zweifelhaften Mädchen die Zeit über ‘rumgetrieben hast.«
    »Du hast mich ja nicht aufgefordert, dabeizusein«, erinnerte ich sie, »du wolltest in die Zeitung kommen, du wolltest gelobt werden. Und du warst die Dame mit dem dicken Bizeps, die jede verdächtige Frauenperson an den Beinen hält und mit dem Kopf nach unten ...«
    »Jetzt halt aber die Luft an!« fauchte sie.
    Da derartige Diskussionen mit der guten Bertha erfahrungsgemäß zu nichts als zu erheblichen Zeitverlusten für alle Beteiligten führen, beschloß ich, sie nicht weiter zu reizen. Ich wurde sachlich. »Du hast also am Fahrstuhl gestanden und die Einladungskarten geprüft?«
    »Jawohl« bellte sie. »Und wenn du mich jetzt auch noch fragst, warum ich nicht die Namen auf der Liste abgehakt habe, dann hau’ ich dir vor versammelter Mannschaft eine ‘runter!«
    »Nein, nein, das mach ich gar nicht«, nahm ich den Faden eilig wieder auf. »Mich interessiert etwas ganz anderes: Wie ist das eigentlich mit den Lieferanten — wie sind die ‘raufgekommen? Gibt es da noch einen zweiten Aufzug?«
    »Nein«, erwiderte sie, »nur diesen einen Fahrstuhl. Wer und was immer herauf- oder hinuntergebracht werden soll, wird darin befördert.«
    »Aha«, fuhr ich fort, »dann wäre ich doch noch recht dankbar, wenn du mir erklären könntest, wie da jemand ein Blasrohr von i Meter 80 Länge ‘rausschmuggeln konnte.«
    Bertha sah mich einigermaßen perplex an und zwinkerte mit den
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